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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hinauf.
    Zu ihrem Entsetzen lag Mark in seinem Bett und wand sich. Er preßte die Hände an den Kopf, als habe er furchtbare Schmerzen, und schrie aus Leibeskräften. Horace packte das Kind bei den Schultern und versuchte, es festzuhalten, während Colette zum Telefon lief.
    Horace spürte überrascht, wie stark der Junge war. Nur mit Mühe konnte er verhindern, daß er sich selbst aus dem Bett warf.
    Dann brach das Schreien so plötzlich ab, wie es begonnen hatte. Einen Moment lang blieb Mark regungslos liegen, die Händchen immer noch an die Schläfen gepreßt, die Augen fest geschlossen.
    »Mark?« flüsterte Horace.
    Marks Arme entspannten sich. Er schlug die blauen Augen auf und sah seinen Vater an. Aber es lag kein Erkennen in seinem Blick, und als er den Mund auftat, gab er sinnloses Gestammel von sich.
    Marsha saß vor ihrer Frisierkommode, bürstete ihr langes Haar und beobachtete Victor im Spiegel. Er stand vor dem Waschbecken und putzte sich mit raschen, kräftigen Bewegungen die Zähne. VJ war schon lange im Bett; Marsha hatte nach ihm gesehen, als sie vor einer Viertelstunde heraufgekommen war. Sie hatte sein Engelsgesicht betrachtet und noch einmal an sein offensichtliches Täuschungsspiel im Pool gedacht.
    »Victor!« rief sie plötzlich.
    Victor fuhr herum. Zahnpastaschaum stand ihm vor dem Mund wie bei einem tollwütigen Hund. Sie hatte ihn erschreckt.
    »Ist dir klar, daß VJ dich beim Schwimmen hat gewinnen lassen?«
    Victor spuckte geräuschvoll ins Waschbecken. »Moment mal! Es war vielleicht knapp, aber ich habe das Wettschwimmen fair und klar gewonnen.«
    »VJ lag die meiste Zeit in Führung«, widersprach Marsha. »Er ist mit Absicht langsamer geworden, um dich gewinnen zu lassen.«
    »Das ist absurd.« Victor war empört.
    »Nein, ist es nicht. Er tut Dinge, die für einen Zehnjährigen einfach nicht normal sind. Wie er mit dem Schachspielen angefangen hat, als er zweieinhalb war. Dir hat das gefallen, aber mich hat es beunruhigt. Ja, es hat mir Angst eingejagt. Ich war erleichtert, als seine Intelligenz nachließ, zumindest als sie sich auf einem hohen Level des Normalen stabilisierte. Ich will nichts als ein glückliches und normales Kind.« Plötzlich stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Wie David«, fügte sie hinzu und wandte sich ab.
    Victor trocknete sich hastig das Gesicht ab, warf das Handtuch beiseite und kam zu Marsha. Er legte den Arm um sie. »Du machst dir Sorgen wegen nichts. VJ ist ein prima Junge.«
    »Vielleicht benimmt er sich so merkwürdig, weil ich ihn als Baby so viel bei Janice gelassen habe«, sagte Marsha; sie bemühte sich, die Tränen niederzukämpfen. »Ich war nicht genug zu Hause. Ich hätte mir Urlaub nehmen sollen.«
    »Du bist wirklich entschlossen, dir Selbstvorwürfe zu machen«, stellte Victor fest, »sogar wenn alles in Ordnung ist.«
    »Na«, sagte Marsha, »da ist jedenfalls etwas Eigenartiges in seinem Benehmen. Wenn es eine Episode wäre, könnte man nichts dagegen einwenden. Aber es ist keine. Der Junge ist einfach kein normaler Zehnjähriger. Er ist zu verschlossen, zu erwachsen.« Sie fing an zu weinen. »Manchmal macht er mir einfach angst.«
    Während er versuchte, seine Frau zu trösten, dachte Victor an das Entsetzen, das er bei VJs Geburt verspürt hatte. Er hatte sich einen außergewöhnlichen Sohn gewünscht, keinen beinahe abartig unnormalen.

3
    20. März 1989
    Montag morgen
    Das Frühstück bei den Franks war immer eine informelle Sache: Obst, Müsli, Kaffee und Saft schon im Stehen. Der wesentliche Unterschied an diesem speziellen Morgen bestand darin, daß VJ heute schulfrei hatte, so daß er nicht wie sonst in Eile war, um seinen Bus nicht zu verpassen. Marsha verließ das Haus gegen acht als erste; sie brauchte die Zeit, um ihre Krankenhauspatienten zu besuchen, ehe die Praxissprechstunde begann. Im Hinausgehen begegnete sie Ramona Juarez, der Putzfrau, die montags und donnerstags kam.
    Victor sah zu, wie seine Frau in ihren Volvo-Kombi stieg. Jeder Auspuff blies eine flüchtige Dunstwolke in die frische Morgenluft. Obwohl am nächsten Tag der Frühling beginnen würde, zeigte das Thermometer frostige minus zwei Grad.
    Victor stellte seinen Kaffeebecher umgekehrt ins Spülbecken und wandte sich VJ zu, der abwechselnd auf den Fernsehschirm schaute und in einem von Victors wissenschaftlichen Journalen blätterte. Victor runzelte die Stirn. Vielleicht hatte Marsha recht. Vielleicht kehrte die anfängliche brillante Intelligenz des

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