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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einer Weile erzählt, daß du Zeitungen austrägst. Ich nehme an, das tust du immer noch, denn du kommst regelmäßig in diese Bank.«
    »Natürlich tue ich es noch«, erklärte VJ. Er erinnerte sich jetzt, daß dieser Mann ihn schon einmal in Bedrängnis gebracht hatte. Ein Jahr mußte es her sein.
    »Wenn dein Geld erst einmal auf einem Sparbuch ist, beginnt es für dich zu arbeiten. Mit anderen Worten, dein Geld vermehrt sich. Ich will dir ein Beispiel geben.«
    »Mr. Scott«, sagte VJ, als der Bankangestellte Papier aus der Schreibtischschublade nahm. »Ich habe nicht viel Zeit. Mein Vater erwartet mich im Labor.«
    »Es dauert nicht lange«, erwiderte Harold, und er machte sich daran, VJ vorzuführen, was aus zwanzig Dollar wurde, wenn man sie zwanzig Jahre lang bei der North Andover National Bank ließ. Als er fertig war, fragte er: »Was sagst du dazu? Überzeugt es dich?«
    »Unbedingt.«
    »Also«, sagte Harold, nahm ein paar Formulare aus einer anderen Schublade und füllte sie rasch aus. Dann schob er sie zu VJ hinüber und deutete auf eine gepunktete Linie am unteren Rand des Blattes. »Hier unterschreiben!«
    Gehorsam nahm VJ den Stift und schrieb seinen Namen hin.
    »Also«, wiederholte Harold. »Wieviel möchtest du einzahlen?«
    VJ sog die Wange zwischen die Backenzähne und wühlte dann sein Portemonnaie hervor. Es waren drei Dollar darin. Er nahm sie heraus und reichte sie Harold.
    »Ist das alles?« wollte Harold wissen. »Wieviel verdienst du denn pro Woche mit deinen Zeitungen? Du mußt dir das Sparen schon früh im Leben zur Gewohnheit machen!«
    »Ich werd's vermehren«, versprach VJ.
    Harold nahm das Formular und die Geldscheine und begab sich an den Kassenschalter. Ein Summer ließ ihn ein. Als er zurückkam, reichte er VJ eine Einzahlungsquittung. »Dies ist ein bedeutender Tag in deinem Leben«, sagte er.
    VJ nickte, steckte die Quittung ein und ging in den hinteren Teil der Bank. Von dort aus behielt er Mr. Scott im Auge. Gottlob kam ein Kunde herein und setzte sich vor seinen Schreibtisch.
    VJ drückte auf den Summer, um den für die Schließfächer zuständigen Mitarbeiter zu rufen. Ein paar Minuten später saß er ungestört in einer der privaten Zellen, vor sich die große Box aus seinem Schließfach. Vorsichtig legte er seine Satteltaschen auf den Boden und öffnete sie. Die Taschen waren vollgestopft mit ordentlich gebündelten Hundert-Dollar-Noten. Als er sie zu den bereits vorhandenen Geldbündeln in die Kassette gelegt hatte, brauchte er beide Hände, um diese hochzuheben und in ihr Tresorfach zu schieben.
    Wenig später saß VJ wieder auf seinem Fahrrad und verließ North Andover in Richtung Westen. Er trat stetig in die Pedale und war nach kurzer Zeit in Lawrence. Nachdem er die Brücke über den Merrimack überquert hatte, erreichte er das Gelände von Chimera. Der Sicherheitsmann am Tor winkte ihm mit dem gleichen Respekt zu, den er auch Dr. Frank entgegenbrachte.
    Kaum hatte Victor sein Büro betreten, überfiel ihn seine sehr hübsche und sehr tüchtige Sekretärin Colleen mit einem Stapel Telefonnachrichten.
    Victor stöhnte innerlich. Montags ging es nur allzuoft so; manchmal kam er den ganzen Tag nicht ins Labor. Sein derzeitiges Hauptinteresse in der Forschung drehte sich um die geheimnisvolle Frage, wie ein befruchtetes Ei sich in der Gebärmutter einnistete. Niemand wußte, wie es dazu kam und was die Faktoren waren, die diesen Vorgang ermöglichten. Victor hatte das Projekt vor vielen Jahren begonnen, weil die Lösung von großer akademischer wie kommerzieller Bedeutung sein würde. Aber beim Tempo seiner derzeitigen Fortschritte würde er noch jahrelang daran arbeiten.
    »Das hier ist wahrscheinlich die wichtigste Nachricht«, sagte Colleen und gab ihm einen rosafarbenen Zettel.
    Victor nahm ihn entgegen: Er solle Ronald Beekman anrufen, dringend. Na, wunderbar, dachte Victor. Wenn er und Ronald in der Anfangsphase der Gründung von Chimera Inc. auch die besten Freunde gewesen waren, so war ihre Beziehung inzwischen durch unterschiedliche Ansichten über die Zukunft des Unternehmens doch stark belastet. Zur Zeit stritten sie über eine geplante Aktienemission, mit der Clark Foster zusätzliches Kapital zur weiteren Expansion beschaffen wollte.
    Ronald war unerbittlich gegen jede Verwässerung des Kapitals, da er zukünftige feindselige Übernahmeversuche befürchtete. Er war der Auffassung, daß die Expansion unmittelbar an aktuelle Einkünfte und Profite geknüpft

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