Das Ungeheuer
Benehmen sein Äußeres überwog.
»Guten Morgen, Mr. Frank!« sagte Philip. Seine Stimme klang überraschend kindlich bei seiner Größe.
»Guten Morgen, Philip!« erwiderte Victor seinen Gruß. »VJ ist hier irgendwo. Er sucht Sie. Er wird die ganze Woche hier sein.«
»Das freut mich«, sagte Philip aufrichtig. »Ich schaue gleich, wo er ist. Danke!«
Victor sah ihm nach, als er mit seinem Wägelchen davoneilte, und er wünschte, alle Mitarbeiter bei Chimera wären so zuverlässig wie Philip.
In Ronalds Büro angekommen, das dem seinen wie ein Spiegelbild glich, begrüßte Victor die Sekretärin mit einem »Hallo!« und fragte sie, ob ihr Chef zu sprechen sei. Sie ließ Victor ein paar Minuten warten, bevor sie ihn hineinbat.
»Ist Brutus gekommen, um Cäsar zu preisen?« fragte Ronald und sah Victor unter buschigen Brauen hervor an. Er war ein stämmiger Mann mit dichtem, zerzaustem Haar.
»Ich dachte, wir könnten einmal die Aktienemission besprechen«, schlug Victor vor. Nach Ronalds Haltung und seinem Ton zu urteilen, war er offenbar nicht in der Stimmung zu einem Plauderstündchen.
»Was gibt es da zu besprechen?« fragte Ronald mit schlecht verhüllter Abneigung. »Ich habe gehört, du bist für eine Kapitalverwässerung.«
»Ich bin für eine Kapitalerhöhung«, widersprach Victor.
»Das ist ein und dasselbe«, behauptete Ronald.
»Interessieren dich meine Gründe?«
»Ich denke, deine Gründe sind ziemlich klar. Du und Clark, ihr verschwört euch gegen mich, seit wir an die Börse gegangen sind.«
»Ach ja?« Victor konnte den sarkastischen Unterton nicht völlig unterdrücken. Ein so lächerlicher Argwohn legte die Vermutung nahe, daß der Mann von der Last seiner Verwaltungsaufgaben allmählich aufgerieben wurde. Er hatte damit mindestens ebensoviel zu tun wie Victor, und keiner von beiden war für diese Arbeit ausgebildet.
»Spar dir dein > Ach ja »Wovon, um alles in der Welt, redest du da?« fragte Victor ungläubig. »Was willst du machen - mir die Luft aus den Reifen lassen? Ronald, ich bin's, Victor- erinnerst du dich?« Er wedelte mit der Hand vor Ronalds Gesicht.
»Ich kann dir das Leben genauso zur Hölle machen wie du mir«, fauchte Ronald. »Wenn du mich weiter unter Druck setzt, damit wir neue Aktien emittieren, dann werde ich es dir heimzahlen; das versichere ich dir.«
»Bitte!« Victor wich zurück. »Ronald, wenn du wieder aufgewacht bist, ruf mich an! Ich werde nicht hier rumstehen und mich bedrohen lassen.«
Victor wandte sich ab und verließ das Büro. Ronald wollte noch etwas sagen, aber er blieb nicht stehen, um es sich anzuhören. Angewidert erwog er einen Augenblick lang, das Handtuch zu werfen, sich seinen Anteil auszahlen zu lassen und an die Hochschule zurückzugehen. Aber als er wieder an seinem Schreibtisch saß, hatte er sich anders besonnen. Er würde sich von Ronalds Persönlichkeitsproblemen nicht den Zugang zu den Reizen der biochemischen Industrie verwehren lassen. Schließlich gab es auch an der Hochschule Beschränkungen; sie waren dort nur anderer Art.
Die Telefonnummer von Gephardts Rechtsanwalt, Jonathan Marronetti, starrte ihn an. Resigniert wählte Victor die Nummer und ließ sich mit dem Anwalt verbinden. Der Mann hatte einen unüberhörbaren New Yorker Akzent, der Victor auf die Nerven ging.
»Habe gute Nachrichten für euch Burschen«, sagte Marronetti.
»Können wir brauchen«, antwortete Victor.
»Mein Klient Mr. Gephardt ist bereit, die Gelder, die auf mysteriöse Weise auf sein Gehaltskonto gelangt sind, verzinst zu erstatten. Das bedeutet kein Schuldanerkenntnis; er wünscht lediglich, daß der Fall abgeschlossen wird.«
»Ich werde das Angebot mit unseren Anwälten besprechen«, erklärte Victor.
»Moment, es kommt noch mehr«, sagte Marronetti. »Zum Ausgleich für die Erstattung dieser Gelder verlangt mein Klient seine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, und er verlangt, daß weitere Behelligungen aufhören, einschließlich aller derzeit laufenden Untersuchungen seiner Verhältnisse.«
»Das kommt nicht in Frage«, entgegnete Victor. »Mr. Gephardt kann kaum seine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand erwarten, bevor unsere Untersuchung abgeschlossen ist.«
»Tja«, sagte der Anwalt, »ich denke, ich könnte vielleicht mit meinem Klienten sprechen und ihm die
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