Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Veränderung der Gehirnfunktion erlitten, die jetzt stabil zu sein scheint.«
    »Du hast keine weiteren Eintragungen gemacht?« fragte Marsha.
    »Nein«, gestand Victor. »Ich hielt das Experiment dem anfänglichen Erfolg zum Trotz für gescheitert. Es gab keinen ersichtlichen Grund, die Aufzeichnungen fortzusetzen.«
    Marsha klappte das Buch zu. Sie hatte gehofft, weitere Hinweise auf das zu finden, was sie für Defizite in VJs Persönlichkeit hielt. »Ich wünschte, seine Geschichte wiese auf irgendeine psychosomatische Erkrankung oder wenigstens auf eine Konversionsreaktion hin. Dann würde er vielleicht auf eine Therapie ansprechen. Warum bin ich damals nicht sensitiver gewesen, als all das passiert ist?«
    »Ich glaube, VJs Problem war das Resultat irgendeines intrazellularen Phänomens«, sagte Victor. »Ich denke nicht, daß es da auf seine Geschichte besonders ankommt.«
    »Das macht mir ja gerade solche angst«, entgegnete Marsha. »Ich fürchte, VJ könnte sterben wie die Kinder von Hobbs und Murray oder an Krebs wie sein Bruder oder übrigens auch wie Janice. Ich habe genug über eure Arbeit gelesen, um zu wissen, daß Krebs ein großer Sorgenfaktor für die Zukunft der Gentherapie ist. Man befürchtet, daß eingepflanzte Gene bewirken könnten, daß Proto-Onko-gene zu Onkogenen werden und die betroffene Zelle zu einer Tumorzelle machen...« Sie brach ab, denn sie merkte, wie ihre Gefühle sie von neuem überwältigten. »Wie kann ich weiter über all das reden, als wäre es bloß ein wissenschaftliches Problem? Es ist unser Sohn, und nach allem, was ich weiß, hast du in ihm etwas ausgelöst, das ihn sterben lassen wird.«
    Marsha schlug die Hände vors Gesicht. All ihren Beherrschungsversuchen zum Trotz stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen. Sie ließ sie fließen.
    Victor wollte den Arm um sie legen, aber sie wich zur Seite. Frustriert stand er auf. Er betrachtete sie einen Augenblick lang; ihre Schultern zuckten lautlos. Es gab nichts, was er zu seiner Verteidigung hätte sagen können. So verließ er das Zimmer und ging nach oben. Sein eigener Schmerz war überwältigend. Und nach seinen heutigen Entdeckungen hatte er mehr Grund als seine Frau, Angst um VJs Sicherheit zu haben.
     

8
    Donnerstag morgen
    Victor fragte sich, wie andere Leute sich tagtäglich damit abfinden konnten, als er sich durch den Verkehrsstau des normalen Bostoner Berufsverkehrs quälte.
    Erst als er auf dem Storrow Drive in Richtung Westen fuhr, besserte sich die Lage, aber in der Nähe des Fenway stockte es erneut. Es war schon nach neun, als er endlich die Kinderklinik betrat. Er begab sich geradewegs in die Pathologie.
    »Zu Dr. Shryack, bitte«, sagte er. Die Sekretärin blickte auf und deutete, ohne den Ohrhörer ihres Diktaphons abzunehmen, den Korridor hinunter.
    Victor ging an den Türen entlang und las die Namensschilder.
    »Entschuldigung - Dr. Shryack?« rief er und trat durch eine offene Tür. Der außergewöhnlich jung aussehende Mann hob den Kopf von einem Mikroskop.
    »Ich bin Dr. Frank. Erinnern Sie sich? Ich bin vorbeigekommen, als Sie die Autopsie an Baby Hobbs vornahmen.«
    »Natürlich«, sagte Dr. Shryack. Er stand auf und streckte die Hand aus. »Nett, Sie unter angenehmeren Umständen zu sehen. Nennen Sie mich Stephen!«
    Victor schüttelte ihm die Hand.
    »Leider haben wir noch keine definitive Diagnose«, erklärte Stephen. »Falls Sie deshalb kommen. Die Proben werden noch verarbeitet.«
    »Natürlich interessiert es mich«, sagte Victor. »Aber eigentlich bin ich vorbeigekommen, weil ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten wollte. Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl routinemäßig Flüssigkeitsproben entnehmen.«
    »Unbedingt«, antwortete Stephen. »Wir machen immer auch toxikologische Untersuchungen. Zumindest Stichproben.«
    »Ich hatte gehofft, ich könnte vielleicht auch ein paar Proben bekommen«, bekannte Victor.
    »Ihr Interesse ist beeindruckend«, sagte Stephen. »Die meisten Internisten machen einen weiten Bogen um uns. Kommen Sie! Mal sehen, was wir haben.«
    Stephen führte Victor hinaus, den Gang hinunter und in das weitläufige Labor, wo er mit einer streng gekleideten Frau mittleren Alters sprach. Die Unterredung dauerte eine Minute; dann deutete die Frau zum anderen Ende des Raums. Stephen ging voraus, durch das Labor und in ein Nebenzimmer.
    »Ich glaube, wir haben Glück.« Er öffnete die Tür eines großen Kühlschranks in der gegenüberliegenden Wand und begann unter den

Weitere Kostenlose Bücher