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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Hunderten von zugestöpselten Erlenmeyerkolben zu suchen. Dann fand er einen und reichte ihn Victor. Bald hatte er noch drei weitere.
    Victor sah, daß es zwei Flaschen Blut und zwei Flaschen Urin waren.
    »Wieviel brauchen Sie?« fragte Stephen.
    »Nur ein kleines bißchen«, sagte Victor.
    Stephen goß sorgfältig ein wenig aus jedem Glaskolben in vier Reagenzgläser, die er von einem Tisch nahm. Er verkorkte die Röhrchen, beschriftete jedes mit einem roten Folienschreiber und gab sie Victor.
    »Noch was?« fragte Stephen.
    »Na, ich nutze Ihre Großzügigkeit nur ungern aus...«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Wissen Sie, vor etwa fünf Jahren ist mein Sohn an einer sehr seltenen Form von Leberkrebs gestorben«, begann Victor.
    »Das tut mir leid.«
    »Er wurde hier behandelt. Damals sagten die Ärzte, es gebe nur zwei ähnliche Fälle in der ganzen Literatur. Sie vermuteten, das Karzinom sei aus den Kupferschen Sternzellen entstanden, so daß es sich eigentlich um einen Krebs des retikuloendothelialen Systems handelte.«
    Stephen nickte. »Ich glaube, ich habe von dem Fall gelesen. Bestimmt sogar.«
    »Da der Tumor so selten war«, sagte Victor, »halten Sie es für möglich, daß man Gewebeproben aufbewahrt hat?«
    »Möglich«, sagte Stephen. »Gehen wir in mein Büro!«
    Stephen ließ sich vor seinem Computerterminal nieder und fragte Victor nach Davids vollem Namen und seinem Geburtsdatum. Als er die Daten eingegeben hatte, erhielt er Davids Patientennummer und konnte damit die Pathologieakte ausfindig machen. Mit dem Finger auf dem Bildschirm überflog er die Informationen. Dann hielt er inne. »Sieht hoffnungsvoll aus. Das hier ist eine Probenkennziffer. Schauen wir mal nach!«
    Diesmal führte er Victor in den Keller. »Wir haben hier eine Krypta, wo wir Dinge langfristig lagern«, erklärte er.
    Sie verließen den Aufzug und gelangten in einen matt erleuchteten Flur, von dem zahllose Gänge sich in alle Himmelsrichtungen davonschlängelten. Unter der Decke zogen sich Rohre und Leitungen hin, und der Fußboden bestand aus nacktem, fleckigem Zement.
    »Wir kommen hier nicht so oft runter«, sagte Stephen und ging voran in das Labyrinth. An einer schweren Metalltür blieb er stehen. Victor half ihm, sie aufzuziehen, und Stephen langte hindurch und schaltete das Licht ein.
    Es war ein großer Raum, schlecht beleuchtet mit einzelnen Glühbirnen in einfachen, weit auseinanderliegenden Deckenlampen. Die Luft war kalt und feucht. Zahlreiche Reihen von Stahlregalen reichten fast bis zur Decke.
    Stephen blickte auf den Zettel, auf dem er sich die Nummer notiert hatte, und ging an einem der Regale entlang. Victor folgte ihm und schaute in die Fächer. Einmal blieb er stehen, gebannt vom Anblick eines ganzen Kinderkopfes in einem großen Glasbehälter, wo er in einer konservierenden Brühe schwamm. Die Augen starrten durch das Glas heraus, und der Mund war aufgerissen wie zu einem endlosen Schrei. Victors Blick ging zu anderen Gläsern. Jedes enthielt irgendein grauenvolles, konserviertes Zeugnis vergangenen Leidens. Ihn schauderte, und dann merkte er, daß Stephen nicht mehr zu sehen war.
    Er schaute sich nervös um und hörte den Pathologen rufen: »Hier drüben!«
    Victor ging weiter, ohne noch einen Blick auf die Glasbehälter zu werfen. Als er um die Ecke bog, sah er, wie Stephen gerade in eines der Regale griff und geräuschvoll die Gläser umherschob. »Heureka!« rief er und richtete sich auf. Er hielt ein nicht sehr großes Glas in der Hand, in dem eine wulstige Leber in einer klaren Flüssigkeit schwamm. »Sie haben Glück.«
    Als sie mit dem Aufzug nach oben fuhren, fragte er Victor, wozu er das Gewebe eigentlich brauche.
    »Es ist Neugier«, sagte Victor. »Als David starb, überwog die Trauer eigentlich alles andere, so daß ich keinerlei Fragen stellte. Aber nach all den Jahren will ich doch etwas mehr über die Todesursache wissen.«
    Marsha fuhr VJ und Philip durch das Werkstor von Chimera. Unterwegs hatte VJ wie ein normaler Zehnjähriger über ein neues Pac-Man-Video geplappert.
    »Danke fürs Fahren, Mom!« sagte er, als er ausstieg.
    »Gib Colleen Bescheid, wo du spielst«, ermahnte sie ihn. »Und ich möchte, daß du vom Wasser wegbleibst. Du hast gesehen, wie der Fluß ausschaut, als wir über die Brücke fuhren.«
    Philip stieg hinten aus. »VJ wird nichts passieren«, erklärte er.
    »Bist du sicher, daß du nicht lieber zu deinem Freund Richie fahren würdest?« fragte Marsha.
    »Ich bin

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