Das Ungeheuer
ein tragischer Zufall.«
»Verflixtes Pech, würde ich sagen.«
»Ja, das war es in der Tat. Und wir vermissen Janice genauso sehr, wie wir unseren Sohn vermissen.«
»Sie war schon ganz in Ordnung«, meinte Fay. »Sie war ein gutes Kind. Aber sie log viel. Sie erzählte viel Lügen über mich.«
»Uns gegenüber hat sie nie irgend etwas Schlechtes über Sie gesagt«, erwiderte Marsha. Sie verabschiedete sich mit einem knappen Händedruck und ging.
»Und es macht Ihnen ganz bestimmt nichts aus?« fragte Victor Louis Kaspwicz. Er hatte den Mann zu Hause angerufen, um ihn wegen dieses seltsamen Phänomens mit der Festplatte auf seinem PC zu fragen.
»Es macht mir überhaupt nichts aus«, versicherte Kaspwicz. »Wenn Ihre Festplatte keinen Speicherplatz mehr zur Verfügung hat, dann bedeutet das, daß der vorhandene Speicherplatz mit Daten belegt ist. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
»Aber ich habe ins Dateienverzeichnis geschaut«, sagte Victor. »Das einzige, was dort aufgeführt ist, sind die Betriebssystemdateien.«
»Es müssen aber mehr Dateien dasein«, beharrte Kaspwicz. »Glauben Sie mir!«
»Es widerstrebt mir, Ihnen den Samstagnachmittag zu versauen, wenn es wirklich nur irgendein blöder kleiner Fehler ist«, erklärte Victor.
»Hören Sie, Dr. Frank«, sagte Kaspwicz, »es macht mir wirklich nichts aus. Im Gegenteil, bei so einem miesen Wetter wie heute ist mir sogar jeder Vorwand recht, um aus dem Haus zu kommen.«
»Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen«, erwiderte Victor.
»Sagen Sie mir nur, wie ich fahren muß!«
Victor beschrieb ihm den Weg, dann ging er ins Hauptlabor und teilte Robert mit, daß er nach Hause fahren, wahrscheinlich aber noch einmal zurückkommen würde. Er fragte Robert, wann er vorhätte, Feierabend zu machen. Robert antwortete ihm, seine Frau hätte gesagt, um sechs gebe es Abendessen, also würde er gegen halb sechs losfahren. Louis Kaspwicz stand schon vor dem Haus, als Victor ankam.
»Tut mir leid, wenn ich Sie habe warten lassen«, sagte Victor, während er nach seinen Schlüsseln kramte.
»Kein Problem«, erwiderte Kaspwicz fröhlich. »Wirklich ein schönes Haus, was Sie da haben«, fügte er hinzu. Er putzte sich die Schuhe auf der Fußmatte ab.
»Danke!« Victor führte Louis die Treppe hinauf zu seinem Wang-PC. »Da ist er.« Er griff hinter die Recheneinheit und schaltete das Gerät ein.
Louis warf einen raschen Blick auf den Computer, dann legte er seinen dünnen Aktenkoffer auf den Tisch und ließ die Verschlüsse aufschnappen. Im Innern des Koffers, eingebettet in Styropor, kam eine eindrucksvolle Kollektion von elektronischen Werkzeugen zum Vorschein.
Louis setzte sich vor den Rechner und wartete, bis das Menü auf dem Bildschirm erschien. Dann nahm er in schneller Abfolge die gleichen Operationen vor, die Victor am Morgen vorgenommen hatte - mit demselben Ergebnis.
»Sie hatten recht«, sagte Louis. »Auf dieser Winchester ist nicht mehr viel Speicherplatz übrig.« Er langte in seinen Aktenkoffer, klappte das ziehharmonikaartige Diskettenfach auf, das unter dem Deckel befestigt war, zog eine Diskette heraus und lud sie.
»Zum Glück habe ich zufällig eine spezielle Diskette zum Auffinden versteckter Dateien«, erklärte Louis.
»Was meinen Sie mit >versteckten Dateien« fragte Victor.
Louis tippte mit flinken Handbewegungen Informationen in das Keyboard ein. Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, antwortete er: »Es ist möglich, Dateien so abzuspeichern, daß sie in keinem Verzeichnis auftauchen.«
Wie von Geisterhand begannen plötzlich Daten auf dem Bildschirm zu erscheinen. »Aha, da haben wir den Übeltäter«, sagte Louis. Er lehnte sich zur Seite, damit Victor einen besseren Blick auf den Bildschirm hatte. »Sagen Ihnen diese Daten irgend etwas?«
Victor studierte die Daten. »Ja«, antwortete er. »Das sind Kontraktionen für die Nukleotidbasen des DNS-Moleküls.« Der Bildschirm war voll mit vertikalen Kolonnen aus den Buchstaben AT, TA, GC und CG. »Das A ist das Adenin; das T steht für Thymidin, das G für Guanin, und das C steht für Zytosin«, erklärte Victor.
Louis drückte die Pagedown-Taste. Die Kolonnen setzten sich fort. Er drückte die Pagedown-Taste mehrmals rasch hintereinander. Die Kolonnen waren scheinbar endlos. »Was sagen Sie dazu?« fragte Louis, während er in rascher Folge weiterblätterte.
»Das muß eine DNS-Molekül- oder Gensequenz sein«, sagte Victor, während sein Blick den über den
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