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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Junge war wütend, er schrie irgend jemanden an, Victor sei sein Vater.
    »Tut mir leid.« Der Sprecher hatte einen harten spanischen Akzent. »Woher sollte ich das wissen?«
    Victor merkte, wie jemand ihn schüttelte. Die ruckartige Bewegung machte ihm bewußt, daß sein Kopf schmerzte. Er fühlte sich benommen. Vorsichtig griff er sich an den Kopf. Auf seiner Stirn ertastete er eine Beule von der Größe eines ausgewachsenen Golfballs.
    »Dad?« rief VJ.
    Victor schlug benommen die Augen auf. Ein stechender Schmerz schoß im ersten Moment durch seinen Kopf, ließ dann aber rasch wieder ein wenig nach. Er schaute in VJs eisblaue Augen. Sein Sohn hielt seine Schultern. Hinter VJ sah er mehrere Gesichter von dunkler Farbe. Direkt neben VJ war ein besonders dunkelhäutiger Mann, dessen geradezu bedrohlich wirkender Gesichtsausdruck sich noch finsterer dadurch ausnahm, daß sein linkes Augenlid herunterhing.
    Victor schloß die Augen wieder, biß die Zähne zusammen und setzte sich auf. Erneut packte ihn ein Schwindelgefühl, und er drohte zurückzusacken, aber VJ hielt ihn fest. Als das Schwindelgefühl vorüber war, öffnete Victor die Augen. Jetzt spürte er auch die Beule; er erinnerte sich nur vage an den Hieb, dem er sie zu verdanken hatte.
    »Bist du okay, Dad?« fragte VJ.
    »Ich denke, schon«, sagte Victor. Er musterte die Fremden. Sie trugen alle die Uniformen des Chimera-Werkschutzes, aber er kannte nicht einen von ihnen. Hinter ihnen stand Philip; er schaute schüchtern und verängstigt drein.
    Als Victor sich in dem Raum umblickte, um sich zu orientieren, glaubte er im ersten Moment, wieder in seinem Labor zu sein, weil er umgeben war von der gewohnten Ansammlung komplizierter wissenschaftlicher Instrumente und Apparaturen.
    Direkt zu seiner Rechten sah er eines der neuesten Instrumente, die es auf dem Markt zu haben gab: ein Proteinflüssigkeitschromatograph. Aber er war nicht in seinem Labor. Das Ambiente, in dem er sich befand, war eine geradezu groteske Kombination aus High-Tech mit einem abenteuerlichen Hintergrund aus nacktem Granit und roh behauenem Holzgebälk.
    »Wo bin ich?« fragte Victor, während er sich die Augen mit den Knöcheln seiner Zeigefinger rieb.
    »Du bist an einem Ort, an dem du eigentlich nicht sein dürftest«, antwortete VJ.
    »Was ist passiert?« fragte Victor und versuchte aufzustehen.
    »Erhol dich erst mal einen Moment!« sagte VJ und drückte ihn sanft wieder zurück. »Du hast dir den Kopf gestoßen.«
    Das ist eine leichte Untertreibung, war Victor versucht zu erwidern. Er faßte sich an den Kopf und betastete erneut die riesige Beule, dann schaute er auf seine Finger, um zu prüfen, ob Blut an ihnen war. Er war immer noch verwirrt, aber sein Kopf begann langsam wieder klar zu werden. »Was meinst du mit >Du bist an einem Ort, an dem du eigentlich nicht sein dürftest    »Du hättest dieses geheime Labor eigentlich erst frühestens in einem Monat sehen sollen«, erklärte VJ. »Jedenfalls zumindest solange nicht, wie ich noch nicht in meine neue Wohnung auf der anderen Flußseite eingezogen bin.«
    Victor blinzelte. Plötzlich war sein Kopf wieder klar. Er erinnerte sich an die dunkle Gestalt, die ihn niedergeschlagen hatte. Er sah einen Moment in das lächelnde Gesicht seines Sohnes, dann ließ er den Blick durch das unglaubliche Labor schweifen. Er hatte das Gefühl, als sei er unvermittelt in eine Welt jenseits der Realität geraten, in eine Welt, in der Massenspektrometer mit handgehauenem Granit wetteiferten. »Wo bin ich?« wiederholte er.
    »Wir sind im Keller des Uhrenturms«, sagte VJ und stand auf. Er machte eine schwingende Bewegung mit der Hand. »Aber wir haben das Dekor ein wenig verändert - so, daß es unseren Bedürfnissen entspricht. Was sagst du dazu?«
    Victor schluckte und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er schaute seinen Sohn an, der ihn stolzerfüllt anstrahlte. Er sah, wie Philip nervös die Hände rang. Victor musterte erneut die drei Männer in Chimera-Werkschutzuniform - dunkelhäutige Südamerikaner mit gegerbten Gesichtern und öligen schwarzen Haaren. Dann wanderte sein Blick langsam durch den hohen Raum. Der Anblick, der sich ihm bot, hätte erstaunlicher und verblüffender nicht sein können. Direkt vor ihm gähnte der dunkle Schlund des Abflußgrabens. Ein dünnes Rinnsal grünen, schleimigen Schlamms sickerte aus dem unteren

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