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Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Rand der Öffnung. Der größte Teil der Öffnung war mit einer provisorisch zusammengezimmerten Luke aus altem, morschem Holz bedeckt. Die riesige hölzerne Rinne, die einstmals das Wasser durch den Raum geleitet hatte, war abmontiert worden; ihre Planken hatten als Rohmaterial für die Luke, die Labortische und für Bücherregale Verwendung gefunden.
    Der Raum maß etwa sechzig Fuß in der Breite und hundert Fuß in der Länge. Das größte der alten Schaufelräder war noch immer in seiner ursprünglichen vertikalen Stellung in der Mitte des Raums, wie eine moderne Skulptur anmutend. Einige der Laborinstrumente standen gegen seine riesigen Schaufeln geschoben, einen mächtigen Kreis um es bildend.
    An den beiden Enden des Raums befand sich jeweils eine schwere, mit Nieten verstärkte Tür. Die Wände bestanden allesamt aus dem gleichen grauen Granit. Die Decke war eine Konstruktion aus schweren Querbalken, die mit Bohlen abgedeckt waren. Außer den größten der Schaufelräder befanden sich auch die meisten der alten mechanischen Vorrichtungen - Pleuelstangen, Zahnräder, Wellen und dergleichen -, die die Wasserkraft übertragen hatten, noch an ihrem ursprünglichen Platz.
    Gleich hinter Victor war eine hölzerne Treppe, die zur Decke hinaufführte und vor einem Viereck aus schweren Holzplanken endete.
    »Nun, Dad?« fragte VJ mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck. »Sag schon! Wie findest du es?«
    Victor rappelte sich mühsam auf. Seine Knie zitterten, und er mußte sich einen Moment gegen die Wand stützen. »Gehört dieses Labor dir?« fragte er.
    »Ganz recht. Stark, was? Findest du nicht auch?«
    Mit wackeligen Schritten ging Victor hinüber zu einem DNS-Synthesizer und strich mit der Hand über seine Oberkante. Es war das neueste Modell, das auf dem Markt erhältlich war, besser als das Gerät, das Victor in seinem eigenen Labor hatte.
    »Woher stammen alle diese Geräte?« fragte Victor, während sein Blick staunend auf einem Magnetelektronenmikroskop haftenblieb, das er auf der anderen Seite des Schaufelrads entdeckt hatte.
    »Man könnte sagen, ich habe sie gewissermaßen auf Leihbasis bekommen«, erklärte VJ. Er folgte seinem Vater und betrachtete liebevoll den Synthesizer.
    Victor wandte sich zu VJ um und studierte das Gesicht des Jungen. »Sind das die Geräte, die bei Chimera gestohlen wurden?«
    »Gestohlen? Das dürfte wohl nicht der passende Ausdruck sein«, erwiderte VJ mit einem schalkhaften Grinsen. »Sagen wir, sie wurden lediglich umdisponiert. Sie gehören Chimera, und sie befinden sich nach wie vor auf dem Firmengelände. Ich glaube kaum, daß man von >stehlen< sprechen kann, solange sie nicht vom Firmengelände weggeschafft werden.«
    Während sie zum nächsten Laborapparat weitergingen, einem hochkomplizierten Gaschromatographen, versuchte Victor, sich zusammenzureißen. Sein Kopf tat noch immer scheußlich weh, besonders, wenn er sich bewegte, und er fühlte sich ziemlich schwindelig. Aber dieses Schwindelgefühl, dachte er, mochte ebensogut von dem Schock über die Entdeckung des geheimen Labors herrühren wie von dem Schlag, den er auf den Schädel gekriegt hatte. Das Ganze war wie aus einem Traum - einem Alptraum. Indem er mit der Hand sanft über den kühlen Stahl des Chromatographen strich, vergewisserte er sich, daß es kein Traum war, sondern Wirklichkeit. Dann drehte er sich zu VJ um, der direkt hinter ihm war.
    »Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn du mich von Anfang an eingeweiht hättest.«
    »Sicher«, sagte VJ. »Aber laß uns doch in den Wohnbereich gehen; da haben wir's ein bißchen gemütlicher.«
    VJ führte ihn um das große Schaufelrad herum, vorbei an dem Elektronenmikroskop, und steuerte auf das hintere Ende des Raums zu. Dort angekommen, öffnete er die Tür zur Linken. Er deutete auf die Tür zur Rechten: »Dahinter befindet sich noch weiterer Laborraum. Wir leiden jetzt schon unter Platzmangel.«
    Während Victor VJ folgte, bemerkte er aus dem Augenwinkel, daß Philip hinter ihm war, die Sicherheitsleute ihnen jedoch keine Beachtung schenkten. Zwei von ihnen hatten sich schon auf einer behelfsmäßigen Bank niedergelassen und fingen an, Karten zu spielen.
    Der Raum, in den VJ Victor jetzt führte, sah in der Tat nach einem Wohnquartier aus. Teppiche in verschiedenen Größen und Formen hingen an den Granitwänden, um eine wohnlichere Atmosphäre zu schaffen. Etwa zehn fahrbare Betten, allesamt mit Leinenwäsche bezogen, standen über den Raum verteilt. Nahe

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