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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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um Hilfe zu bitten.
    Sie wollte die menschlichen Lebewesen sehen, die in den oberen Stockwerken des N4-Centers erschaffen wurden.
     
    Wenige Wochen nach der Offenbarung seines neuen Ausbildungszieles fand Atlan sich erneut vor der großen Doppeltür ein, von dem ihn begleitenden Priester dort abgestellt und sich selbst überlassen. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen, aber nachdem niemand ihm öffnete, drückte er das überraschend schwere Tor schließlich selbst auf.
    Sobald er ins Innere schlüpfte, umfing ihn dieselbe Düsternis wie schon beim ersten Mal. Auch Meister Ektor hatte sich nicht verändert, mit Eifer führte er Atlan in die unangenehmeren Pflichten der Gebetsstätte ein.
    Diese begannen mit einem altmodischen Gerät, das er Atlan in die Hände drückte. Zuerst ließ der Adept nur ratlos die weichen Borsten baumeln, doch als er um einen Eimer Wasser geschickt wurde, wurde ihm klar, was das merkwürdige Ding war: ein Bodenreiniger. Zwar wurde auch im Kloster jeder Novize zu Reinigungspflichten eingeteilt, aber dazu hatten sie einen automatisierten Wagen. Konnte Ektors Gebetsstätte sich so etwas nicht leisten?
    Nachdem Atlan jedoch begonnen hatte, die großen und kleinen Räume zu putzen, erkannte er schnell seine Fehleinschätzung. Das Kloster bestand aus breiten, undekorierten Gängen, durch die sich ein Reinigungswagen leicht steuern ließ. In der Enge zwischen den Gebetsbänken wäre er damit unweigerlich stecken geblieben. Trotzdem war die ungewohnte Handhabung des kleinen Geräts eine Herausforderung an sich – als er damit alles bis in den letzten Winkel gesäubert hatte, war Atlan fast nasser als der Wischmopp selbst und froh, dass Meister Ektor ihn zum Essen rief.
    Nach der Stärkung füllten die beiden gemeinsam die Weihwasserbehälter und – zu Atlans Überraschung – unzählige Öllampen auf. Wie jedes andere Gebäude auch wurde die Gebetsstätte mit Strom versorgt, der die Leuchtröhren speiste. Erst als der Abend kam, verstand Atlan die Bedeutung dieser zusätzlichen Lichter.
    Nach und nach fanden sich die Gläubigen in der Halle ein. Wer es sich leisten konnte, legte Spenden in die dafür bereitstehenden Körbe. Nahrungsmittel, Geld, Gebrauchswaren – sie gaben, was sie entbehren konnten. Einige von ihnen nahmen einfach schweigend Platz, doch viele machten erst an den übereinanderliegenden Reihen von Lampen Halt, um einen der Dochte anzuzünden. Leise Gebete und Namen wurden in das flackernde Licht geflüstert, das einen warmen Hoffnungsschimmer auf die ausgezehrten Gesichter warf, selbst dann noch, als sie sich bereits zu den anderen auf die Bänke setzten.
    Meister Ektor wartete geduldig ab, bis alle zur Ruhe gekommen waren, und begann dann mit der Messe.
    Der Predigt nach, die Atlan aus der hintersten Reihe mitverfolgte, hatten viele der Anwesenden Angehörige verloren oder waren selbst Opfer von Arbeitslosigkeit und Leid. Sie suchten Trost in den Worten des alten Priesters und sandten ihre Gebete in die Flammen, obwohl sie wussten, dass nichts ihre Situation ändern konnte. Gott hatte sich abgewandt, und die Menschen, von denen sie jetzt abhängig waren, taten es ihm wohl gleich.
    Auch wenn Atlan die Lebensumstände dieser Leute völlig fremd waren, fühlte er eine seltsame Wehmut in sich aufsteigen. Er dachte an die Sorgen und Probleme, die den Alltag im Kloster prägten und die im Vergleich zu dem Leben, das diese Leute führten, plötzlich banal wirkten.
    In der Abtei hatten sie ein Dach über dem Kopf und zu essen, sie kannten ihre Brüder und Lehrer. Selbst Seru war auf gewisse Weise eine Gefahr, an die man sich anpassen konnte. Seine Wutausbrüche und Strafen waren berechenbar, während hier draußen niemand wusste, wann die Katastrophe über ihn hereinbrechen würde.
    Atlan hatte sich immer gefragt, wie die Welt außerhalb der Abtei war und wo er selbst herkommen mochte. So hatte er sich das Leben in der Stadt allerdings nicht vorgestellt.
    In der schützenden Begleitung der Priester hatte er auf seinen Besorgungsgängen zwar ständig Ausschau nach den Straßenzügen gehalten, die er immer noch in seinen Träumen sah, die Geschichten dieser Leute machten ihm jedoch klar, dass er bisher nicht allzu viel von der Stadt gesehen hatte. Was andererseits kein Wunder war, denn sämtliche Besorgungsgänge führten nicht allzu weit vom Kloster fort, gemessen an der gesamten Größe von Noryak.
    Er fuhr aus seinen Grübeleien hoch, als Meister Ektor ihm eine Hand auf die

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