Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
passiert wieder was, ihr trüben Tassen.«
    Karlchen Kubatz hüpfte von einem Bein aufs andere und trommelte sich mit den Fäusten auf seine schmale Brust. »Uuu-uuuaaaaaah«, röhrte er dabei. Allerdings nicht ganz so laut, wie man es vom Kino-Tarzan in Erinnerung hat. Aber er schwebte ja auch nicht an einer Liane von einem Affenbrotbaum zum anderen.
    Als es klingelte, ließ er seinen Freudenausbruch wirkungsvoll verkläckern.
    Sie quatschten aufgeregt durcheinander, lachten, schlugen sich auf die Schultern und trabten zum Schulgebäude hinüber. In der 9 b würde sich Studienrat Wagemann mit dem Äquator befassen, und Paul Nachtigall erwartete eine gemütliche Stunde zum Ausruhen im abgedunkelten Physiksaal.
    Ihre Rücken hatten sich kaum fünf Schritte entfernt, da schob sich zuerst ein knallroter Haarschopf über den Rand einer Mülltonne und gleich darauf eine Brille, deren Gläser fast so dick waren wie das Glas einer Coca-Cola-Flasche. Zwei zusammengekniffene Augen spähten durch sie hindurch, und als jetzt der ganze Kopf des Honeyboys sichtbar wurde, grinste er rotzfrech hinter den Glorreichen her.

Falschgeld in Bad Rittershude

    Heute sollten in Bad Rittershude noch die ersten falschen Hundertmarkscheine auftauchen. Aber soweit war es vorerst noch nicht.
    In dem früheren Luftschutzkeller ratterten die zwei Druckmaschinen pausenlos weiter, und Hugo Stielicke fing zusammen mit dem schwarzgelockten Ekke bereits mit dem Schneiden der Druckbogen an.
    Zur selben Zeit gondelte Sperling mutterseelenallein in dem himmelblau und weiß lackierten Wohnmobil nach Bad Rittershude. Aus dem Autoradio kam ein bekannter Schlager, und der Dicke pfiff ihn gutgelaunt mit.
    Der Auftrag des »Mandarins« kam ihm ganz außerordentlich gelegen.
    Er hatte nämlich in der Stadt noch eine private, sehr dringende Sache zu erledigen, bevor der Zauber morgen oder übermorgen richtig losging. Aber man würde ihn wohl für verrückt erklärt haben, wenn er versucht hätte, sich auch nur für fünf Minuten aus dem Bunker davonzustehlen.
    Es ging um seine Freundin Isabelle in Travemünde. Sie war noch nicht ganz dreißig, hatte lange platinblonde Haare und eine Figur, die dem dicken Sperling schon beim ersten Kennenlernen die Sprache verschlagen hatte. Er verknallte sich Hals über Kopf.
    Die Gefühle der jungen Dame waren ihm gegenüber nicht ganz so stürmisch, was der Koloß damit ausglich, daß er Isabelle nach Strich und Faden verwöhnte. Dazu gehörte beispielsweise auch die Bezahlung ihrer Wohnungsmiete, die bereits seit Monatsanfang fällig war. Wenn er Isabelle nicht in Schwierigkeiten bringen wollte, mußte er das Geld per Eilboten auf den Weg bringen. Daß ihn der »Mandarin« in die Stadt beordert hatte, war also ein enorm glücklicher Zufall, haargenau im richtigen Augenblick.
    Dumm war nur, daß er momentan nicht flüssig war.
    Aber Sperling war eigentlich nie flüssig. Dieser mißliche Zustand gehörte zu ihm wie sein honigsüßes Dauerlächeln.
    Um dann doch immer wieder schnell zu Geld zu kommen, produzierte sein Gehirn oft die erstaunlichsten Einfälle. Jetzt lag die Lösung seines Problems ja geradezu vor seiner Nase.
    Sperling pfiff immer noch die Melodie aus dem Autoradio mit, als er am Straßenbahndepot vorbeirollte. Tatsächlich trug er eine dunkle Sonnenbrille, und er hatte sich auch einen Hut tief in die Stirn gedrückt. Unter seiner Nase und auf dem Kinn klebte derselbe Bart, mit dem er sein Gesicht bereits beim Aufnehmen der Paßfotos verändert hatte.
    Er parkte das Wohnmobil vorsichtshalber nicht direkt beim Zeitungskiosk, schaltete den Motor ab, blickte in den Rückspiegel und dann durch die Windschutzscheibe. Nichts Verdächtiges. Er drückte mit der flachen Hand seine falschen Bärte gegen das Gesicht, rückte die Sonnenbrille zurecht und tigerte los.
    Auf die Minute pünktlich übergab er dem Kioskbesitzer den verschlossenen Umschlag für einen Dr. Proband. »Eigentlich wollte ich den Portier im Hotel zum Kurfürsten um diese Gefälligkeit bitten«, erklärte Sperling. »Aber Ihr Kiosk liegt direkt auf meinem Weg, und ich bin leider sehr in Eile.« So nebenbei und eigentlich nur auf gut Glück fügte er noch hinzu: »Sie werden Dr. Proband vermutlich kennen, nehme ich an, zumindest vom Sehen?«
    »Schon möglich«, räumte Herr Wildenbusch ein. »Wenn Bad Rittershude auch nicht gerade New York ist, bei vielen Kunden hab’ ich keine Ahnung, wie sie heißen. Na, was gibt’s denn, Benno?« Sein hellbrauner

Weitere Kostenlose Bücher