Das unheimliche Medium
auf!«
Er schüttelte den Kopf. »Warum denn?«
»Weil ich Sie nach Hause bringen möchte und sicher sein will, daß Sie auch dort ankommen.«
Er fuhr mit der Hand durch sein Haar. Als er sie wieder wegnahm, blieb eine rote Blutspur zurück. »Ich habe es nicht weit, Mister.«
»Um so besser.«
»Ich wohne dort.« Er deutete auf den Lebensmittelladen.
Ich schaute hin. Da die Entfernung nicht zu groß war, konnte ich im Licht der Lampe auch die Schrift lesen. Dort stand der Name Vincent Miller.
Es war ein Fehler, daß ich mich hatte ablenken lassen. Gerade noch rechtzeitig hörte ich das Geräusch. Es klang dicht bei meinen Füßen auf, es war ein Schaben, als würde Metall über den Straßenbelag gezogen.
Ich blickte auf meine Füße.
Ein Fluch.
Dann schlug Miller zu!
***
Zum Glück hatte mich das Geräusch gewarnt. Ich sah nur die verfluchte breite Klinge und stellte auch fest, wie scharf sie war. Er hätte mir mit einem Schlag die Beine in zwei Hälften teilen können, und genau das hatte er auch vorgehabt.
Ich vereitelte es, indem ich blitzschnell in die Höhe sprang, so daß die mörderische Klinge unter meinen Schuhen hinwegfegte und nur die Luft zerschnitt. Nicht getroffen!
Das wußte auch Miller. Es enttäuschte ihn und machte ihn wütend zugleich. Ich hörte ihn schreien, er mußte erneut ausholen, da er aber saß, hatte er seine Schwierigkeiten.
Ich trat ihm gegen den Kopf.
Er konnte den zweiten Hieb nicht mehr ansetzen, kippte zur Seite und blieb benommen liegen. So jedenfalls dachte ich und ging auf ihn zu, wobei ich beinahe noch in einer Lache aus Tierblut ausgerutscht wäre.
Deshalb verlor ich etwas Zeit, die Miller nutzte.
Daß er so schnell auf die Beine kam, hätte ich ihm nicht zugetraut. Wie ein Gummimännchen sprang er hoch, und natürlich machte seine Waffe die Bewegung mit.
Ich drehte mich zur Seite, als er zuschlug.
Die Klinge hackte gegen das rissige Pflaster.
Miller heulte vor Wut auf, schwang herum und benutzte das Schlachtermesser wie eine Machete, als wollte er damit zahlreiche Lianen durch trennen, die ihm im Weg standen.
Ich ging in die Knie.
Das breite Messer pfiff über meinen Kopf hinweg. Aber ich griff auch an.
Den nächsten Schlag unterlief ich geschickt. Dabei kam mir zugute, daß er nicht besonders schnell war und immer genau zielen wollte. Das schaffte ich mit einem klassischen Uppercut. Es war der berühmte Schlag auf den Punkt. Sein Kinn schien vom Körper wegzufliegen, mir tat selbst die Hand weh, aber Miller torkelte zurück. Da ich nachsetzte, erkannte ich den glasigen Ausdruck in seinen Augen. Der sagte mir, daß es bald mit ihm vorbei sein würde.
Er wäre auf den Hinterkopf aufgeschlagen, hätte ich nicht blitzschnell zugefaßt und ihn abgestützt. Erst dann ließ ich ihn vorsichtig zu Boden gleiten. Die Waffe hatte er verloren, ich trat sie weg, daß sie in der Gosse landete, und fühlte mich selbst nicht gut. Es war einfach Glück gewesen, daß ich den Kampf gewonnen hatte, denn abermals kehrte das Gefühl zurück, das ich schon im Auto erlebt hatte.
Die bleierne Schwere in meinen Knochen, so daß ich Mühe hatte, mich zu bewegen. Nur konnte ich mir in diesem Augenblick keine Schwäche leisten. Ich mußte weitermachen, zudem würde es dauern, bis mein Freund Suko hier in Weldon eintraf.
Diese Auseinandersetzung war natürlich nicht geräuschlos über die Bühne gegangen, aber es hatte keine Menschen interessiert. Nach wie vor umgab mich die Totenstille eines wie ausgestorben wirkenden Ortes, der von Mensch und Tier verlassen schien.
Das mochte verstehen, wer wollte, ich nicht.
Allerdings dachte ich darüber nach, ob ich den Mann in seinen Laden schleppen sollte oder nicht. Es war vielleicht besser, wenn er nicht allein blieb. Die Menschen mußten noch auf den Beinen sein, sie schliefen schließlich nicht bei voller Festbeleuchtung.
Gegenüber sah ich ein Haus, in dem zumindest die Fenster der unteren Etage erleuchtet waren. Hinter einem hellen Viereck bewegte sich ein Schatten. Er blieb sogar für Sekunden stehen, um auf die Straße zu schauen. Es war der Umriß einer Frau.
Ja, sie konnte sich um Miller kümmern. Vielleicht wußte sie auch mehr über die unheimlichen Vorgänge. Vorsichtig mußte ich trotzdem sein. Es stand nicht fest, wie die unheimlichen Kräfte bei dieser Person gewirkt hatten. Ich konnte nur hoffen, daß nicht jeder Bewohner von den Blitzen erwischt worden war.
Da ich mich noch nicht topfit fühlte, tat ich mich mit dem
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