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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umklammert. Sie spürte das innerlichen Vibrieren, und als sie durch ihr langes Haar strich, da knisterten die Strähnen zwischen ihren Fingern. Sogar kleine Funken tanzten schimmernd über der blonden Flut.
    Sie war bereit.
    Sie war geladen!
    Und sie war froh, daß Onkel und Tante das Haus verlassen hatten, denn was bald folgte, das hätte die beiden an den Rand eines Abgrunds gebracht. Sie würde es dem Rest der Welt zeigen, was in ihr steckte, wobei sich der Rest der Welt zunächst auf den Ort Weldon bezog, aber das würde sich ändern, wenn sich erst einmal herumgesprochen hatte, was hier geschehen war.
    Sie verließ ihr Zimmer. Im Flur blieb sie stehen. Er war breit und endete an der Treppe. Wie immer hatten die beiden Erwachsenen das Licht brennen lassen, schließlich sollte sich die Alleingebliebene nicht ängstigen. Nora schüttelte den Kopf. Onkel und Tante wußten ja nicht, daß sie den Begriff Angst ja nicht mehr kannte, seit die anderen bei ihr waren. Diese Energien aus einem anderen Reich und einer anderen Welt, die in ihr einen Gastkörper gefunden hatten, den sie stark machen konnten.
    Unter der Lampe blieb sie stehen.
    Genau in diesem Augenblick fing sie an zu flackern. Ein hektischer Wechsel zwischen Hell und Dunkel löste sich ab, überwarf die Gestalt mit Licht und Schatten, bevor die Lampe dann dunkel blieb.
    Nora nickte.
    Es war eine ihrer leichtesten Übungen. So etwas schaffte sie spielend.
    Das kostete sie nicht einmal mehr Kraft als das Heben eines Arms. Es gab andere Dinge, um die sie sich kümmern mußte, und so ging sie auf die oberste Stufe der Treppe zu, über die ein blasser Schein kroch, der von unten her kam.
    Dort befand sich die große Diele, die schon einer Halle glich. Da wollte sie hin und das Haus dann verlassen. Hüpfend ließ sie die Treppe hinter sich. Jetzt glich sie tatsächlich einem zwölfjährigen Mädchen, und ihr Gesichtsausdruck zeigte sich auch gelöst.
    In der Diele brannten die Wandleuchten.
    Nora lächelte und breitete die Arme aus. Sie bewegte ihre Finger.
    Wieder geschah das gleiche Schauspiel. Erst flackerte das Licht, dann erloschen die Lampen.
    Schluß!
    Sie ging in den Wohnraum. Auch durch dessen offene Tür fiel ein heller Schein und versickerte irgendwann auf dem Fußboden. Sie betrat den Wohnraum, den sie wegen der Möblierung nicht mochte. Es waren alte Möbel, ziemlich düster, und auch die Sessel schienen den Staub vergangener Jahrzehnte auszuatmen. Aber ihre Tante mochte die Möbel, und so blieben sie.
    Eine Stehlampe verbreitete ihren Schein. Die Lichtquelle stand neben dem TV-Apparat. Er war das modernste Stück im Raum, und durch die Schüssel oben auf dem Dach warn die Shanes in der Lage, sehr viele Programme zu empfangen.
    Nora löschte das Licht auf ihre Weise.
    Im Dunkeln ging sie zwei Schritte zurück. Erst dann blieb sie stehen und schaute sich um.
    Draußen sickerte die Dämmerung heran. Sie ließ nur noch wenig Tageslicht durch, so daß sich im Wohnraum eine graue Decke ausbreitete. Auch draußen wuchsen die Schatten zusammen, verschwand die Welt unter dem Grau des erwachenden Abends.
    Vor dem Fernseher blieb Nora stehen. Gebannt starrte sie auf den Bildschirm. Im Haus war es totenstill. Es tickte nicht einmal eine Uhr, das hätte die Tante auch aufgeregt, deshalb gab es keine Uhren im Haus.
    Nora erinnerte sich an den Film ›Poltergeist‹. Da hatte sie auch ein Mädchen gesehen, das in der Nacht aufstand und vor der Flimmerkiste stehenblieb, um mit den Kräften einer anderen Welt Kontakt aufzunehmen.
    So ähnlich kam auch sie sich vor. Nur war es bei ihr anders, ganz anders sogar.
    Sie schaute den Bildschirm an.
    Er blieb grau.
    Sekunden später hörte sie das leise Knistern. Und das wiederum wurde von dem Bildschirm abgegeben. Es hörte sich an, als würde Seidenpapier rascheln, aber das Papier warf keine Funken, wie es jetzt auf dem Bildschirm geschah. Grüne und gelbe Lichtblitze tanzten über ihn hinweg, und plötzlich erschien eine Ansagerin auf der Fläche, ohne daß Nora den Apparat eingeschaltet hätte.
    Sie schaute für einen Moment rein, hob die Augenbrauen und markierte so ihren spöttischen Gesichtsausdruck, der auswies, daß ihr das Programm nicht gefiel.
    Eine kurze Übung der Konzentration.
    Das nächste Bild erschien.
    Zwei Frauen stritten in der Küche. Diese Soap Opera mochte sie auch nicht. Der Krimi war ebenfalls nicht ihr Fall, da wußte man sowieso, wer
    ›gewann‹, und Nora ging die Programme voll durch.
    Sie

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