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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war. Sehr langsam drehte sie sich auf der Stelle. Nur den Kopf nicht senken, nur das nicht. Sie wollte auf keinen Fall aufhören, dieses Schauspiel mußte sie einfach durchstehen, denn es war einmalig.
    Nora glaubte erkennen zu können, daß sich über ihrem Haus die Blitze besonders intensiv verhielten. In sie hinein zeichnete sich die Projektion des Hauses, als wäre es von einem gewaltigen Spiegel zurückgeworfen worden.
    Sie sah sogar den weißen Zaun oder glaubte, ihn zu sehen, aber die Blitze waren keine Täuschung, und diese Kraft tobte in ihrem Innern, wenn auch anders.
    Das Mädchen fühlte sich unheimlich gut. So herrlich frei. Sie hatte überhaupt nicht mehr das Gefühl, mit beiden Füßen auf der Erde zu stehen, sondern ein Teil dieses zuckenden und grellen Unwetters zu sein, das wie ein Stummfilm über den Himmel lief.
    Immer wieder fuhren die langen Lanzen und zuckenden Linien in die Tiefe. Sie suchten sich Ziele aus, sie drangen in Häuser ein, sie kamen zu den Menschen, denn auch sie würden die Botschaft ihrer Freunde empfangen. Es war nur schade, daß ihre Verwandten den Ort verlassen hatten. Sie hätte ihnen den Kontakt gegönnt.
    Natürlich wußte Nora nicht, wie die Botschaften der anderen Welt auf nicht medial veranlagte Menschen wirkten.
    Es konnte sein, daß es zu Störungen kam, aber das mußte eben hingenommen werden. Es war unmöglich, allen gerecht zu werden.
    Herrlich war es, diesem geisterhaften Naturereignis zuzuschauen. Nora konnte sich kaum vorstellen, daß sie die Initiatorin dieses Schauspiels gewesen war. Das mußte sowieso in den Hintergrund treten, wichtig war nur der Erfolg.
    Und den empfand sie als überwältigend.
    Wie lange sie auf dem Fleck gestanden und die neue Kraft in sich gespürt hatte, das wußte sie nicht. Jedenfalls fühlte sie sich freier, durchleuchtet und durchblasen von einem gewaltigen Sturmwind, der dafür sorgte, daß sie eine andere wurde.
    Herrlich…
    Sie lachte…
    Sie freute sich…
    Die Arme hielt sie immer noch erhoben. Eine junge Priesterin, die über die Natur gebot. Sie empfand sich selbst als super und einmalig, und sie freute sich darauf, daß auch andere diese Botschaft empfangen hatten und sie verstanden.
    Noch immer rasten die Speere in die Tiefe. Sie trafen Häuser, es gab für sie keinen Widerstand. Zielsicher fanden sie ihren Weg, und jeder im Ort bekam sie zu spüren und damit den Besuch aus dem Reich der Geister und Toten.
    Ihre Haare standen noch immer hoch. Sie bewegten sich von allein. Sie schwangen von einer Seite zur anderen. Funkenmuster durchliefen sie mit knisternden Geräuschen, bis sie letztendlich zusammenfielen und damit auch das Inferno am Himmel verschwand.
    Kein Blitz mehr jagte nieder. Es wurde still, und es wurde wieder finster.
    Ein kalter Schauer rann über den Rücken des Mädchens. Nicht daß sie Furcht gehabt hätte, es war ein wohliger Schauer, und sie freute sich, daß sie es geschafft hatte. Ihre Arme sanken nach unten. Die Handflächen klatschten gegen den Stoff der Jeans. Nora senkte den Kopf. Sie dachte noch immer über das Phänomen nach und konnte es kaum fassen, daß es tatsächlich geklappt hatte.
    Bisher hatte sie nur davon geträumt, nun war es zu einer wunderbaren Wahrheit geworden.
    Die Freunde hatten ihr geholfen.
    Das Mädchen schaute in den Ort. Diesmal empfand sie den Anblick als eine pittoreske Landschaft, als hätte sich ein naiver Maler vor einem dunklen Hintergrund auslassen können. Es glich schon einem kleinen Wunder, daß nichts brannte. Nach einem derartigen Unwetter hätten die Feuer nur so flackern müssen, aber das traf hier nicht zu. Es hatte genügend Ziele gegeben, nur waren es Menschen gewesen. Sie mußten von den Blitzen getroffen worden sein und hatten die Botschaft ihrer Geisterfreunde vernommen.
    Sie fühlte sich als Siegerin.
    Auch in der anderen Welt würde man sich über einen derartigen Helfer freuen, so wie sie sich freute, was auch ihr Lächeln ausdrückte.
    Hatten ihr die Verwandten nicht geraten, im Haus zu bleiben? Ja, das hatten sie, und Nora beschloß, ein artiges Mädchen zu sein. Sie wollte im Haus bleiben und abwarten, wie sich die Dinge entwickelten.
    Während des Infernos hatte auch sie sich verändert. Sie war eine andere geworden und fühlte sich so erwachsen.
    Kein Kind mehr innerlich, das war es, worauf es ihr ankam. Zudem glaubte sie fest daran, daß sie von ihren Geisterfreunden nicht im Stich gelassen würde.
    Mit diesem Gedanken schritt sie in den

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