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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mittlerweile von Glas, und es war ihr dabei egal, ob sie sich den Mund und die Lippen dabei zerschnitt. Die Frau genoß es. Jedenfalls sah ich, wie sie das Glas zum Mund führte und mich dabei nicht aus den Augen ließ. »Nein!«
    Selbst mein scharf gesprochener Befehl konnte sie nicht stoppen.
    Sie wollte das Glas zerkauen. Ich sprang auf.
    So lang war der Tisch nun nicht. Ich warf mich der Frau entgegen und schlug ihr das Glas aus der Hand. Es flog zur Seite, landete auf dem Küchenboden und zerbrach dort. Für einen Moment schaute sie ihrer entgangenen ›Nahrung‹ nach. Dann traf mich ein wütender Blick, und sie wollte zu den beiden restlichen Gläsern greifen.
    Ich war wiederum schneller. Mit einer Handbewegung wischte ich sie vom Tisch. Sie zerbrachen ebenfalls. Ich war stehengeblieben. Von der Seite her schaute ich auf sie nieder. »Sind Sie verrückt geworden?« flüsterte ich. »Verdammt noch mal. Was ist eigentlich mit Ihnen los? Warum tun Sie das?«
    Sie sagte nichts. Blut sickerte aus ihrem Mund. Sie schluckte auch, und in ihren Augen lag ein so seltsam leerer Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Ich kam mit dieser Person nicht klar.
    Doch Klarheit mußte ich einfach haben, deshalb wollte ich es mit dem Kreuz versuchen.
    Ich ging einen kleinen Schritt zurück, um sie in Sicherheit zu wiegen.
    »Okay, Mrs. Norman, Sie haben das Glas gegessen. Sie haben es getan, ich muß es akzeptieren, und ich werde Sie auch nicht fragen, ob es Ihnen geschmeckt hat«, fügte ich noch bissig hinzu. »Verstehen kann ich es trotzdem nicht.«
    Die Frau hob den Arm. Dann wischte sie mit dem Handrücken über ihren Mund und verschmierte das Blut noch mehr. Jetzt sah sie aus wie eine geschminkte Gestalt aus einem billigen Horrorfilm.
    Natürlich war ich gespannt darauf, wie sie auf mein Kreuz reagierte.
    Wenn sie Furcht bekam, waren die letzten Zweifel in mir gelöscht. Dann wußte ich, daß hier finstere Mächte am Werk waren, dämonische Mächte, die Weldon mit ihrem Blitzlichtgewitter überfallen hatten.
    Das Kreuz war frei.
    Es lag auf meiner Handfläche, und ich spürte die leichte Wärme, die von ihm ausging. Die Frau konnte das Kreuz noch nicht sehen. Erst Sekunden später. Sie schaute hin – und schrie auf!
    Es war ein spitzer, böser Schrei. Sie riß auch die Arme hoch und vergrub ihre Finger in das graue Haar, als wollte sie es sich vor lauter Wut aus dem Kopf reißen.
    Mrs. Norman gebärdete sich in der nächsten Zeit wie eine Irre. Sie war nicht zu beruhigen, erst recht nicht mit Worten, denn als ich sie anschrie, da brüllte sie zurück und sprang plötzlich auf.
    Sie wollte fliehen. Ungewöhnlich schnell bewegte sie sich durch die Küche.
    Ich stoppte sie, indem ich ihr einen Stuhl gegen die Beine warf. Sie geriet ins Stolpern. Über ihre blutigen Lippen drang ein wilder Fluch, dann kippte sie nach vorn.
    Die Tür hielt sie auf.
    Mit beiden Händen klammerte sie sich an der Klinke fest, um sich wieder hochzuziehen.
    Ich stand bereits hinter ihr. Das Kreuz hielt ich sichtbar in der Hand.
    Meine Stimme klang nicht scharf, eher beruhigend, als ich sie ansprach.
    »Mrs. Norman, Sie müssen mir zuhören – bitte.«
    »Gehen Sie, verdammt! Hauen Sie ab! Lassen Sie mich allein!« Nach jedem Wort schnappte sie laut nach Luft.
    Die Frau kniete noch immer. Die Hände hatte sie um die Türklinke gekrampft. Sie war schweißgebadet, aber ich spürte auch ihre Angst, die sie vor dem Kreuz hatte.
    Meine Güte, was mußte sie so hart erwischt haben!
    Ich kam da einfach nicht mit. Es ging über mein Vorstellungsvermögen.
    Ich dachte an die Blitze und fragte mich, mit welch einer dämonischen oder satanischen Energie sie gefüllt gewesen waren.
    Schließlich war ich es leid, packte selbst zu und zerrte die Frau in die Höhe.
    Auf wackligen Beinen blieb sie stehen. Als ich sie umdrehen wollte, sträubte sie sich, fluchte wie ein Kesselflicker und wollte die Küche verlassen.
    Ich schleuderte sie herum und wieder zurück. Sie fiel gegen den Tisch, der bis zum Ofen katapultiert wurde. Dabei bewegte die Frau ihre Beine mit Trippelschritten, und ihre Augen waren jetzt feuerrot.
    Ich ging auf sie zu.
    Sichtbar trug ich das Kreuz.
    Im Licht der Lampe warf es einen silbrigen Reflex, der über den Körper der Frau hinwegfuhr. »Warum?« fragte ich sie. »Warum fürchten Sie sich vor dem Kreuz? Was hat es Ihnen getan? Ich will es wissen. Antworten Sie mir!«
    »Nein!«
    »Reden Sie!«
    Das Kreuz war nahe, zu nahe für sie, denn

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