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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nachtdunklen Ort.
    ***
    Eine Frau öffnete mir. Da sie im hellen Licht stand, konnte ich sie genau erkennen und wußte nicht, was ich von diesem ungewöhnlichen – um es mal vornehm auszudrücken – Bild halten sollte.
    Die Person gehörte nicht mehr zu den Jüngsten. Trotzdem hatte sie sich angezogen wie ein blutjunges Strichmädchen. Sie trug nur einen dunklen Slip und ein durchsichtiges Etwas, das wohl ein Hemd sein sollte und ebenso grau war wie das struppige Haar. Ihr Gesicht war geschminkt.
    Darin hatte sie wohl keine Routine, denn das Zeug war eher verschmiert worden. Die Lippen hatte sie ebenfalls schief angemalt. Der Mund sah aus, als wäre er zur rechten Seite gekippt. So lächerlich diese Person auch wirkte, wir hatten hier keinen Karneval, und ich brachte ihren Anblick augenblicklich in die für mich richtige Beziehung.
    Sie war verändert. Oder verändert worden. Bestimmt lief sie an normalen Tagen nicht so herum, denn altersmäßig mußte sie meiner Ansicht nach auf die Sechzig zugehen.
    Erst dieser Miller, jetzt sie. Und beide hatten das Blitzgewitter anders erlebt.
    Ich war erschreckt, aber ich mußte diesen Menschen hier einfach loswerden.
    »Guten Abend«, sagte ich.
    Die Frau nickte nur.
    Ich hatte ihren Namen draußen gelesen. »Sie sind Chrissy Norman?«
    Wieder das Nicken.
    Wenn sie nicht reden wollte, okay, das war ihr Problem. »Sie kennen den Herrn hier?«
    Jetzt bequemte sie sich zu einer Antwort. Mehr als ein gequetschtes
    »Ja« drang trotzdem nicht über ihre Lippen.
    »Kann ich den Mann denn bei Ihnen hier hinlegen. Ich brauche jemand, der sich um ihn kümmert. Da Sie Nachbarn sind…«
    Sie gab mir den Weg frei.
    Ich trat über die Schwelle. Dabei schwankte ich leicht, denn das Gewicht drückte ungemein stark. Ich war auch nicht in Topform, für einen Moment überkam mich ein schlimmer Schwindel. Die Welt drehte sich vor meinen Augen, aber ich schaffte es, mich wieder zu fangen und blieb in der mit dunklen Möbeln eingerichteten Diele stehen. Hier gab es keinen Platz, wo ich den Mann niederlegen konnte.
    Mrs. Norman öffnete eine Tür. Sie machte Licht. Eine hinter trübem Glas sitzende Lampe gab ihren Schein ab, der auf ein breites Holzbett fiel. Es war sorgfältig gemacht worden, keine Falte ›zierte‹ das Oberbett und das Kopfkissen.
    Schweigend ließ mich die in der Tür stehende Frau passieren. Ich legte Miller auf das Bett. Er fiel auf den Rücken, sank in das Oberbett ein, das unter seinem Gewicht nachgab wie eine Welle. Sein Kinn war geschwollen. Saß es schief, oder irrte ich mich?
    Ich wußte es nicht und richtete mich wieder auf. Zu hastig, und abermals wurde mir schwindlig. Ich tastete nach meinem Kreuz und staunte schon über die leichte Erwärmung.
    Hier stimmte etwas nicht. Hier waren Dinge geschehen, bei denen andere und auch gefährliche Mächte ihre Hände mit im Spiel hatten.
    Jedenfalls mußte ich auf der Hut sein.
    Als ich mich wieder einigermaßen gefangen und mich umgedreht hatte, war die Frau verschwunden. Sie hatte die Tür offengelassen. Ich hörte aber noch ihre Schritte, dann das Quietschen einer anderen Tür. Es sagte mir, daß sie ein anderes Zimmer betreten hatte.
    Ich verließ den Raum ebenfalls. Natürlich mußte ich mit Mrs. Norman sprechen und ihr erklären, was geschehen war. Es stand zeitlich nicht fest, wie lange Miller bewußtlos bleiben würde. Jedenfalls sollte sie hin und wieder nach ihm schauen und ihm erklären, wenn er erwachte, wo er sich denn befand.
    Ich hätte es auch gern selbst getan und mich noch weiter mit ihm unterhalten, aber es fehlte mir einfach die Zeit dazu. Außerdem wollte ich herausfinden, was sich hier noch alles tat und auch getan hatte.
    Irgendwo ahnte ich, daß mir noch böse Überraschungen bevorstanden.
    Wenn Weldon auch äußerlich gleichgeblieben war, die Menschen hatten sich verändert, und bestimmt nicht zum Guten hin.
    Ich durchquerte den Eingangsbereich. Die Haustür war wieder verschlossen. Ich konnte nur raten, hinter welcher der drei Türen sich die Frau befand.
    Unter einer schimmerte Licht hervor.
    Die öffnete ich auch.
    Ich hörte das Quietschen der Angeln, und mein Blick fiel in eine ziemlich geräumige Küche mit bleichgelben Möbeln als Dekoration und einem Mittelpunkt, der von dieser Frau gebildet wurde. Sie saß am Küchentisch, den Blick mir zugewandt, und sie schaute mich aus kalten Augen an, während sie ständig ihren Mund bewegte, als würde sie an einem Stück Brot kauen.
    Mir war es noch zu

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