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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte das Schiebedach zurückfahren lassen. Er genoß die frische Luft, die immer dann würziger roch, wenn er an Waldstücken vorbeifuhr oder sie durchquerte.
    Er fuhr zügig, manchmal auch schnell, aber nie halsbrecherisch.
    Wenn jemand entgegenkam, wirkte das Licht wie ein zitternder Gruß aus der Schatten weit.
    An der Straße lagen kleine Orte. Suko kannte sie nicht. Dörfer in der Bilderbuchlandschaft im Südosten Englands, oft verwunschen aussehend, manchmal im Licht der Gestirne auch märchenhaft pittoresk.
    Es war wenig Leben in den Dörfern, nicht viele Lichter brannten, beleuchtet waren zumeist nur die Gasthäuser und die Pubs.
    Weldon lag sehr einsam. Als Suko den letzten Ort vor seinem Ziel durchfahren hatte, mußte er den Wagen noch runde zwanzig Meilen rollen lassen. Verstohlen schaute er immer wieder auf die Uhr. Die mit John ausgemachte Zeit würde er nicht einhalten können.
    Die breiten Reifen des BMW schmatzten über den Asphalt. Der schwarze Wagen im Metalliclook duckte sich in die Straße hinein wie ein Raubtier, das mit seinen bleichen Augen alles schluckte. Die Landschaft bestand aus einer Ansammlung von Hügeln. Dazwischen breiteten sich Felder aus. Weiden wurden von schmalen Bächen durchflössen. Die Menschen gingen, wenn sie die Bäche durchquerten, auf engen Steinbrücken, die schon Jahrhunderte zuvor dort gestanden hatten.
    Mal erschien ein einsames Gehöft oder ein verstecktes Hotel. Gebaut im Landhaus-Stil. In den letzten Jahren war es Mode geworden, mal das eine oder andere verlängerte Wochenende dort zu verbringen. Doch mitten in der Woche, so wie jetzt, waren die Bauten einsam und leer.
    Sukos BMW fraß Meile um Meile. Konzentriert saß der Inspektor hinter dem Lenkrad. Sein Blick war nach vorn gerichtet. Johns Warnungen lagen in seinem Hinterkopf. Er war darauf eingestellt, jede Veränderung sofort zu registrieren, doch nichts wies darauf hin, daß diese Ruhe gestört sein konnte.
    Die Straße führte leicht bergan, lief dann auf gerader Strecke weiter, wurde von schrägen Böschungen flankiert – und mündete in einem kleinen Tal, wo Weldon lag. Suko verringerte das Tempo.
    Er hatte sich vorgenommen, langsam in den Ort hineinzufahren. Er wollte dieses Bild genau in sich aufnehmen und so versuchen, etwas von der Andersartigkeit wahrzunehmen, die Weldon angeblich auszeichneten Zu spüren war bisher nichts.
    Alles schien völlig normal zu sein. Die Laternen brannten, er sah die Häuser und auch das Licht hinter vielen Fenstern.
    Hatte sich sein Freund geirrt? Suko fuhr weiter.
    Die ersten Häuser tauchten auf. Nicht sehr hoch, der Landschaft angepaßt. Große Gärten, in denen die Obstbäume wuchsen. Er sah Hecken und Mauern, die aus dicken Steinen errichtet worden waren.
    Alles normal – oder doch nicht?
    Suko glaubte daran, daß etwas nicht stimmte. Er konnte es nicht genau in Worte fassen, aber er war davon überzeugt, daß Weldon nicht zu den normalen Orten zählte.
    Um eine Idee lenkte er den Wagen nach links und ließ ihn am Rand der Straße ausrollen.
    Er blieb sitzen. Das Licht der Scheinwerfer strahlte nicht mehr. Die nächtliche Szenerie hielt den Inspektor umfangen. Er hatte sich etwas mehr als eine Viertelstunde verspätet, aber das konnte es nicht sein, was ihn beunruhigte. Auch nicht, daß ihn John noch nicht entdeckt hatte.
    Er hätte eigentlich sehen müssen, wenn ein Wagen in den nächtlichen – stillen – Ort einfuhr. Es war etwas anderes, und Suko wußte es nicht genau. Möglicherweise machte er auch einen Fehler, wenn er im Fahrzeug blieb, er mußte aussteigen, um die Atmosphäre zu schnuppern.
    Suko verließ den BMW.
    Stille, Ruhe. Da hörte es sich schon laut an, als er die Wagentür zudrückte. Er ging einige Schritte auf die Straßenmitte zu, wo er dann stehenblieb und sich ein wenig vorkam wie ein Revolverheld, der vergeblich auf seinen Todfeind wartet. Es kam niemand.
    Eine halbe Minute verstrich, und Suko nahm die Eindrücke dieses Ortes immer stärker in sich auf. Natürlich waren viele Dörfer um diese Zeit zumeist ausgestorben, aber hier in Weldon gab es einfach nichts, was sich bewegt hätte.
    Hier war alles still, tot oder verlassen. Weldon glich einer Geisterstadt, einem Ort des Sterbens, der Toten. Als hätten sich die Menschen vor Angst verkrochen, um nicht von irgendwelchen bösen Geistern gestört zu werden.
    Das sah er nicht gerade als gut an. Er wußte auch, daß im Schutz der Dunkelheit dämonische Mächte lauern konnten, die blitzschnell

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