Das Unsterblichkeitsprinzip
Japaner, insbesondere die traditionelleren Familien, nehmen Fisch sehr ernst. Die meisten essen keinen replizierten Fisch, erst recht nicht, wenn es um Sushi geht. Die Textur ist nicht richtig.«
»Das klingt so, als wüssten Sie viel über Fisch«, entgegnete Data.
Rhea lachte überraschend laut. »Das könnte man sagen. Ich habe einen großen Teil meines Lebens, praktisch von Kindesbeinen an, in der Gesellschaft von Fisch verbracht. Ich habe auf den Booten und den Docks gearbeitet, Fische aus Netzen geholt, gesäubert und verpackt. Raten Sie mal, was wir heute Abend essen.«
Data überlegte. »Fisch?«
»Nein!« Rhea lachte erneut. »Alles, nur das nicht! Ich verabscheue Fisch. Ich habe mich für eine berufliche Laufbahn bei Starfleet entschieden, um dem Fisch zu entkommen.
Wissen Sie, welches Spezialgebiet man mir an der Akademie vorschlug?«
»Ich kann nur spekulieren… Marinebiologie?«
»Ja!« Wieder lachte Rhea. »Aber ich entschied mich für die Sicherheitsabteilung. Dort hielt ich die Wahrscheinlichkeit für besonders gering, es jemals wieder mit Fisch zu tun zu bekommen.«
»Und sind Ihre Hoffnungen in Erfüllung gegangen?«, fragte Data.
»Ich musste einmal einen Antedeaner verhaften«, sagte Rhea.
»Aber das war’s auch schon.« Sie kam mit einer Flasche Wein und einem Korkenzieher aus dem Esszimmer. »Trinken Sie Wein?«
»Gelegentlich«, antwortete Data. »Wenn mein Gefühlschip eingeschaltet ist, gefällt mir der Geschmack. Aber Alkohol beeinflusst mich nicht so wie Menschen.«
»Nie?«
Data dachte über die Frage nach, bevor er antwortete.
»Einmal wurde mein positronisches Gehirn von einem Xenovirus befallen. Das hatte eine ähnliche Wirkung wie Trunkenheit.«
»Ah«, sagte McAdams und schenkte den Wein ein. Sie reichte dem Androiden ein Glas und lächelte. »Zum Wohl.«
Sie stießen mit den Gläsern an, dann schnupperte Data an seinem. Anerkennend hob er die Brauen. »Dieser Wein ist nicht repliziert, oder?«, fragte er.
»Wein aus dem Replikator…« Rhea schnitt eine Grimasse.
»Wussten Sie, dass Captain Picards Familie einen Weinberg besitzt?«
Rhea nippte an ihrem Glas und lächelte erneut. »Ja, ich weiß.
Ich habe einige der dort gekelterten Weine probiert. Die meisten sind sehr gut, aber es gibt Probleme mit den Schaumweinen.«
»Tatsächlich?«, fragte Data. »Darauf sollten Sie den Captain hinweisen. Ich glaube, derzeit kümmert sich seine Schwägerin um das Weingut, aber er hat mehrmals darauf hingewiesen, dass er sich eines Tages dorthin zurückziehen könnte.«
Rhea lachte einmal mehr. »Wenn ich jemals schnell von der Enterprise versetzt werden möchte, spreche ich ihn darauf an.«
Data drehte den Kopf und betrachtete die Hologramme auf dem kleinen Tisch. »Und dies ist Ihr Vater? War er ebenfalls Fischer?«
»Nein«, erwiderte Rhea und ihre Stimme bekam einen sanften Klang. »Er war Marineingenieur. Er und meine Mutter lernten sich kennen, als er in Kobe ein Dock für ihre Boote baute. Ihre Ehe dauerte nicht lange, aber sie blieben Freunde bis zu seinem Tod. Ich war damals erst sieben und er wohnte nicht viele Jahre in Kobe. Deshalb erinnere ich mich nur an einen großen, freundlichen Mann.«
»Bitte verzeihen Sie meine Unkenntnis«, sagte Data und deutete auf den Tisch. »Aber ist dieser Altar allein den Toten gewidmet?«
Rhea lächelte traurig. »Ja, nur den Toten. Meine Großmutter starb vor etwa zehn Jahren. Und meine Mutter…« Sie zögerte und Data gewann den Eindruck, dass sie nach geeigneten Worten suchte.
»Wenn Ihnen dieses Thema unangenehm ist, so brauchen Sie nicht weiter darüber zu sprechen«, sagte der Androide.
Rhea sah zu ihm auf. »Das ist es nicht. Ich habe befürchtet, zu viel zu sagen und dadurch Sie zu verletzen. Meine Mutter starb vor etwa einem Jahr. Sie verhedderte sich in einem Netz und wurde über Bord gezogen…« Sie unterbrach sich und sammelte ihre Gedanken. »Seltsam. Eigentlich haben wir uns nie sehr nahe gestanden, denn meine Mutter war oft fort, aber während der letzten beiden Jahre – insbesondere nach der Akademiezeit –, war das anders. Indem ich mich mit ganz anderen Dingen beschäftigte, eröffnete sich mir eine neue Perspektive. Wir brachten es sogar fertig, über das eine oder andere zu reden.«
»Sie wurden Freunde«, schloss Data.
Rhea lächelte erfreut und überraschte Data, indem sie die Hand hob und ihn an der Wange
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