Das Unsterblichkeitsprinzip
waren für sie synonym. ›Man kann nicht gegen das Leben ankämpfen‹, sagte sie. ›Man muss lernen, es wie einen Walzer zu behandeln, und die Probleme sind die Tanzpartner. Sei leichtfüßig, bleib im Takt mit der Musik und lächele.‹« Rhea bewegte den Löffel unbewusst wie einen Taktstock, wodurch Soße auf den Boden und an die Wand spritzte.
»Oh, wie elegant und würdevoll«, lachte sie und hielt nach einem Tuch Ausschau. Data sah es zuerst und wischte die Spritzer damit fort. »Wie meine Mutter mache ich lieber sauber, anstatt zu kochen«, erwiderte er.
»Wie ich schon sagte, Data – Sie sind ein wahrer Schatz.«
»Ich bin auch ein ausgezeichneter Tänzer«, sagte Data.
»Deshalb sollte es mir leicht fallen, den Rat Ihrer Mutter zu beherzigen.«
»Sie sind wirklich ein ausgezeichneter Tänzer?«, fragte Rhea.
»Ja«, bestätigte Data ohne falsche Bescheidenheit. »Einer der besten Tänzer in Starfleet hat mir Unterricht erteilt.«
Einige Sekunden lang musterte ihn Rhea so, als zöge sie eine Herausforderung in Erwägung. Dann schaltete sie das Kochgerät aus und legte einen Deckel auf den Topf mit der Soße.
»Ein ausgezeichneter Tänzer«, wiederholte sie nachdenklich.
»Na schön – beweisen Sie es.«
11
P icard saß am Ende der Theke, in einem kleinen Alkoven, den die Crew »Ecke des Captains« nannte. Er gab vor, nichts von dieser Bezeichnung zu wissen, und dafür »übersah« ihn die Crew, wenn er dort saß. Auf den Hocker neben Picard setzte sich niemand, es sei denn, alle anderen Plätze im Aufenthaltsraum waren besetzt, und dazu kam es fast nie, denn der Captain besuchte diesen Ort nur, wenn wenig Betrieb herrschte. Das gehörte zu den Veränderungen, seit er vor mehr als zehn Jahren das Kommando der Enterprise-D übernommen hatte. Damals hätte er den Kontakt mit der Crew gemieden und wäre nicht einmal bereit gewesen, in einem ruhigen Aufenthaltsraum zu sitzen und zu lesen. Aber seit damals hatte er das eine oder andere hinzugelernt. Isolation machte ihn nicht zu einem besseren Captain. Inzwischen empfand er das Hintergrundsummen leise geführter Gespräche sogar als ganz angenehm.
In einer Ecke des Raums versuchte es Fähnrich Ubango mit einem recht schwierigen klassischen Stück. Gelegentlich hielt sie inne und wiederholte einige besonders problematische Tonfolgen.
Picard hörte Will Rikers Stimme hinter sich. »Bach?«
»Tschaikowski«, sagte der Captain. Er fragte sich oft, ob Riker wirklich nichts von klassischer Musik verstand oder ihm nur Gelegenheit geben wollte, ihn zu korrigieren. »Setzen Sie sich, Will.«
Riker nahm neben Picard Platz und winkte dem Barkeeper zu, der lächelte und ihm einen Single Malt Whisky brachte.
Seit sie an Bord der Enterprise-E gekommen waren, bestand eine der Angewohnheiten von Picard und Riker darin, sich ein-oder zweimal in der Woche im Aufenthaltsraum zu treffen und dort über Dinge zu sprechen, von denen sie aus irgendeinem Grund nicht wollten, dass sie in den offiziellen Logbüchern erschienen. Eigentlich lief es auf Klatsch hinaus, allerdings auf Klatsch besonderer Art. Picard wusste schon seit einer ganzen Weile, dass bei einer so komplexen Gemeinschaft wie der Enterprise- Crew Klatsch eine wichtige Rolle spielte. Er unterschätzte nie die Bedeutung der inoffiziellen Informationen, die Riker ihm brachte.
Der größte Teil des Klatsches drehte sich natürlich um die eskalierenden Feindseligkeiten im Konflikt mit dem Dominion und die Möglichkeit eines Abkommens mit den Romulanern.
Viele Besatzungsmitglieder der Enterprise-D waren inzwischen versetzt worden, aber es befanden sich noch genug Angehörige der alten Crew an Bord der Enterprise-E, die sich an die Begegnungen mit den Romulanern und ihren riesigen Warbirds der D’deridex-Klasse erinnerten. Es wäre sicher ein großer Vorteil, sie als Verbündete zu haben, aber wie lange konnte die Föderation ihnen trauen? Und wie lange konnten Romulaner und Klingonen zusammenarbeiten, bis sich die alte Feindschaft bemerkbar machte?
Riker deutete auf den Handcomputer, den Picard auf die Theke gelegt hatte. »Was ist das? Sieht nicht gerade nach leichter Lektüre aus.«
Picard rieb sich den Nasenrücken. »Da haben Sie Recht. Es handelt sich um eine Übersicht über die jüngsten Entscheidungen in Bezug auf Bürgerrechte für künstliche Lebensformen.«
Riker nahm den Handcomputer und sah sich einige Bildschirmseiten an.
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