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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Waffe zu heben. Ich ließ mich zu Boden fallen.
    Die Kuppel über uns wurde nach innen gedrückt. Ortega schrie etwas, und ich rollte mich zur Seite. Neben mir stürzte ein Körper kopfüber in einem Scherbenregen auf den Boden.
    Die Maschinenpistole ratterte ungezielt. Wieder schrie Ortega und warf sich zu Boden. Ich rollte weiter und richtete mich im Schoß der toten Frau auf, dann schoss ich erneut auf den Synth, dreimal in schneller Folge. Das Feuer hörte auf.
    Stille.
    Ich richtete die Nemex nach links und rechts, um die Ecken des Raums und die Eingangstür zu sichern. Und die zersplitterten Reste der Glaskuppel. Nichts.
    »Ortega?«
    »Ja, alles klar.« Sie lag auf der anderen Seite des Raums am Boden und stemmte sich auf einen Ellbogen hoch. Ihrer angespannten Stimme entnahm ich, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Ich stand leicht schwankend auf und ging zu ihr hinüber. Meine Schritte knirschten auf den Glasscherben.
    »Wo tut es weh?«, wollte ich wissen, als ich in die Hocke ging und ihr aufhalf.
    »Schulter. Der Mistkerl hat mich mit der Sunjet erwischt.«
    Ich verstaute die Nemex und sah mir die Wunde an. Der Strahl hatte den Rücken ihrer Jacke diagonal aufgeschlitzt und ins Schulterpolster auf der linken Seite geschnitten. Darunter war die Haut in einer kurzen, schmalen Linie bis auf die Knochen versengt.
    »Glück gehabt«, sagte ich mit erzwungener Lässigkeit. »Wenn Sie sich nicht geduckt hätten, wäre Ihr Kopf getroffen worden.«
    »Ich habe mich nicht geduckt. Ich bin hingefallen, verdammt!«
    »Meinetwegen. Wollen Sie aufstehen?«
    »Blöde Frage!« Ortega stützte sich mit dem unverletzten Arm ab und kam schließlich auf die Beine. Sie verzog das Gesicht, als ihre Jacke über die Wunde scheuerte. »Verdammt, tut das weh!«
    »Ich glaube, das hat der Typ im Eingang auch gesagt.«
    Sie lehnte sich gegen mich und starrte. Ihre Augen waren nur wenige Zentimeter von meinen entfernt. Ich blieb ungerührt, und dann erblühte das Lachen wie ein Sonnenaufgang in ihrem Gesicht. Sie schüttelte den Kopf.
    »Mann, Kovacs, Sie sind ein perverses Arschloch. Hat man Ihnen beim Corps beigebracht, wie man nach einer Schießerei blöde Witze reißt, oder ist das Ihre persönliche Art von Humor?«
    Ich führte sie nach draußen. »Das ist mein ganz individueller Stil. Kommen Sie, ich bringe Sie an die frische Luft.«
    Hinter uns war plötzlich ein Scharren zu hören. Ich fuhr herum und sah, wie sich der synthetische Sleeve taumelnd aufrichtete. Eine Seite seines Kopfes war völlig zerstört, wo mein letzter Schuss ihn getroffen hatte, und die rechte Hand hing am Ende eines offenen, blutüberströmten rechten Armes. Doch die Hand am linken Arm ballte sich zu einer Faust. Der Synth stieß gegen den Sessel, richtete sich auf und kam auf uns zu, wobei er das rechte Bein hinter sich herschleifte.
    Ich zog die Nemex und richtete sie auf ihn.
    »Der Kampf ist vorbei«, sagte ich.
    Das schlaffe Gesicht grinste mich an. Ein weiterer schleppender Schritt. Ich runzelte die Stirn.
    »Um Himmels willen, Kovacs!« Ortega suchte bereits nach ihrer eigenen Waffe. »Bringen Sie es zu Ende!«
    Ich feuerte einen Schuss ab, der den Synth rückwärts auf den mit Glassplittern übersäten Boden warf. Er zuckte noch ein paarmal, dann lag er ruhig da. Trotzdem atmete er schwerfällig weiter. Während ich ihn fasziniert beobachtete, drang ein glucksendes Lachen aus seiner Kehle.
    »Verdammt, jetzt reicht es!«, röchelte er und lachte erneut. »Verdammt, jetzt reicht es, Kovacs!«
    Für die Dauer eines Herzschlags ließen mich die Worte schockiert erstarren, dann wirbelte ich herum und zerrte Ortega zur Tür.
    »Was…?«
    »Raus! Wir müssen sofort raus!« Ich stieß sie durch die Tür und griff draußen nach dem Geländer. Der Tote mit den zwei Pistolen lag in verzerrter Haltung auf dem Steg. Ich schubste Ortega weiter, und sie sprang unbeholfen über die Leiche. Ich schlug die Tür hinter mir zu und folgte ihr in schnellem Lauf.
    Wir hatten fast das Ende des Steges erreicht, als die Kuppel in einem Geysir aus Glas und Stahl explodierte. Ich hörte genau, wie die Tür hinter uns aus den Angeln gerissen wurde, dann packte uns die Druckwelle und schleuderte uns wie weggeworfene Mäntel die Treppe hinunter auf die Straße.

 
22
     
     
    Nachts wirkt die Polizei viel eindrucksvoller.
    Da sind zunächst die blitzenden Lichter, die jedes Gesicht in dramatische Farben tauchen, verbissene Mienen, die abwechselnd kriminell rot und rauchig

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