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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu bleiben, damit meine Konditionierung das Kampfmuster analysieren konnte und…
    Kadmin griff an.
    Unser Abstand betrug knappe zehn Meter, ohne Hindernisse. Er überwand die Entfernung innerhalb der Dauer eines Lidschlags und kam wie ein Sturm über mich.
    Seine Technik war in der Tat simpel, lineare Hiebe und Tritte, doch sie kamen so schnell und kraftvoll, dass ich Mühe hatte, sie abzuwehren. Ein Gegenangriff stand außer Frage. Ich lenkte den ersten Schlag nach rechts außen ab und nutzte den Impuls für einen Ausfallschritt nach links. Kadmin folgte meiner Bewegung ohne das geringste Zögern und griff mein Gesicht an. Ich drehte den Kopf vor seiner Faust weg und spürte, wie sie meine Schläfe streifte. Doch der Schlag war nicht kräftig genug, um die Stahlknöchel auszulösen. Mein Instinkt riet mir, die Deckung nach unten zu verlagern, und der gerade Tritt, der mir die Kniescheibe zerschmettert hätte, riss meinen Unterarm zur Seite. Ein nachfolgender Ellbogenschlag traf meinen Scheitel, und ich taumelte zurück. Fast hätte es mich von den Beinen gerissen. Kadmin setzte mir nach. Ich antwortete mit einem seitlichen Schlag der rechten Hand, aber durch die Wucht seines Angriffs konnte er ihn mühelos ablenken. Ein Tiefschlag unterlief meine Deckung und traf mich in den Magen. Als die Stahlknöchel detonierten, klang es, als würde Fleisch in eine Bratpfanne geworfen.
    Es fühlte sich an wie ein Enterhaken, der sich in meine Eingeweide bohrte. Der Schmerz des eigentlichen Schlages blieb an der Hautoberfläche zurück und wurde bei weitem von einer grausamen Taubheit übertroffen, die sich in meinen Bauchmuskeln ausbreitete. Da ich ohnehin durch die Betäubungsladung geschwächt war, machte es mich praktisch handlungsunfähig. Ich wankte drei Schritte rückwärts und stürzte auf die Matte, wo ich mich wie ein halb zertretenes Insekt wand. Undeutlich hörte ich, wie die Menge jubelte.
    Ich drehte mühsam den Kopf und sah, wie Kadmin zurückwich und mich mit zusammengekniffenen Augen und erhobenen Fäusten musterte. Ein schwaches rotes Licht blinzelte mir vom Stahlband an seiner linken Hand zu. Die Knöchel luden sich wieder auf.
    Ich verstand.
    Runde eins.
    Im waffenlosen Nahkampf gab es nur zwei Regeln. Lande so viele Treffer wie möglich, so hart und so schnell wie möglich, und zwing deinen Gegner in die Knie. Wenn er am Boden liegt, tötest du ihn. Wenn es andere Regeln oder Rücksichtnahmen gab, war es kein echter Kampf, sondern nur ein Spiel. Kadmin hätte mir in diesem Moment den Rest geben können, aber es war kein echter Kampf. Es war eine Demütigung, ein Spiel, das zur Ergötzung der Zuschauer so qualvoll wie möglich ablaufen sollte.
    Die Menge.
    Ich stand auf und überblickte die undeutlich erkennbare Arena der Gesichter. Das Neurachem zoomte speichelfeuchte Zähne in den schreienden Mündern heran. Ich kämpfte die Schwäche in meinen Eingeweiden zurück, spuckte auf den Boden und schaffte es, wieder eine kampfbereite Haltung einzunehmen. Kadmin neigte den Kopf, als wollte er seine Anerkennung zeigen, und ging ein zweites Mal auf mich los. Die gleiche Salve aus linearen Angriffen, die gleiche Kraft und Geschwindigkeit, aber diesmal war ich darauf vorbereitet. Ich wehrte die ersten zwei Hiebe ab, und dann wich ich nicht aus, sondern blieb genau vor ihm stehen. Er brauchte einen Sekundenbruchteil, um zu begreifen, was ich tat, aber er war mir bereits viel zu nahe. Wir standen uns praktisch Brust an Brust gegenüber. Ich versetzte ihm einen Kopfstoß, als würde sein Gesicht irgendeinem Mitglied der grölenden Menge gehören.
    Die Adlernase brach mit einem satten Knirschen, und als er zurücktaumelte, fällte ich ihn mit einem Fußtritt gegen das Knie. Meine rechte Handkante sauste heran, suchte nach seiner Kehle, aber Kadmin war längst zu Boden gegangen. Er rollte sich herum und riss mir die Beine unter dem Körper weg. Als ich stürzte, erhob er sich neben mir auf den Knien und versetzte mir einen Nackenschlag. Mir wurde schwindlig, und mein Kopf knallte auf die Matte. Ich schmeckte Blut.
    Ich rollte mich weg, stand auf und sah, wie Kadmin zurückwich und sich das Blut abwischte, das ihm aus der gebrochenen Nase lief. Er betrachtete neugierig die roten Flecken auf seiner Hand, dann blickte er mit einem ungläubigen Kopfschütteln zu mir. Ich grinste matt und ließ mich vom Adrenalinrausch mitreißen, den der Anblick seines Blutes in mir ausgelöst hatte. Dann erhob ich beide Hände in

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