Das Unsterblichkeitsprogramm
dass wir so spät hier aufgetaucht sind.« Er zeigte zu Trepp hinauf. »Ihre Freundin hat eine Weile gebraucht, bis sie zu mir durchgekommen ist. Sie weigerte sich, die offiziellen Kanäle zu benutzen. Meinte, es würde keinen guten Eindruck machen. Wenn man bedenkt, was wir hier angerichtet haben, scheint sie damit gar nicht so falsch zu liegen.«
Ich schaute mich um, auf die offenkundige Häufung organischer Defekte.
»Ja. Könnte das ein Problem sein?«
Bautista lachte bellend. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Eindringen ohne Befugnis. Die Verursachung organischer Defekte an unbewaffneten Verdächtigen. Was, zum Henker, glauben Sie denn?«
»War nicht so gemeint.« Ich setzte mich in Bewegung, um den Kampfplatz zu verlassen. »Vielleicht können wir es irgendwie hinbiegen.«
»He!« Bautista hielt mich am Arm fest. »Diese Leute haben einen Polizisten von Bay City entführt. So etwas lassen wir uns nicht gefallen. Das hätte jemand Kadmin sagen sollen, bevor er den größten Fehler seiner Karriere beging.«
Ich war mir nicht sicher, ob er Ortega oder mich in Rykers Sleeve meinte, also sagte ich nichts dazu. Stattdessen legte ich vorsichtig den Kopf in den Nacken und schaute zu Trepp hinauf. Sie lud ihr Frag-Gewehr nach.
»Hallo, wollen Sie die ganze Nacht da oben bleiben?«
»Komme gleich runter.«
Sie drückte die letzte Patrone ins Magazin, dann vollführte sie eine elegante Rolle vorwärts über das Geländer der Galerie und fiel nach unten. Nach etwa einem Meter entfaltete der Gravtornister, den sie auf dem Rücken trug, die Flügel, und schließlich hing sie in Kopfhöhe über uns in der Luft, das Gewehr lässig geschultert. In ihrem langen schwarzen Mantel sah sie wie ein Racheengel aus.
Sie drehte an einem Knopf und näherte sich weiter dem Boden, bis sie neben Kadmin aufsetzte. Ich humpelte zu ihr hinüber. Eine Weile betrachteten wir schweigend die zerfetzte Leiche.
»Danke«, sagte ich leise.
»Vergessen Sie’s. Das gehört zum Service. Tut mir Leid, dass ich diese Jungs mitbringen musste, aber ich brauchte schnell Verstärkung. Da habe ich mir die größte und stärkste Gang des Viertels geholt.« Sie deutete mit einem Nicken auf Kadmin. »Wollen Sie ihn so da liegen lassen?«
Ich betrachtete den Märtyrer der Rechten Hand Gottes, dessen Gesicht im abrupten Tod erstarrt war, und versuchte in ihm den Patchwork-Mann zu erkennen.
»Nein«, sagte ich und drehte die Leiche mit dem Fuß herum, sodass das Genick freilag. »Bautista, borgen Sie mir mal für einen Moment Ihre Kanone?«
Wortlos gab der Polizist mir den Blaster. Ich setzte die Mündung an die Schädelbasis des Patchwork-Manns und wartete ab, ob ich etwas empfand.
»Möchte noch jemand etwas sagen?«, frotzelte Trepp. Bautista wandte sich ab. »Tun Sie es einfach.«
Falls mein Vater etwas dazu anzumerken hatte, behielt er es für sich. Die einzigen Stimmen, die ich hörte, waren die der verletzten Zuschauer, die ich jedoch ignorierte.
Ich empfand nichts, als ich abdrückte.
37
Eine Stunde später empfand ich immer noch nichts, als Ortega kam und mich im Sleevingraum fand, wo ich auf einem der automatischen Gabelstapler hockte und in den grünen Lichtschein starrte, der aus den leeren Dekantierungstanks drang. Die Luftschleuse gab ein leises Klacken und dann ein längeres Summen von sich, als sie sich öffnete, aber ich reagierte nicht darauf. Selbst als ich ihre Schritte und den Tonfall eines knappen Fluches wiedererkannte, die ihren Weg durch die verschlungenen Kabel am Boden begleiteten, blickte ich mich nicht um. Alle meine Systeme waren heruntergefahren, genauso wie die der Maschine, auf der ich saß.
»Wie geht es dir?«
Sie trat neben den Gabelstapler, und ich schaute zu ihr hinunter. »Wahrscheinlich genauso, wie ich aussehe.«
»Du siehst beschissen aus.« Sie griff nach einem Gitter in der Karosserie des Gefährts, unmittelbar neben der Stelle, wo ich saß. »Was dagegen, wenn ich zur dir raufkomme?«
»Mach nur. Soll ich dir die Hand reichen?«
»Nein.« Ortega bemühte sich, ihr Gewicht mit den Armen hochzuziehen, bis sie grau im Gesicht wurde und schließlich mit einem schiefen Grinsen dahing. »Oder vielleicht doch?«
Ich streckte ihr den Arm mit der geringsten Verletzung entgegen, und sie kletterte schnaufend auf den Gabelstapler. Sie kauerte einen Moment lang unsicher da, dann setzte sie sich neben mich und rieb sich die Schultern.
»Mann, ist das kalt hier. Wie lange hockst du schon auf
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