Das Unsterblichkeitsprogramm
Etwas musste geschehen. Ryker musste zum Schweigen gebracht werden. Unterbrechen Sie mich, falls ich mich von der Wahrheit entferne.«
»Nein, Sie geben es sehr korrekt wieder.«
»Also haben Sie ihm etwas angehängt.«
Wieder ein Achselzucken. »Es wurde der Versuch unternommen, ihn mit Geld von seinem Tun abzubringen. Doch er erwies sich als… unempfänglich.«
»Wie bedauerlich. Was haben Sie dann getan?«
»Wollen Sie es wirklich wissen?«
»Ich möchte, dass Sie es mir sagen. Ich will Einzelheiten hören. Ich rede viel zu viel. Versuchen Sie sich am Gespräch zu beteiligen, sonst könnte ich auf die Idee kommen, dass Sie sich nicht kooperativ verhalten.«
Kawahara hob theatralisch die Augenbrauen. »Ich habe Elias Ryker etwas in die Schuhe geschoben. Wir haben ihm einen falschen Hinweis auf eine Klinik in Seattle zugespielt. Mit einem Telefon-Konstrukt von Ryker haben wir Kontakt zu Ignacio Garcia aufgenommen und ihn dafür bezahlt, dass er die Gewissenserklärungen von zwei Personen, die Ryker erschossen hatte, fälscht. Wir wussten, dass die Polizei von Seattle misstrauisch werden würde und dass Garcias Manipulation einer genaueren Überprüfung nicht standhalten konnte. Ist es so besser?«
»Wie sind Sie auf Garcia gekommen?«
»Wir haben uns über Ryker sachkundig gemacht, als wir es mit der Bestechung versucht haben.« Kawahara rückte unbehaglich auf dem Sessel hin und her. »Dabei stießen wir auf diese Verbindung.«
»Genauso hatte ich es mir vorgestellt.«
»Wie scharfsinnig von Ihnen.«
»Also war alles bestens geregelt. Bis die Resolution 653 kam und alles wieder aufgewühlt wurde. Und der Fall Hinchley war noch nicht abgeschlossen.«
Kawahara neigte den Kopf. »Richtig.«
»Warum haben Sie die Sache nicht einfach unterbinden lassen? Durch irgendeinen Entscheidungsträger im UN-Rat?«
»Wir sind hier nicht auf New Beijing. Sie haben Phiri und Ertekin kennen gelernt. Haben Sie den Eindruck erweckt, dass sie käuflich wären?«
Ich nickte nachdenklich. »Also waren Sie das in Marcos Sleeve. Wusste Miriam Bancroft Bescheid?«
»Miriam?« Kawahara sah mich perplex an. »Natürlich nicht. Niemand wusste davon, das war der Knackpunkt. Marco spielt regelmäßig gegen Miriam. Es war die perfekte Tarnung.«
»Das würde ich nicht sagen. Sie sind ein beschissener Tennisspieler.«
»Ich hatte keine Zeit für eine Kompetenzdisk.«
»Warum Marco? Warum sind Sie nicht als Sie selbst aufgetreten?«
Kawahara winkte ab. »Ich habe auf Bancroft eingewirkt, seit die Resolution auf den Tisch kam. Und auf Ertekin, sobald sie mich in ihre Nähe gelassen hat. Ich habe mich bereits verdächtig gemacht. Wenn Marco ein gutes Wort für mich eingelegt hat, wirkte das unvoreingenommener.«
»Sie haben den Anruf von Rutherford entgegengenommen«, sagte ich mehr zu mir selbst. »Der im Suntouch House einging, nachdem wir ihn besucht hatten. Ich hatte mir gedacht, dass es Miriam war, aber Sie waren dort zu Gast und haben als Nebenfigur in der großen katholischen Debatte die Rolle von Marco gespielt.«
»Ja.« Ein schwaches Lächeln. »Sie scheinen Miriam Bancrofts Rolle in diesem Spiel erheblich überschätzt zu haben. Ach, übrigens, wer ist es, der im Augenblick Rykers Sleeve trägt? Ich frage aus reiner Neugier. Er macht es sehr überzeugend, wer immer es sein mag.«
Ich sagte nichts, aber ein Lächeln sickerte aus meinem Mundwinkel. Kawahara bemerkte es.
»Wirklich? Sie haben sich doppelt sleeven lassen? Anscheinend haben Sie Lieutenant Ortega ganz schön um den Finger oder sonstwas gewickelt. Meinen Glückwunsch. Eine Manipulation, die eines Meths würdig ist.« Sie stieß ein knappes, bellendes Lachen aus. »Das war als Kompliment gemeint, Takeshi-san.«
Ich ignorierte die Stichelei. »Sie haben in Osaka mit Bancroft geredet. Am Donnerstag, den 16. August. Sie wussten, dass er sich dort aufhält?«
»Ja. Er hat dort regelmäßig geschäftlich zu tun. Es sollte wie eine zufällige Begegnung aussehen. Ich habe ihn eingeladen, nach seiner Rückkehr Im Siebenten Himmel vorbeizuschauen. Das ist eine Angewohnheit von ihm. Käuflicher Sex nach geschäftlichen Verhandlungen. Das haben Sie wahrscheinlich ebenfalls herausgefunden.«
»Ja. Was haben Sie ihm gesagt, als er Sie hier besucht hat?«
»Die Wahrheit.«
»Die Wahrheit?« Ich starrte sie an. »Sie haben ihm von Hinchley erzählt und von ihm erwartet, dass er Sie unterstützt?«
»Warum nicht?« Der Blick, den sie mir zuwarf, hatte eine Furcht
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