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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Durchreise.«
    »Aus Rio?« Er zeigte auf Anchana Salomao. »Sind Sie Künstler?«
    »Nein.«
    »Ach so.« Er schien einen Moment lang darüber nachzudenken. Es war, als hätte er irgendwann die Kunst der Konversation verlernt. »Sie bewegen sich wie ein Künstler.«
    »Knapp daneben. Militärisches Neurachem.«
    Jetzt klickte es, aber der Schock machte sich lediglich durch ein kurzes Flackern in den Augen bemerkbar. Er musterte mich von Kopf bis Fuß, dann wandte er sich wieder dem Meer zu.
    »Sie suchen nach mir. Sie kommen von Bancroft?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    Er befeuchtete seine Lippen. »Sind Sie gekommen, um mich zu töten?«
    Ich zog den Ausdruck aus der Tasche und reichte ihn an ihn weiter. »Ich will Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Haben Sie das geschickt?«
    Er las es und bewegte dabei lautlos die Lippen. Im Kopf hörte ich die Worte, die er sich noch einmal auf der Zunge zergehen ließ: … weil Sie mir die Tochter genommen haben… werde Ihnen die Haut vom Kopf brennen… werden sich keinen Tag und keine Stunde vor mir sicher fühlen können… Es war nicht unbedingt originell, aber anschaulich, und es kam aus tiefstem Herzen. Damit war es beunruhigender als das meiste sonstige Gift aus der Geifer-Fraktion, das Prescott mir vorgeführt hatte. Außerdem beschrieb es sehr genau, auf welche Weise Bancroft tatsächlich gestorben war. Der Partikelblaster musste zunächst seine Kopf- und Gesichtshaut verkohlt haben, bevor der überhitzte Schädelinhalt explodiert war.
    »Ja, das ist von mir«, sagte Elliott ruhig.
    »Ist Ihnen bekannt, dass Laurens Bancroft letzten Monat einem Mordanschlag zum Opfer fiel?«
    Er gab mir den Ausdruck zurück. »Tatsächlich? Ich habe gehört, dass der Saukerl sich selbst den Schädel weggepustet hat.«
    »Das ist eine von verschiedenen Möglichkeiten«, räumte ich ein, zerknüllte das Papier und warf es in einen Müllcontainer unter uns am Strand. »Aber ich werde nicht dafür bezahlt, an diese Möglichkeit zu glauben. Sie haben das Pech, dass die Art, wie er zu Tode kam, sehr große Ähnlichkeit mit Ihren ausführlichen Schilderungen hat.«
    »Ich habe es nicht getan«, sagte Elliott.
    »Ich habe mir gedacht, dass Sie das sagen würden. Vielleicht wäre ich sogar bereit, Ihnen zu glauben, nur dass Bancrofts Mörder ein paar ausgeklügelte Sicherheitssysteme überwunden hat. Außerdem haben Sie als Sergeant bei den taktischen Kampftruppen gedient. Auf Harlans Welt habe ich einige von Ihren Kollegen kennen gelernt, und es gab ein paar darunter, die für verdeckte Wetwork ausgebildet waren.«
    Elliott sah mich neugierig an. »Sind Sie ein Grashüpfer?«
    »Ein was?«
    »Ein Grashüpfer. Von einer anderen Welt.«
    »Ja.« Falls Elliott Angst vor mir gehabt hatte, verlor er sie zusehends. Ich überlegte, ob ich die Envoy-Karte ausspielen sollte, sagte mir dann aber, dass es sich nicht lohnte. Schließlich sprach er noch mit mir.
    »Bancroft hat es nicht nötig, Handlanger von außerhalb zu holen. In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihm?«
    »Ich arbeite auf Privatbasis für ihn. Ich soll den Mörder finden.«
    Elliott schnaufte. »Und Sie dachten, ich wär’s gewesen?«
    Das hatte ich nicht gedacht, aber ich ließ es so stehen, weil diese Fehleinschätzung ihm das Gefühl der Überlegenheit gab, wodurch das Gespräch in Gang blieb. In seinen Augen erschien etwas, das fast wie ein Funkeln wirkte.
    »Sie glauben, ich hätte in Bancrofts Haus eindringen können? Ich weiß, dass ich es nicht könnte, weil ich mich darüber informiert habe. Wenn es einen Weg gäbe, hätte ich ihn schon vor Jahren genommen, und dann hätte Sie ihn in kleinen Stücken vom Rasen aufsammeln können.«
    »Wegen Ihrer Tochter?«
    »Ja, wegen meiner Tochter.« Die Wut stachelte ihn an. »Wegen meiner Tochter und all der anderen. Sie war noch ein Kind.«
    Er verstummte und blickte wieder aufs Meer hinaus. Nach einer Weile deutete er auf die Hüter des Freihandels, auf der ich nun kleine schimmernde Lichter erkannte. Es sah aus, als hätte man auf der Startrampe eine Bühne errichtet. »Das war es, was sie wollte. Alles, was sie wollte. Totalkörpertheater. Sie wollte sein wie Anchana Salomao und Rhian Li. Sie ging nach Bay City, weil sie gehört hatte, dass es dort jemanden gab, der Verbindungen hatte…«
    Abrupt verstummte er und sah mich an. Die Datenratte hatte ihn als »alten Mann« bezeichnet, und jetzt sah ich zum ersten Mal, warum. Trotz seiner kräftigen militärischen Statur, trotz

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