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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aber nicht alles im Leben hat sein Preisschild. Es gibt Dinge, die nicht zum Verkauf stehen.»
    «Unsinn!»
    Er lächelte leicht. In ihrer Stimme lag die Arroganz des erfolgreichen Fabrikarbeiters, der es zu Reichtum gebracht hat. Und sie tat ihm plötzlich leid. Er blickte auf dieses zeitlose, glatte Gesicht, die müden Augen, und er dachte an das Mädchen, das von Amyas Crale gemalt worden war…
    «Erzählen Sie mir von dem Buch. Was ist der Zweck? Wer hatte die Idee?»
    «Verehrte Lady, was für einen anderen Zweck sollte es haben, als die Sensationen von gestern mit der Sauce von heute zu servieren?»
    «Aber Sie sind kein Schriftsteller?»
    «Nein, ich bin ein Experte in Sachen Verbrechen.»
    «Sie werden von Kriminalschriftstellern zu Rate gezogen?»
    «Nicht unbedingt. In diesem Fall jedoch habe ich einen Auftrag.»
    «Von wem?»
    «Ich verfasse dieses Buch im Auftrag einer interessierten Person.»
    «Im Auftrag von wem?»
    «Von Miss Carla Lemarchant.»
    «Wer ist das?»
    «Die Tochter von Amyas und Caroline Crale.»
    Elsa starrte ihn einige Sekunden an, dann sagte sie:
    «Richtig, da war ja ein Kind. Ich erinnere mich; sie muss jetzt wohl erwachsen sein.»
    «Ja, sie ist einundzwanzig.»
    «Wie ist sie?»
    «Groß und dunkel und… ich glaube, schön. Und sie hat Mut und ist eine Persönlichkeit.»
    «Ich möchte sie gern kennen lernen», sagte Elsa nachdenklich.
    «Vielleicht legt sie keinen Wert darauf.»
    Sie blickte ihn überrascht an.
    «Wieso? Ach, ich verstehe. Aber das ist doch Unsinn! Sie kann sich doch sicher an nichts erinnern, sie wird damals höchstens sechs Jahre gewesen sein.»
    «Sie weiß, dass ihre Mutter wegen Ermordung ihres Vaters verurteilt wurde.»
    «Und sie glaubt, es sei meine Schuld?»
    «Das wäre möglich.»
    Achselzuckend erwiderte sie:
    «Wie dumm! Wenn sich Caroline wie ein vernünftiger Mensch benommen hätte…»
    «Sie fühlen sich also nicht verantwortlich?»
    «Warum sollte ich? Ich brauchte mich nicht zu schämen. Ich habe ihn geliebt, ich hätte ihn glücklich gemacht!» Ihr Gesicht verjüngte sich, und plötzlich erkannte er das Mädchen von dem Bild wieder. «Wenn Sie es nur mit meinen Augen sehen könnten, wenn Sie wüssten…»
    Sich vorbeugend, unterbrach er sie:
    «Aber gerade das will ich ja. Sehen Sie, Mr Philip Blake, der damals dabei war, schreibt mir einen ausführlichen Bericht über die damaligen Ereignisse. Meredith Blake wird dasselbe tun. Und wenn Sie…»
    Elsa Dittisham holte tief Atem und sagte verächtlich:
    «Diese beiden! Philip war immer stupid, und Meredith scharwenzelte um Caroline herum, aber er war ein guter Kerl. Doch aus ihren Berichten können Sie sich kein richtiges Bild machen.»
    Er beobachtete sie, sah, wie sich ihre Augen belebten, sah, wie eine tote Frau wieder zum Leben erwachte. Wild stieß sie hervor:
    «Wollen Sie die Wahrheit wissen? Nicht zur Veröffentlichung, nur für Sie…»
    «Ich verpflichte mich, nichts ohne Ihre Einwilligung zu veröffentlichen.»
    «Ich möchte die Wahrheit schriftlich niederlegen…» Sie überlegte einige Sekunden und fuhr dann fort: «In die Vergangenheit zurückkehren… alles niederschreiben… Ihnen zeigen, wie sie war…» Ihre Augen blitzten, ihre Brust hob sich leidenschaftlich. «Sie hat ihn umgebracht, sie hat Amyas umgebracht, Amyas, der leben wollte, der das Leben liebte, der das Leben genoss. Hass sollte nicht stärker sein als Liebe, aber ihr Hass war stärker. Und mein Hass auf sie ist… ich hasse sie… ich hasse sie… ich hasse sie…!» Sie trat zu ihm, beugte sich nieder und packte seinen Arm. «Sie müssen verstehen… Sie müssen verstehen, was wir einander bedeuteten, ich meine Amyas und ich. Ich werde Ihnen etwas zeigen.»
    Sie eilte durch das Zimmer, schloss einen kleinen Schreibtisch auf und holte etwas aus einem Fach. Dann kam sie zurück, in der Hand einen zerknitterten Briefbogen, dessen Schrift verblasst war. Sie kam Poirot vor wie ein Kind, das ihm ein eifersüchtig gehütetes Spielzeug zeigte.
    Er las:
     
    Elsa, du herrliches Geschöpf 1 . Es hat nie etwas Schöneres gegeben als dich. Aber ich fürchte, ich bin zu alt für dich, ein älterer, la u nenhafter, wankelmütiger Satan. Traue mir nicht, glaube mir nicht, ich bin nichts wert, abgesehen von meiner Arbeit. Was gut in mir ist, steckt in meiner Arbeit. Sage also nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.
    Zum Teufel ! Mein Süßes, ich werde dich trotzdem haben. Ich würde für dich durch die Hölle gehen, und du

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