Das Urteil
wohnte. Bingo! Pamela hatte zwei Söhne aus einer früheren Ehe, die mit einer Scheidung geendet hatte. Sie sprach nicht viel über sie, aber einer war in Alaska und der andere war Anwalt oder studierte Jura. Etwas dergleichen.
Da keiner der Söhne in Gardner aufgewachsen war, wurde die Spur rasch kalt. Niemand kannte sie. Rafe konnte nicht einmal jemanden finden, der Pame las Söhne je gesehen hatte. Dann rief Rafe seinen Anwalt an, einen schmierigen Scheidungsspezialisten, der sich häufig Rafes primitiver Überwachungsmethode bediente, und der Anwalt kannte eine Sekretärin in Mr. Blanchards Bank. Die Sekretärin unterhielt sich mit Mr. Blanchards Privatsekretärin, und es stellte sich heraus, daß Pamela weder aus Lubbock noch aus Amarillo stammte, sondern aus Austin. Sie hatte dort für einen Bankenverein gearbeitet und auf diese Weise Mr. Blanchard kennengelernt. Die Sekretärin wußte von der früheren Ehe und war der Ansicht, daß sie schon vor vielen Jahren geschieden worden war. Nein, sie hatte Pamelas Söhne nie gesehen. Mr. Blanchard sprach nie über sie. Das Paar lebte sehr zurückgezogen und hatte fast nie Gäste.
Fitch erhielt stündlich einen Bericht von Dante und Joe Boy. Am späten Montag vormittag rief er einen Bekannten in Austin an, einen Mann, mit dem er sechs Jahre zuvor in einem Tabakprozeß in Marshall, Texas, zusammengearbeitet hatte. Es war ein Notfall, erklärte Fitch. Nur Minuten später saß ein Dutzend Rechercheure über Telefonbüchern und rief eine Nummer nach der anderen an. Es dauerte nicht lange, bis die Bluthunde die Spur aufgenommen hatten.
Pamela Kerr war leitende Sekretärin der Texas Bankers Association in Austin gewesen. Ein Telefonanruf führte zum nächsten, und eine frühere Kollegin von ihr wurde ausfindig gemacht, die jetzt als Schülerberaterin an einer Privatschule arbeitete. Der Rechercheur behauptete, Pamela wäre eine potentielle Geschworene in einem Mordprozeß in Lubbock und er selbst ein stellvertretender Staatsanwalt, der versuchte, Material über die Geschworenen zusammenzutragen. Die frühere Kollegin fühlte sich verpflichtet, ein paar Fragen zu beantworten, obwohl sie Pamela seit Jahren nicht gesehen und auch nichts von ihr gehört hatte.
Pamela hatte zwei Söhne, Jeff und Alex. Alex war zwei Jahre älter als Jeff, hatte die High-School in Austin besucht und war dann nach Oregon gezogen. Jeff hatte gleichfalls die High-School in Austin abgeschlossen und dann in Rice das College besucht. Der Vater der Jungen hatte seine Familie verlassen, als die Kinder noch ganz klein waren, und Pamela hatte als alleinerziehende Mutter Hervorragendes geleistet.
Dante, gerade aus einem Privatjet ausgestiegen, begleitete einen Rechercheur zu der High-School, wo ihnen gestattet wurde, in den alten Jahrbüchern in der Bibliothek zu blättern. Jeff Kerrs Abschlußfoto von 1985 war in Farbe - blauer Smoking, große blaue Fliege, kurzes Haar, ein ernstes Gesicht, das direkt in die Kamera schaute, dasselbe Gesicht, das Dante stundenlang in Biloxi betrachtet hatte. Ohne Zögern sagte er: »Das ist unser Mann«, dann riß er rasch die Seite aus dem Jahrbuch und rief, zwischen den Bücherstapeln stehend, Fitch sofort über ein Handy an.
Drei Anrufe in Rice ergaben, daß Jeff Kerr sein Studium dort mit einem Examen in Psychologie abgeschlossen hatte. Der Anrufer, der sich als Vertreter eines potentiellen Arbeitgebers ausgab, machte einen Professor für Politische Wissenschaften ausfindig, der Kerr unterrichtet hatte und sich an ihn erinnerte. Er sagte, der junge Mann wäre nach Kansas gegangen, um Jura zu studieren.
Ein beachtliches Honorar garantierend, fand Fitch telefonisch eine Sicherheitsfirma, die willens war, alles andere stehen und liegen zu lassen und Lawrence, Kansas, nach irgendwelchen Spuren von Jeff Kerr zu durchkämmen.
Für einen normalerweise so gesprächigen Menschen hielt sich Nicholas beim Lunch sehr zurück. Er sprach kein Wort, während er eine gefüllte gebackene Kartoffel von O'Reilly's in sich hineinstopfte. Er vermied Blickkontakte und machte einen regelrecht betrübten Eindruck.
Die anderen waren in ähnlicher Stimmung. Leon Robilios Stimme ging ihnen nicht aus dem Kopf, eine Roboterstimme als Ersatz für eine wirkliche, die den Verheerungen des Tabaks zum Opfer gefallen war, eine Roboterstimme, die den widerwärtigen Schmutz offenbarte, an dessen Verheimlichung er einst beteiligt gewesen war. Es klang ihnen immer noch in den Ohren. Dreitausend
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