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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Jugendliche täglich, von denen ein Drittel an der Sucht stirbt. Wir müssen die nächste Generation an die Angel bekommen!
    Loreen Duke gab es auf, in ihrem Hühnersalat herumzustochern. Sie schaute über den Tisch zu Jerry Fernandez und sagte: »Darf ich Sie etwas fragen?« Ihre Stimme durchbrach ein deprimiertes Schweigen.
    »Natürlich«, sagte er.
    »Wie alt waren Sie, als Sie mit dem Rauchen anfingen?« »Vierzehn.«
    »Und weshalb haben Sie angefangen?«
    »Der Marlboro-Mann. Jeder Junge, den ich kannte, rauchte Marlboro. Wir waren Landkinder, liebten Pferde und Rodeos. Der Marlboro-Mann war zu cool, als daß man ihm hätte widerstehen können.«
    In diesem Augenblick konnte jeder Geschworene die Reklametafeln sehen - das zerklüftete Gesicht, das Kinn, den Hut, das Pferd, das abgeschabte Leder, vielleicht die Berge und ein bißchen Schnee, die Freiheit, sich eine Marlboro anzuzünden, während die Welt ihn im Stich ließ. Welcher vierzehnjährige Junge wollte nicht der Marlboro-Mann sein?
    »Sind Sie süchtig?« fragte Rikki Coleman vor ihrem üblichen fettfreien Teller mit Salat und gekochtem Truthahn. Das Wort ›süchtig‹ rollte ihr von der Zunge, als redeten sie über Heroin.
    Jerry dachte einen Moment nach und sah, daß seine Freunde zuhörten. Sie wollten wissen, was für ein mächtiger Drang das war, der einen Menschen im Griff hielt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich glaube, ich könnte aufhören. Ich habe es mehrmals versucht. Natürlich wäre es gut, wenn ich aufhören würde. Eine sehr schlechte Angewohnheit.«
    »Sie genießen es nicht?« fragte Rikki.
    »Oh, es gibt Zeiten, wo eine Zigarette genau das richtige ist, aber ich rauche jeden Tag zwei Schachteln, und das ist zuviel.«
    »Was ist mit Ihnen, Angel?« fragte Loreen Angel Weese, die neben ihr saß und im allgemeinen so wenig wie möglich sagte. »Wie alt waren Sie, als Sie anfingen?«
    »Dreizehn«, sagte Angel verschämt.
    »Ich war sechzehn«, gestand Sylvia Taylor-Tatum, bevor jemand sie fragen konnte.
    »Ich habe mit vierzehn angefangen«, erklärte Herman vom Kopfende des Tisches aus; es war ein Versuch, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. »Und mit vierzig wieder aufgehört.«
    »Sonst noch jemand?« fragte Rikki, um die Beichte zum Abschluß zu bringen.
    »Ich habe mit siebzehn angefangen«, sagte der Colonel. »Als ich Soldat wurde. Aber ich habe schon vor dreißig Jahren aufgehört.« Wie üblich war er stolz auf seine Selbstdisziplin.
    »Sonst noch jemand?« fragte Rikki nach einer längeren Gesprächspause noch einmal.
    »Ich. Ich habe angefangen, als ich siebzehn war, und zwei Jahre später wieder aufgehört«, sagte Nicholas, obwohl es nicht stimmte.
    »Hat irgend jemand hier mit dem Rauchen angefangen, nachdem er über achtzehn war?« fragte Loreen. Nicht ein Wort.
    Nitchman traf sich in Zivil mit Hoppy zu einem schnellen Sandwich. Der Gedanke, in der Öffentlichkeit mit einem FBIAgenten gesehen zu werden, machte Hoppy sehr nervös, und er war erleichtert, als Nitchman in Jeans und einem karierten Hemd auftauchte. Es war zwar nicht so, daß Hoppys Freunde und Bekannte in der Stadt einen FBI-Mann auf den ersten Blick erkennen würden, aber er war trotzdem nervös. Außerdem hatten Nitchman und Napier Hoppy erzählt, sie kämen von einer Spezialeinheit in Atlanta.
    Er berichtete, was er an diesem Morgen im Gerichtssaal gehört hatte und sagte, der stimmlose Robilio hätte einen starken Eindruck auf die Geschworenen gemacht und schiene sie in der Tasche zu haben. Nicht zum erstenmal gab Nitchman vor, sich kaum für den Prozeß zu interessieren, und erklärte abermals, er täte nur, was seine Bosse in Washington ihm aufgetragen hätten. Er händigte Hoppy ein zusammengefaltetes Blatt Papier mit winzigen Nummern und Worten an der Ober- und Unterkante aus. Er sagte, das wäre gerade von Cristano aus dem Justizministerium gekommen. Sie wollten, daß Hoppy es sähe.
    In Wirklichkeit war es eine Kreation von Fitchs Dokumentenexperten, zwei ehemaligen CIA-Angehörigen, die sich in Washington herumtrieben und das Unheilstiften genossen.
    Es war ein kopiertes Fax mit einem schlimm aussehenden Bericht über Leon Robilio. Keine Quelle, kein Datum, nur vier Absätze unter den ominösen Überschriften VERTRAULICHE AKTENNOTIZ. Hoppy las schnell und aß dazu Pommes frites. Robilio bekam für seine Aussage eine halbe Million Dollar. Robilio war aus dem Tobacco Focus Council hinausgeworfen worden, weil er Geld unterschlagen hatte;

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