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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Grimes stimmen würde, ließ sich unmöglich vorhersagen. Aber Fitch zählte nicht auf ihn, und auf Phillip Savelle auch nicht. Was Mrs. Gladys Card anging, hatte Fitch ein gutes Gefühl. Sie war alt und konservativ und würde wahrscheinlich empört sein, wenn Rohr sie um zwanzig Millionen oder eine ähnliche Summe bat.
    Also hatte Fitch vier in der Tasche, mit Mrs. Gladys Card als möglicher fünfter. Bei Herman Grimes konnte man nur eine Münze werfen. Und bei Savelle annehmen, daß jemand, der so im Einklang mit der Natur lebte, die Tabakkonzerne verabscheuen mußte. Damit blieben Easter und seine Fünferbande. Beide Seiten brauchten neun Stimmen für ein Urteil. Jede geringere Stimmenzahl würde ein Unentschieden bedeuten und Harkin zwingen, den Prozeß für gescheitert zu erklären. Gescheiterte Prozesse müssen wieder aufgerollt werden, etwas, das Fitch in diesem Fall nicht wollte.
    Die Schar seiner juristischen Analytiker und Berater war sich nur über sehr wenige Dinge einig, aber alle sagten vorher, daß ein einstimmiges, mit zwölf Stimmen gefälltes Urteil zugunsten von Pynex die Tabakprozesse für ein Jahrzehnt abkühlen und vielleicht sogar völlig einfrieren lassen würde.
    Fitch war entschlossen, für ein solches Urteil zu sorgen, was immer es kosten mochte.
    Die Stimmung in Rohrs Kanzlei war am Montagabend wesentlich lockerer. Da sie keine weiteren Zeugen mehr aufzurufen gedachten, war der Druck vorübergehend gewichen. Im Konferenzzimmer wurde ein guter Scotch ausgeschenkt. Rohr nippte an seinem Mineralwasser und knabberte an Käse und Cracker.
    Der Ball war jetzt in Cables Feld. Sollten er und seine Mannschaft doch ein paar Tage damit verbringen, Zeugen zu vernehmen und Dokumente zu etikettieren. Rohr brauchte nur zu reagieren und sie ins Kreuzverhör zu nehmen, und er hatte sich jede auf Video aufgezeichnete Vorvernehmung jedes Zeugen der Verteidigung ein dutzendmal angesehen.
    Jonathan Cotlack, der für die Jury-Recherchen zuständige Anwalt, trank gleichfalls nur Wasser und spekulierte mit Rohr über Herman Grimes. Beide glaubten, ihn auf ihrer Seite zu haben. Und sie hatten ein gutes Gefühl, was Millie Dupree und den seltsamen Phillip Savelle anging. Herrera machte ihnen Sorgen. Alle drei Schwarzen - Lonnie, Angel und Loreen waren verläßlich an Bord. Schließlich ging es um die Sache einer kleinen Person gegen einen großen, mächtigen Konzern. Bestimmt würden die Schwarzen mitmachen. Das taten sie immer.
    Easter war die Schlüsselfigur, weil er der Anführer war, alle wußten das. Rikki würde sich ihm anschließen, Jerry war sein Kumpel. Sylvia Taylor-Tatum war passiv und würde der Mehrheit folgen. Und Mrs. Gladys Card gleichfa lls.
    Sie brauchten nur neun, und Rohr war überzeugt, daß er sie hatte.
25
    N ach Lawrence zurückgekehrt, arbeitete Small, der Rechercheur, seine Liste von Hinweisen fleißig durch und erreichte nichts. Am Montag abend hing er bei Mulligan's herum, trank entgegen seinen Anweisungen, plauderte gelegentlich mit den Kellnerinnen und Jurastudenten und brachte nichts zuwege, als bei den jungen Leuten Argwohn zu erregen.
    Am frühen Dienstag morgen machte er einen Besuch zuviel. Die Frau hieß Rebecca, und vor ein paar Jahren, damals noch Studentin an der University of Kansas, hatte sie zusammen mit Claire Clement bei Mulligan's gearbeitet. Einer von Smalls Boß ausfindig gemachten Quelle zufolge waren sie Freundinnen gewesen. Small fand sie in einer Bank in der Innenstadt, wo sie eine leitende Stellung innehatte. Er stellte sich ungeschickt vor, und sie war sofort argwöhnisch.
    »Haben Sie nicht vor ein paar Jahren mit Claire Clement zusammengearbeitet?« fragte er, einen Notizblock konsultierend. Er stand auf einer Seite ihres Schreibtisches, weil sie auf der anderen stand. Sie war beschäftigt und hatte ihn nicht zum Platznehmen aufgefordert.
    »Kann sein. Wer will das wissen?« fragte Rebecca mit verschränkten Armen und zur Seite geneigtem Kopf, während irgendwo im Hintergrund ein Telefon läutete. In auffälligem Gegensatz zu Small war sie elegant gekleidet und übersah nichts.
    »Wissen Sie, wo sie sich jetzt aufhält?«
    »Nein. Weshalb fragen Sie?«
    Small wiederholte die Geschichte, die er auswendig gelernt hatte. Sie war alles, was er hatte. »Also, sehen Sie, sie soll als Geschworene in einem großen Prozeß fungieren, und meine Firma ist beauftragt worden, eine gründliche Erforschung ihres Hintergrunds anzustellen.«
    »Wo findet der Prozeß

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