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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Tabakkonzernen?« »Das weiß ich nicht.«
    Er fragte sie nach Firmen, die mit Tabakkonzernen in Verbindung standen, Muttergesellschaften, Tochtergesellschaften, allen möglichen Firmenablegern, und sie wußte nichts.
    Sie wußte nichts, weil Fitch es so geplant hatte.
    Claires Spur führte am Donnerstag morgen in eine unerwartete Richtung. Der Ex-Freund einer Freundin von Claire nahm tausend Dollar in bar und sagte, seine Ex-Freundin lebte jetzt in Greenwich Village, wo sie als Kellnerin arbeitete und auf eine Fernsehkarriere hoffte. Seine Ex-Freundin und Claire hatten zusammen bei Mulligan's gearbeitet und waren angeblich dicke Freundinnen gewesen. Swanson flog nach New York, traf am späten Donnerstag nachmittag dort ein und fuhr mit einem Taxi zu einem kleinen Hotel in Soho, wo er für eine Nacht bar bezahlte und dann anfing, herumzutelefonieren. Er fand Beverly bei der Arbeit in einer Pizzeria. Sie hatte wenig Zeit für das Gespräch.
    »Ist dort Beverly Monk?« fragte Swanson, Nicholas Easter imitierend. Er hatte sich seine aufgezeichnete Stimme viele Male angehört.
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Die Beverly Monk, die früher bei Mulligan's in Lawrence gearbeitet hat?«
    Eine Pause, dann: »Ja. Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Jeff Kerr, Beverly. Es ist lange her.« Swanson und Fitch spekulierten darauf, daß Claire und Jeff, nachdem sie Lawrence verlassen hatten, keinen Kontakt mit Beverly mehr gehabt hatten.
    »Wer?« fragte sie, und Swanson war erleichtert.
    »Jeff Kerr. Erinnern Sie sich nicht - ich war mit Claire zusammen, während des Jurastudiums.«
    »Ach ja«, sagte sie, als erinnerte sie sich vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
    »Hören Sie, ich bin in der Stadt, und ich hätte gern gewußt, ob Sie in letzter Zeit von Claire gehört haben.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie langsam, offensichtlich bemüht, mit dem Namen ein Gesicht zu verbinden und sich vorzustellen, wer er war und weshalb er hier war.
    »Ja, es ist eine lange Geschichte, aber Claire und ich haben uns vor sechs Monaten getrennt. Und jetzt suche ich sie gewissermaßen.«
    »Ich habe seit vier Jahren nicht mehr mit Claire gesprochen.« »Oh, ich verstehe.«
    »Hören Sie, ich habe viel zu tun. Vielleicht ein andermal.«
    »Natürlich.« Swanson legte auf und rief Fitch an. Sie beschlossen, daß es das Risiko wert war, wenn er sich mit Geld an Beverly Monk heranmachte und sie nach Claire ausfragte. Wenn sie seit vier Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen hatte, dann würde es ihr unmöglich sein, Marlee rasch zu finden und ihr von dem Kontakt zu berichten. Swanson würde ihr folgen und bis morgen warten.
    Fitch verlangte von jedem Jury-Berater täglich nach Prozeßende einen einseitigen Bericht. Eine Seite, doppelter Zeilenabstand, sachlich, ohne Worte mit mehr als vier Silben, eine klare und deutliche Darlegung der Ansichten des jeweiligen Experten über die Zeugen des Tages und ihren Eindruck auf die Jury. Fitch verlangte ehrliche Meinungen und war schon mehrfach über seine Experten hergefallen, wenn ihre Sprache zu schwülstig war. Er bestand auf Pessimismus. Die Berichte mußten genau eine Stunde, nachdem Richter Harkin vertagt hatte, auf seinem Schreibtisch liegen.
    Die Mittwochsberichte über Jankle waren gemischt bis schlecht, aber die Donnerstagszusammenfassungen über Dr. Denise McQuade und Dr. Myra Sprawling-Goode waren geradezu begeistert. Abgesehen davon, daß sie einen düsteren Gerichtssaal, vollgestopft mit langweiligen Männern in nüchternen Anzügen, aufgemuntert hatten, waren beide Frauen auch im Zeugenstand ein Erfolg gewesen. Die Geschworenen hatten ihnen zugehört und allem Anschein nach geglaubt, was sie hörten. Besonders die Männer.
    Trotzdem war Fitch nicht beruhigt. Noch nie hatte er an diesem Punkt eines Prozesses ein schlechteres Gefühl gehabt. Die Verteidigung hatte mit dem Abgang von Herrera einen ihrer sichersten Geschworenen verloren. Die New Yorker Finanzpresse hatte plötzlich erklärt, die Verteidigung hinge in den Seilen, und spekulierte ganz offen über ein Urteil zugunsten der Klägerin. Barkers Artikel im Mogul war das heißeste Thema der Woche. Jankle war eine Katastrophe gewesen. Luther Vandemeer, der Generaldirektor von Trellco, der intelligenteste und einflußreichste der Großen Vier, hatte in der Lunchpause angerufen und ziemlich harte Worte dafür gefunden. Die Jury war isoliert, und je länger sich der Prozeß hinzog, desto mehr Schuld würden die Geschworenen der Partei zuschieben,

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