Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
gelangen und nach Hause gehen, dann kostet das beide Seiten Millionen, weil sie dann in zwei Jahren wiederkommen und noch einmal ganz von vorn anfangen müssen. Derselbe Richter, dieselben Anwälte, dieselben Zeugen, alles wird dasselbe sein außer der Jury. Im Grunde würden wir damit sagen, daß wir nicht genug Verstand besitzen, um zu einer Entscheidung zu gelangen, aber die nächste Jury von Harrison County wird intelligenter sein.«
    Henry beugte sich ein wenig nach rechts, in Nicholas' Richtung. »Was werden Sie tun?« fragte er, gerade als Millie Dupree und Mrs. Gladys Card kichernd hereinkamen, um sich Kaffee zu holen. Sie unterhielten sich einen Moment mit den Männern, dann verschwanden sie wieder, um sich Katie in der ›Today Show‹ anzusehen. Sie liebten Katie.
    »Was werden Sie tun?« flüsterte Henry noch einmal und hielt diesmal dabei die Tür ganz genau im Auge.
    »Das weiß ich noch nicht, und es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist allein, daß wir zusammenhalten. Wir alle.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Henry.
    Seit der Prozeß lief, hatte Fitch sich angewöhnt, in den Stunden vor Sitzungsbeginn an seinem Schreibtisch zu arbeiten und dabei das Telefon nicht aus den Augen zu lassen. Er wußte, daß sie am Freitag morgen anrufen würde, obwohl er nicht im mindesten ahnte, mit welcher Idee, welchem Plan oder welchem atemberaubenden Vorschlag sie ihm kommen würde.
    Genau um acht Uhr meldete sich Konrad über die Gegensprechanlage mit den simplen Worten: »Sie ist dran.« Fitch stürzte sich aufs Telefon. »Hallo«, sagte er freundlich.
    »Hi, Fitch. Raten Sie mal, wer Nicholas jetzt auf die Nerven geht?«
    Er unterdrückte ein Stöhnen und kniff die Augen zusammen. »Das weiß ich nicht«, sagte er.
    »Ich meine, dieser Mann macht Nicholas wirklich schwer zu schaffen. Kann sein, daß wir ihn ausbooten müssen.«
    »Wen?« flehte Fitch.
    »Lonnie Shaver.«
    »Oh! Verdammt! Das dürfen Sie nicht tun!«
    »Übertreiben Sie nicht, Fitch.«
    »Tun Sie es nicht, Marlee! Verdammt noch mal!«
    Sie schwieg, um seine Verzweiflung eine Sekunde auszukosten. »Ihnen muß sehr viel an Lonnie liegen.« »Das darf nicht passieren, Marlee, okay? Das würde uns keinen Schritt weiterbringen.« Fitch wußte, wie verzweifelt er sich anhörte, aber er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. »Nicholas braucht Harmonie in seiner Jury. Das ist alles.
    Lonnie ist zu einem Ärgernis geworden.«
    »Bitte, tun Sie es nicht. Lassen Sie uns darüber reden.« »Wir reden miteinander, Fitch, aber nicht lange.«
    Fitch holte tief Luft, dann ein zweites Mal. »Das Spiel ist fast vorüber, Marlee. Sie haben Ihren Spaß gehabt. Jetzt sagen Sie mir, was Sie wo llen?«
    »Haben Sie einen Stift zur Hand?«
    »Natürlich.«
    »Da ist ein Gebäude an der Fulton Street, Nummer 120. Weiß gestrichen, zwei Stockwerke, ein altes Haus, das in kleine Büros aufgeteilt wurde. Nummer 16 im ersten Stock gehört mir, für mindestens noch einen weiteren Monat. Es ist nicht hübsch, aber dort werden wir uns treffen.«
    »Wann?«
    »In einer Stunde. Nur wir beide. Ich werde Sie beim Kommen und Gehen beobachten, und wenn ich einen Ihrer Typen sehe, rede ich nie wieder ein Wort mit Ihnen.«
    »Okay. Ganz, wie Sie wollen.«
    »Und ich werde Sie auf Wanzen und Mikrofone absuchen.« »Sie werden keine finden.«
    Sämtliche Anwälte in Cables Verteidigerteam waren der Ansicht, daß Rohr mit seinen Wissenschaftlern zuviel Zeit vergeudet hatte; insgesamt neun volle Tage. Aber bei den ersten sieben hatten die Geschworenen zumindest abends noch nach Hause zurückkehren können. Jetzt hatte sich die Stimmung von Grund auf geändert. Sie beschlossen, ihre beiden besten Leute auszuwählen, sie in den Zeugenstand zu bringen und so schnell wie möglich wieder heraus.
    Sie beschlossen außerdem, nicht auf das Thema Nikotinsucht einzugehen, eine radikale Abkehr von der bei Zigarettenfällen normalen Verteidigungsstrategie. Cable und seine Mannen hatten jeden der voraufgegangenen sechzehn Prozesse genau studiert. Sie hatten mit vielen der Geschworenen gesprochen, die diese Prozesse entschieden hatten, und ihnen war wiederholt gesagt worden, daß die Verteidigung an ihrem schwächsten Punkt angelangt war, wenn Experten alle möglichen phantastischen Theorien vortrugen, die beweisen sollten, daß Nikotin keineswegs süchtig macht. Jedermann wußte, daß das Gegenteil der Fall war. So einfach war das.
    Versucht nicht, den Geschworenen etwas anderes einzureden. Die

Weitere Kostenlose Bücher