Das Urteil
Anträge entschieden werden, und Seine Ehren war diskussionsbereit. Es gab Kaffee und Eistee.
Die Verwendung von Fragebögen erleichterte die Auswahl der Geschworenen beträchtlich. Wahrend Rohr im Gerichtssaal Fragen stellte, studierten anderswo Dutzende von Leuten die schriftlichen Antworten und strichen auf ihren Listen Namen durch. Die Schwester eines Mannes war an Lungenkrebs gestorben. Sieben weitere hatten gute Freunde oder Familienangehörige mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen, die sie allesamt dem Rauchen zuschrieben. Mindestens die Hälfte der potentiellen Geschworenen rauchte oder hatte früher regelmäßig geraucht. Die meisten derjenigen, die rauchten, erklärten, daß sie gerne aufhören würden.
Die Daten wurden analysiert und dann in Computer eingegeben, und am frühen Nachmittag des zweiten Tages wurden die Ausdrucke verteilt und überarbeitet. Nachdem Richter Harkin um halb fünf am Dienstag vertagt hatte, ließ er abermals den Gerichtssaal räumen und setzte die Verhandlung unter Protokoll fort. Fast drei Stunden lang wurde über die schriftlichen Antworten diskutiert und debattiert, und am Ende waren dreiunddreißig weitere Namen von der Liste gestrichen worden. Gloria Lane wurde beauftragt, die Ausgeschiedenen sofort anzurufen und ihnen die gute Nachricht zu übermitteln.
Harkin war entschlossen, die Auswahl der Geschworenen am Mittwoch abzuschließen. Die Eröffnungsplädoyers waren für Donnerstag morgen vorgesehen. Er hatte sogar die Möglichkeit von Samstagsarbeit angedeutet.
Um acht Uhr am Dienstag abend entschied er über einen letzten Antrag, danach schickte er die Anwälte nach Hause. Die Anwälte für Pynex trafen sich mit Fitch in der Kanzlei von Whitney & Cable & White, wo sie eine weitere köstliche Mahlzeit aus kalten Sandwiches und fettigen Pommes frites erwartete. Fitch wollte arbeiten, und während die Anwälte langsam ihre Pappteller füllten, verteilten zwei Anwaltsgehilfen Kopien der neuesten Handschriftenanalysen. Eßt schnell, befahl Fitch, als ob sie diese Mahlzeit auch noch genießen könnten. Die Zahl war auf 111 herunter, und morgen fing das Auswählen an.
Der Vormittag gehörte Durwood Cable, oder Durr, wie er die Küste hinauf und hinunter genannt wurde, in einer Gegend, die er im Laufe seiner einundsechzig Lebensjahre nie länger verlassen hatte. Als Seniorpartner von Whitney & Cable & White war er von Fitch sorgfaltig dazu auserwählt worden, vor Gericht den Hauptteil der Arbeit für Pynex zu tun. Als Anwalt, dann als Richter und jetzt wieder als Anwalt hatte Durr den größten Teil der letzten dreißig Jahre damit verbracht, Jurys anzusehen und mit ihnen zu reden. Für ihn waren Gerichtssäle Orte der Entspannung, weil sie Bühnen waren - keine Telefone, kein Fußgängerverkehr, keine herumrennenden Sekretärinnen; jeder spielte eine Rolle, jeder hielt sich an seinen Text, und die Anwälte waren die Stars. Er bewegte sich und redete wohlüberlegt, aber zwischen seinen Schritten und Sätzen entging ihm nichts. Wo Wendall Rohr, sein Gegenspieler, laut und anbiedernd und grell war, war Durr zugeknöpft und eher steif. Der obligatorische dunkle Anzug, eine etwas kühne goldfarbene Krawatte, das übliche weiße Hemd, das hübsch mit seinem braungebrannten Gesicht kontrastierte. Durr war ein leidenschaftlicher Hochseeangler und verbrachte viele Stunden auf seinem Boot und in der Sonne. Sein Scheitel war kahl und sehr braun.
Einmal hatte er es geschafft, sechs Jahre lang keinen Fall zu verlieren, aber dann hatte Rohr, sein Gegner und früherer Freund, ihn bei einer Schadensersatzklage nach einem Verkehrsunfall besiegt und zwei Millionen eingeheimst.
Er trat an die Schranke und schaute ernst in die Gesichter der 111 Leute. Er wußte, wo jeder von ihnen lebte und wie viele Kinder und Enkelkinder sie hatten oder nicht hatten. Er verschränkte die Arme, griff sich ans Kinn wie ein nachdenklicher Professor und sagte mit einer angenehm vollen Stimme: »Mein Name ist Durwood Cable, und ich vertrete Pynex, eine alte Firma, die seit neunzig Jahren Zigaretten produziert.« Da, er schämte sich deshalb nicht! Er sprach zehn Minuten über Pynex und leistete hervorragende Arbeit - es gelang ihm, den Konzern weicher zu zeichnen und seinen Mandanten freundlich und flauschig, fast liebenswert erscheinen zu lassen.
Sobald er damit fertig war, stürzte er sich furchtlos in das Thema der freien Entscheidung. Während Rohr auf der Sucht herumgeritten war, widmete Cable seine Zeit
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