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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hat.«
    Fitch hatte es herausgefunden. Ihr zweiter Ehemann war in Nashville aufgetan worden, wo er in einer durchgehend geöffneten Fernfahrer-Raststätte die Zugmaschinen von Sattelschleppern wusch. Für hundert Dollar hatte er ihnen bereitwillig alles erzählt, was er über seine Ex-Frau wußte.
    »Was meinen Sie dazu, Mr. Rohr?« fragte Seine Ehren.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, log Rohr: »Wir haben dieselbe Information, Euer Ehren.« Er warf Jonathan Kotlack einen liebevollen Blick zu, woraufhin dieser einen anderen Anwalt anfunkelte, der für die Gruppe zuständig gewesen war, zu der Bonnie Tyus gehörte. Bisher hatten sie für die Ausforschung der Geschworenen bereits mehr als eine Million Dollar ausgegeben, und diese wichtige Tatsache war ihnen entgangen!
    »In Ordnung. Geschworene Nummer dreißig ist aus gutem Grund gestrichen. Zurück zum Protokoll. Geschworener Nummer einunddreißig?«
    »Dürfen wir uns ein paar Minuten beraten, Euer Ehren?« »Ja. Aber machen Sie's kurz.«
    Nach dreißig Namen waren zehn ausgewählt worden; neun waren von der Anklage gestrichen worden, acht von der Verteidigung, und drei hatte das Gericht entlassen. Es war unwahrscheinlich, daß die Auswahl die vierte Reihe erreichen würde, deshalb sah sich Rohr, der nur noch eine Streichung hatte, die Geschworenen einunddreißig bis sechsunddreißig an und fragte sein dichtes Grüppchen von Mitarbeitern im Flüsterton: »Welcher davon ist am schlimmsten?« Die Finger deuteten einhellig auf Nummer vierunddreißig, eine fette, niederträchtige Weiße, vor der ihnen vom ersten Tag an gegraust hatte. Sie hieß Wilda Haney, und seit einem Monat hatten sie sich alle geschworen, die dicke Wilda auszumustern. Sie betrachteten ihre Liste noch ein paar Minuten länger und einigten sich dann darauf, die Nummern einunddreißig, zweiunddreißig und fünfunddreißig zu nehmen, die zwar alle nicht gerade besonders attraktiv waren, aber immer noch weit besser als die dicke Wilda.
    In einem noch dichteren, ein paar Schritte entfernten Grüppchen entschieden sich Cable und seine Mitarbeiter dafür, einunddreißig zu streichen, zweiunddreißig zu nehmen, dreiunddreißig anzufechten, weil dreiunddreißig Mr. Herman Grimes, der Blinde, war, dann vierunddreißig, Wilda Haney, zu nehmen und, falls erforderlich, Nummer fünfunddreißig zu streichen.
    So kam es, daß Nicholas Easter als elfter Geschworener in der Sache Wood gegen Pynex ausgewählt wurde. Als die Sitzung um drei Uhr wieder eröffnet worden war, rief Richter Harkin die Namen der zwölf Auserwählten auf. Sie gingen durch die Pforte in der Schranke und nahmen die ihnen zugewiesenen Plätze auf der Geschworenenbank ein. Nicholas hatte Platz zwei in der vorderen Reihe. Mit siebenundzwanzig war er der zweitjüngste Geschworene. Es gab neun Weiße, drei Schwarze, sieben Frauen, fünf Männer, einer davon blind. Drei Ersatzleute ließen sich auf gepolsterten, in einer Ecke der Geschworenenbank dicht aneinandergerückten Klappstühlen nieder. Um halb fünf standen die fünfzehn auf und wiederholten ihren Geschworeneneid. Dann hörten sie eine halbe Stunde lang zu, während Richter Harkin ihnen, den Anwälten und allen anderen Beteiligten eine Reihe von strengen Warnungen erteilte. Jeder irgendwie geartete Kontakt mit den Geschworenen würde harte Sanktionen zur Folge haben, Geldstrafen, vielleicht ein Scheitern des Prozesses, Ausschluß aus der Anwaltskammer - selbst die Todesstrafe schien im Bereich des Möglichen zu liegen.
    Er verbot den Geschworenen, mit irgend jemandem über den Fall zu sprechen, nicht einmal ihren Ehemännern oder Ehefrauen, dann entließ er sie mit einem freundlichen Lächeln, wünschte ihnen eine gute Nacht, wir sehen uns morgen früh Punkt neun Uhr.
    Die Anwälte schauten zu und wünschten sich, sie könnten gleichfalls gehen. Aber sie mußten noch arbeiten. Als der Saal von allen bis auf die Anwälte und die Kanzlisten geräumt war, sagte Seine Ehren: »Meine Herren, Sie haben diese Anträge eingereicht. Jetzt müssen wir darüber verhandeln.«
5
    T eils aus einer Mischung von Eifer und Langeweile, teils weil er irgendwie ahnte, daß jemand ihn erwartete, schlüpfte Nicholas Easter um halb neun durch die unverschlossene Hintertür des Gerichtsgebäudes, stieg die selten benutzte Hintertreppe hinauf und gelangte in den schmalen Korridor hinter dem Gerichtssaal. Die meisten der County-Büros wurden um acht geöffnet, deshalb konnte er Geräusche und Bewegungen aus dem

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