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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Arbeitslosigkeit gestanden, und nun machten sie ihm sogar Aussicht auf Beförderung. »Ich habe aber keinen College-Abschluß. Es gibt Grenzen, die…«
    »Es gibt keine Grenzen«, sagte Ken. »Sie waren zwei Jahre auf dem Junior College, und Sie können, falls erforderlich, Ihren Abschluß nachholen. Unsere Firma wird die Kosten dafür übernehmen.«
    Lonnie mußte lächeln, vor Erleichterung ebenso wie vor Glück. Trotzdem beschloß er, vorsichtig zu sein. Er hatte es mit Fremden zu tun. »Ich höre«, sagte er.
    Ken hatte alle Antworten parat. »Wir haben uns eingehend mit dem Personal von Hadley Brothers beschäftigt, und, nun ja, der größte Teil der Leute auf der oberen und mittleren Ebene wird sich bald nach neuen Jobs umschauen müssen.
    Sie sind uns aufgefallen, und außerdem ein anderer junger Geschäftsführer in Mobile. Wir möchten, daß Sie beide so bald wie möglich nach Charlotte kommen und ein paar Tage mit uns verbringen. Dort lernen Sie unsere Leute kennen, erfahren mehr über unsere Firma, und wir reden über die Zukunft. Aber ich muß Sie darauf hinweisen, daß Sie nicht den Rest Ihrer Tage in Biloxi verbringen können, wenn Sie vorankommen wollen. Sie müssen flexibel sein.«
    »Ich bin flexibel.«
    »Das dachten wir uns. Wann können wir Sie hinauffliegen?«
    Vor seinem inneren Auge erschien das Bild von Lou Dell, die die Tür hinter ihnen zumachte, und er sagte frustriert: »Also, gegenwärtig sitze ich hier fest. Ich bin Geschworener bei einem Prozeß. Troy hat Ihnen das sicher schon gesagt.«
    Ken und Ben taten so, als wären sie verblüfft. »Das ist doch nur für ein paar Tage, oder?«
    »Nein. Die Prozeßdauer ist auf einen Monat angesetzt, und wir sind erst in der zweiten Woche.«
    »Einen Monat?« sagte Ben auf das Stichwort hin. »Was für ein Prozeß ist das?«
    »Die Witwe eines toten Rauchers hat einen Tabakkonzern verklagt.«
    Ihre Reaktionen waren fast identisch und ließen keinen Zweifel daran, was sie persönlich von einer solchen Klage hielten.
    »Ich habe versucht herauszukommen«, sagte Lonnie, bemüht, die Dinge auszubüge ln.
    »Ein Produkthaftungs-Prozeß?« fragte Ken, zutiefst empört.
    »Ja, etwas dergleichen.«
    »Und weitere drei Wochen?« fragte Ben.
    »Das haben sie jedenfalls gesagt. Ich kann es einfach nicht glauben, daß ich solange festsitze«, sagte er resigniert.
    Es folgte eine lange Pause, während der Ben eine frische Schachtel Bristol öffnete und sich eine anzündete. »Prozesse«, sagte er bitter. »Wir werden ständig von irgendwelchen armen Irren verklagt, die stolpern oder hinfallen und dann dem Essig oder den Weintrauben die Schuld daran geben. Vorigen Monat ist bei einer privaten Party in Rocky Mount eine Flasche Mineralwasser explodiert. Raten Sie mal, wer ihnen das Wasser verkauft hat? Raten Sie mal, wer vorige Woche auf zehn Millionen verklagt worden ist? Wir und der Abfüller. Produkthaftung.« Ein langer Zug an der Zigarette, dann ein kurzes Knabbern am Daumennagel. Ben war am Kochen. »Und dann ist da eine siebzigjährige Frau in Athens, die behauptet, sie hätte sich den Rücken gezerrt, als sie hoch hinauflangte, um eine Dose Möbelpolitur aus dem Regal zu holen. Ihr Anwalt sagt, sie hätte Anspruch auf ein paar Millionen.«
    Ken starrte Ben an, als wollte er, daß er den Mund hielte, aber Ben verlor offensichtlich leicht die Beherrschung, wenn dieses Thema zur Sprache kam. »Verdammte Anwälte«, sagte er, Rauch durch die Nasenlöcher ausstoßend. »Im vorigen Jahr haben wir mehr als drei Millionen für Haftpflichtversicherung bezahlt, Geld, das wir einfach zum Fenster hinauswerfen mußten, nur wegen der hungrigen Anwälte, die wie die Geier über uns kreisen.«
    Ken sagte: »Das reicht.«
    »Entschuldigung.«
    »Was ist mit den Wochenenden?« fragte Lonnie nervös. »Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend hätte ich Zeit.«
    »Daran habe ich gerade gedacht. Ich sage Ihnen, was wir tun werden. Wir schicken Ihnen Samstag morgen eines unserer Flugzeuge. Wir fliegen Sie und Ihre Frau nach Charlotte, zeigen Ihnen die Zentrale und machen Sie mit unseren Bossen bekannt. Die meisten arbeiten ohnehin samstags. Geht es dieses Wochenende?«
    »Natürlich.«
    »Okay. Ich sorge für das Flugzeug.«
    »Sind Sie sicher, daß es keine Konflikte mit dem Prozeß gibt?« fragte Ben.
    »Soweit ich sehen kann, nicht.«
10
    N achdem der Prozeß bisher mit beeindruckender Zielstrebigkeit abgelaufen war, fuhr er sich am Mittwoch morgen fest. Die Verteidigung

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