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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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von ihnen, fraglos ihr Anführer, ungeachtet dessen, was Herman dachte, und er hatte ihnen mehr als einmal erklärt, daß sie - nicht der Richter, nicht die Anwälte, nicht die Parteien -, sondern sie, die Geschworenen, die wichtigsten Leute in diesem Prozeß waren.
    »Das ist Routine bei jeder Isolierung einer Jury«, sagte Seine Ehren und tat einen Schritt auf Easter zu, der zehn Zentimeter größer war und nicht daran dachte, sich einschüchtern zu lassen.
    »Aber schwarz auf weiß steht das nirgends, richtig? Ich wette sogar, es ist lediglich eine Sache des Ermessens von Seiten des Vorsitzenden Richters. Richtig?«
    »Es gibt einige gute Gründe dafür.«
    »Nicht gut genug. Wir kommen nicht heraus, Euer Ehren, solange Sie uns nicht zugesagt haben, daß unser Gepäck in Ruhe gelassen wird.« Easter hatte mit verbissener Miene gesprochen, und dem Richter und den Anwälten war klar, daß er es ernst meinte. Außerdem sprach er für die ganze Gruppe. Keiner sonst hatte sich bewegt.
    Harkin machte den Fehler, über die Schulter hinweg einen Blick auf Rohr zu werfen, der es nicht abwarten konnte, ein paar Gedanken zu äußern. »Also, Richter, was ist denn schon dabei?« platzte er heraus. »Diese Leute schleppen doch keinen Plastiksprengstoff mit sich herum.«
    »Das reicht«, sagte Harkin, aber Rohr hatte es geschafft, bei den Geschworenen einen kleinen Pluspunkt einzuheimsen. Cable dachte natürlich genauso und hätte gern seinem vollen Vertrauen in das Ausdruck gegeben, was immer die Geschworenen in ihre American Touristers gepackt hatten, aber Harkin gab ihm dazu keine Chance.
    »Also gut«, sagte Seine Ehren. »Das Gepäck wird nicht durchsucht. Aber wenn ich erfahre, daß einer der Geschworenen irgendeinen Gegenstand besitzt, der auf der Liste, die ich Ihnen gestern übergeben habe, als verboten geführt wird, dann hat sich dieser Geschworene der Mißachtung des Gerichts schuldig gemacht und kann mit Gefängnis bestraft werden. Ist das klar?«
    Easter schaute sich im Zimmer um und musterte jeden einzelnen seiner Mitgeschworenen; die meisten von ihnen wirkten erleichtert, ein paar nickten sogar. »Geht in Ordnung, Richter.«
    »Gut. Können wir jetzt den Prozeß fortsetzen?«
    »Also, da ist noch ein weiteres Problem.«
    »Und das wäre?«
    Nicholas nahm ein Blatt Papier vom Tisch, las etwas und sagte dann: »Ihren Anordnungen zufolge dürfen wir einen ehelichen Besuch pro Woche haben. Ich finde, es sollten mehr sein.«
    »Wie viele?«
    »So viele wie möglich.«
    Das war für die meisten der Geschworenen etwas Neues. Einige der Männer, vor allem Easter, Fernandez und Lonnie Shaver, hatten über die Zahl der ehelichen Besuche gemurrt, aber die Frauen hatten sich nicht dazu geäußert. Besonders Mrs. Gladys Card und Millie Dupree war es ausgesprochen peinlich, daß Seine Ehren nun dachte, sie wären darauf aus, soviel Sex zu bekommen, wie sie kriegen konnten. Mr. Card hatte vor Jahren Probleme mit der Prostata gehabt, und Mrs. Gladys Card dachte gerade daran, darauf hinzuweisen, um ihren guten Namen reinzuwaschen, als Herman Grimes sagte: »Ich wäre mit zweien zufrieden.«
    Das Bild, wie sich der alte Herrn unter der Bettdecke an Mrs. Grimes herantastete, war so unwiderstehlich, daß alle lachen mußten. Damit war das Eis gebrochen.
    »Ich glaube nicht, daß eine Abstimmung erforderlich ist«, sagte Richter Harkin. »Können wir uns auf zwei einigen? Wir reden schließlich nur über vierzehn Tage, Leute.«
    »Zwei, mit einem möglichen dritten«, machte Nicholas eine Gegenofferte.
    »Geht in Ordnung. Sind alle damit zufrieden?« Seine Ehren schaute sich im Zimmer um. Loreen Duke kicherte leise am Tisch. Mrs. Gladys Card und Millie Dupree versuchten ihr Bestes, sich unsichtbar zu machen, und wollten dem Richter unter gar keinen Umständen in die Augen schauen.
    »Ja, das geht in Ordnung«, sagte Jerry Fernandez, rotäugig und verkatert. Wenn Jerry einen Tag ohne Sex auskommen mußte, bekam er Kopfschmerzen, aber zweierlei war ihm klar: seine Frau war glücklich, ihn die nächsten beiden Wochen aus dem Haus zu haben, und er und der Pudel würden sich schon arrangieren.
    »Ich erhebe Einspruch gegen den Wortlaut hier«, sagte Phillip Savelle von seinem Fenster aus, seine ersten Worte in diesem Prozeß. Er hielt das Blatt mit den Anordnungen in der Hand. »Ihre Definition der für eheliche Besuche in Frage kommenden Personen läßt einiges zu wünschen übrig.«
    Der beanstandete Absatz lautete klar und deutlich:

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