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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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»Während jedes ehelichen Besuchs darf jeder Geschworene zwei Stunden, allein und in seinem Zimmer, mit seinem oder ihrem Ehegatten, Freundin oder Freund verbringen.«
    Richter Harkin, die beiden Anwälte, die ihm über die Schulter schauten, und alle Geschworenen lasen den Text sorgfältig durch und fragten sich, was in aller Welt dieser verschrobene Bursche meinen mochte. Aber Harkin sollte es nicht erfahren. »Ich versichere Ihnen, Mr. Savelle, und den anderen Geschworenen, daß ich nicht beabsichtige, Ihnen im Hinblick auf Ihre ehelichen Besuche irgendwelche Beschränkungen aufzuerlegen. Mir ist es offengestanden völlig gleichgültig, was Sie tun oder mit wem Sie es tun.«
    Das schien Savelle ebenso zufriedenzustellen, wie es Mrs. Gladys Card demütigte.
    »Sonst noch etwas?«
    »Das war alles, Euer Ehren, und vielen Dank«, sagte Herman laut, um seine Position als Anführer zurückzugewinnen.
    »Danke«, sagte Nicholas.
    Sobald die Geschworenen glücklich wieder ihre Plätze eingenommen hatten, verkündete Scotty Mangrum, daß er mit Dr. Kilvan fertig sei. Durr Cable begann sein Kreuzverhör so behutsam, daß es beinahe den Anschein hatte, als sei er ganz verschüchtert angesichts dieses großen Experten. Sie einigten sich auf ein paar Statistiken, die zweifellos keinerlei Bedeutung hatten. Dr. Kilvan erklärte, aufgrund seines riesigen Zahlenmaterials sei er überzeugt, daß ungefähr zehn Prozent aller Raucher an Lungenkrebs erkranken.
    Cable beharrte auf diesem Punkt, etwas, das er von Anfang an getan hatte und das er auch bis zum Ende tun würde. »Also, Dr. Kilvan, wenn Rauchen Lungenkrebs verursacht, weshalb erkranken dann so wenige Raucher an Lungenkrebs?«
    »Rauchen vergrößert die Gefahr von Lungenkrebs erheblich.« »Aber es verursacht ihn nicht immer, oder?«
    »Nein. Nicht jeder Raucher bekommt Lungenkrebs.« »Danke.«
    »Aber für diejenigen, die rauchen, ist die Gefahr, Lungenkrebs zu bekommen, wesentlich größer.«
    Cable kam jetzt in Fahrt und begann, Dr. Kilvan zu bedrängen. Er fragte ihn, ob ihm eine zwanzig Jahre alte Untersuchung der Universität von Chicago bekannt sei, derzufolge bei Rauchern in Städten Lungenkrebs häufiger auftrat als bei Rauchern in ländlichen Gebieten. Kilvan kannte die Untersuchung sehr gut, war aber nicht an ihr beteiligt gewesen.
    »Können Sie das erklären?« fragte Cable.
    »Nein.«
    »Können Sie eine Vermutung anstellen?«
    »Ja. Als die Untersuchung herauskam, war sie umstritten, weil aus ihr hervorging, daß auch andere Faktoren als das Rauchen Lungenkrebs verursachen können.«
    »Zum Beispiel Luftverschmutzung?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie das?«
    »Es ist möglich.«
    »Sie geben also zu, daß Luftverschmutzung Lungenkrebs verursacht?«
    »Es ist möglich. Aber ich stehe zu meinen Forschungen.
    Raucher auf dem Lande erkranken öfter an Lungenkrebs als Nichtraucher auf dem Lande, und Raucher in Städten erkranken öfter an Lungenkrebs als Nichtraucher in Städten.«
    Cable griff zu einem weiteren dicken Bericht und blätterte demonstrativ darin herum. Er fragte Dr. Kilvan, ob ihm eine 1989 erschienene Untersuchung der Universität Stockholm bekannt sei, in der Forscher herausgefunden hatten, daß es zwischen Erbanlagen und Rauchen und Lungenkrebs einen Zusammenhang gab.
    »Ich habe den Bericht gelesen«, sagte Dr. Kilvan.
    »Haben Sie eine Meinung dazu?«
    »Nein. Erbanlagen gehören nicht zu meinem Spezialgebiet.« »Also können Sie die Frage, ob zwischen Erbanlagen, Rauchen und Lungenkrebs ein Zusammenhang besteht, weder bejahen noch verneinen.«
    »So ist es.«
    »Aber Sie zweifeln den Bericht nicht an?«
    »Ich habe dazu keine persönliche Meinung.«
    »Kennen Sie die Leute, die diese Recherchen angestellt haben?«
    »Nein.«
    »Also können Sie uns auch nicht sagen, ob sie qualifiziert sind oder nicht.«
    »Nein. Bestimmt haben Sie selbst mit ihnen gesprochen.«
    Cable ging zu seinem Tisch, gr iff nach einem anderen Bericht und kehrte ans Pult zurück.
    Nachdem zwei Wochen lang aller Augen auf die Pynex-Aktien gerichtet gewesen waren, ohne daß sich viel getan hätte, gab es plötzlich etwas, was die Sache wieder in Bewegung bringen konnte. Abgesehen von dem überraschenden Treuegelöbnis, einem derart ungewöhnlichen Ereignis im Gerichtssaal, daß sich niemand einen Reim darauf machen konnte, war der Prozeß bis zur Umbildung der Jury am späten Montag nachmittag recht undramatisch verlaufen. Einem der vielen Anwälte der Verteidigung rutschte

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