Das Urteil
zustößt -denn falls das passiert, könnte ich mich vielleicht versucht sehen, zu denken, daß Sie was damit zu schaffen hatten, und das wäre gar nicht gut für Sie.«
Er wandte sich ab und ließ Phil in der Sonne schwitzen. Als er ins Auto stieg, hörte und ignorierte er, welches Schimpfwort ihm der andere nachrief. Er hatte es erwartet, und es perlte an ihm ab. Er hatte seine Botschaft verkündet, gesagt, was zu sagen war. Genau deshalb war er ja vorbeigefahren.
26
Bis zum Freitag hatte Donna Bellows trotz ihrer gegenteiligen Versicherungen nicht zurückgerufen und Neuigkeiten über irgendwelche Verbindungen zwischen Crane & Crane und Larry Witt mitgeteilt. Freeman gierte nach noch den winzigsten Häppchen, die er beim Prozeß verwenden könnte, also dachte sich Hardy, der auf Nummer Sicher gehen wollte, daß er noch einmal in Los Angeles anrufen würde, obwohl er wenig Hoffnung hegte, daß auch nur ein schwacher Zusammenhang zwischen der Ermordung von Simpson Crane in Los Angeles und Larry Witt in San Francisco bestand.
Bei nochmaligem Nachdenken kam ihm die ganze Sache derart dürftig vor, daß er sie gar nicht weiter verfolgen wollte. Deswegen hatte er ja auf Donna Bellows Rückruf gehofft -damit er diesem Phantom nicht selbst hinterherjagen mußte. Trotzdem tat er seine Arbeit und ging den Hinweisen nach, die bislang nichts Handfestes ergeben hatten. Freeman wollte alles haben, was es nur gab, um damit zu jonglieren und zu sehen, wieviel er gleichzeitig in der Luft halten konnte - wie er es bereits früher so oft getan hatte -, um die Geschworenen mit seinen Gauklerkünsten genügend zu verwirren, daß sie gar nicht erst merkten, daß der ganze Zauber mit Spiegeln bewerkstelligt wurde.
Schauen Sie hierher, jetzt dort hinüber. Was ist damit? Hoppla! Das ist ein hübscher Trick. Alles, um abzulenken, um die Aufmerksamkeit von dem Beweismaterial abzuziehen, von dem sie beide den Eindruck hatten, daß es gut und gerne ausreichen mochte, um ihre Mandantin zu Fall zu bringen.
Hardy hatte die Füße auf die Schreibtischplatte gelegt. Die Tür zum Gang stand offen, ebenso das Fenster hinter ihm hinaus zur Sutter Street. Ganz schwach konnte er die Bay riechen. Die Zugluft fühlte sich gut an. Das Telefon in Los Angeles klingelte, und er nahm schnell einen Wurfpfeil zur Hand und warf ihn durchs Zimmer auf die Zielscheibe - er landete in der »1«, einen halben Zentimeter neben der »20«.
Er sprach mit einer einsilbigen Telefonistin, die ihn warten ließ. Währenddessen warf er einen zweiten Dart, der diesmal die »20« traf, und schon hatte er eine äußerst förmliche Se kretärin am Apparat.
»Mr. Crane ist gerade in einer Besprechun g. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Hardy empfand in aller Regel Hochachtung für Sekretärinnen - selbst für so förmliche wie Phyllis -, aber er hatte wenig Geduld mit der Schule der Sekretärin-als-Torhüterin. Seiner Meinung nach vergeudete das langfristig und bei wichtigen Belangen weit mehr Zeit, als es einsparte. Chefs sollten mit Chefs sprechen.
Er war höflich. »Sofern Mr. Crane im Hause ist, will ich gerne warten. Es handelt sich um eine Sache von einiger Dringlichkeit im Zusammenhang mit einem Mordprozeß.«
Er hörte einen Seufzer, dann folgte ein weiteres langes Warten, dann die müde Stimme eines Mannes. »Todd Crane.«
Hardy reckte die Siegesfaust in die Luft, stellte sich dann vor und brachte sein Beileid zum Ausdruck. Crane allerdings kam gleich zur Sache. »Maxine sagte, es handelt sich um einen Mordprozeß. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Hardy erklärte den Klebenotizzettel, den er auf der Schreib tischauflage von Larry Witt mit der Telefonnummer von Crane & Crane nebst dem unterstrichenen und mehrmals eingeringelten Wort »Nein« gefunden hatte.
»Ich fürchte, das sagt mir ... Wie war der Name des Opfers noch mal?«
»Larry Witt. Dr. Larry Witt.«
»Tut mir leid. Das sagt mir absolut nichts.«
Hardy versuchte es mit einem Schuß ins Blaue. »Was ist mit der Yerba Buena Medical Group? YBMG?«
»Aha. Gehörte Witt dazu? Wir kümmern uns um ihre geschäftliche Neustrukturierung. Das macht Jody Bachmann.«
Er buchstabierte Hardy den Namen. »Soll ich Sie weiterverbinden?«
Das Telefon - mutmaßlich im Büro von Jody Bachmann -läutete zehnmal, ehe sich Bachmanns Anrufbeantworter meldete. Na prima, das Ganze noch einmal von vorn, dachte Hardy bei sich und hinterließ Namen und Telefonnummer und eine kurze Darstellung dessen, was er wollte.
Er
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