Das Urteil
stand auf und warf den letzten Dart, der auf dem Schreibtisch lag, traf die »5« links von der »20« und drehte sich dann um, schaute durchs Fenster hinunter auf die Sutter Street. Obwohl Bachmann nicht im Büro gewesen war, fühlte er sich irgendwie ermutigt.
Endlich gab es eine Verbindung zwischen Larry Witt und Crane & Crane. Sicher, er hatte gewußt, daß es eine geben mußte, da Cranes Nummer auf dem Notizzettel stand, aber es war nicht leicht gewesen, den Zusammenhang herzustellen. Und jetzt war es ihm gelungen. Wie die Zugluft fühlte es sich gut an. Tatsachen herauszufinden fühlte sich gut an.
Natürlich blieb es eine ganz andere Frage, was diese Tatsachen untermauern mochten - was sie überhaupt zu bedeuten hatten -, und weil es Freitag nachmittag war, verspürte Hardy keine gesteigerte Lust, darüber weiter nachzugrübeln. Die Tatsachen, die mit der Suche der Verteidigung nach »anderen Typen« verknüpft waren, schienen auf dem Weg zur Wahrheit nur zu einer Abzweigung zu führen, die dann in einer Sackgasse endete.
Er hatte eine Tatsache herausgefunden. Aber brachte ihn das irgendwie weiter?
Die Polizei in Los Angeles war der Ansicht, obgleich sie es nicht beweisen konnte, daß ein Profikiller Simpson Crane und dessen Frau ermordet hatte. Simpsons Kanzlei - einer der Partner jedenfalls - kümmerte sich um die geschäftliche Neu-strukturierung der Praxisgruppe, der Larry Witt angehörte. Selbst ein Genie wie David Freeman würde es einigermaßen schwer haben, irgendeine beweisbare Kausalität zwischen diesen beiden Daten herauszuarbeiten.
Immerhin hatte Hardy das Gefühl, daß er seine Arbeit getan hatte. Bachmann würde ihn wegen der näheren Details noch vor dem eigentlichen Prozeßbeginn zurückrufen, der wahrscheinlich erst in einem Monat oder so zu erwarten war. Glitsky hatte sich, wenn auch widerwillig, einverstanden erklärt, nachzuprüfen, was er über Cecil und Penny Roman am Tage der Ermordung von Larry herausfinden konnte. Im Lauf der nächsten Wochen konnte er sich vielleicht noch einmal mit Nancy DiStephano treffen und auf den Busch klopfen, wo Phil und Tom am Montag nach Weihnachten gesteckt hatten.
Demnach hatte Hardy »andere Typen« im Dutzend. Einstweilen war es sein Job, David Freeman zu assistieren und juristische Fragen zu klären, die auftauchen mochten, sowie seinen eigenen Teil des Prozesses vorzubereiten, das Verfahren zur Straffestlegung, falls Jennifer verurteilt werden sollte.
Jedenfalls würde er zu sehen bekommen, was David Freeman mit seinem Grips und seiner Effekthascherei anfangen konnte, mit seinem vielgerühmten, mit viel Tamtam zur Schau gestellten je ne sais quoi.
Teil drei
27
Am Montag, dem 19. Juli, hatte Oscar Thomasino seinen Holzhammer niederknallen lassen und das Verfahren The People of the State of California v. Jennifer Lee Witt der Kammer 25, dem Gerichtssaal der Richterin Joan Villars, zugewiesen. Dieser Formalität schloß sich sogleich ein hektischer Reigen von Anträgen an, die eingebracht und abgelehnt wurden. Mit der Auswahl der Geschworenen würde, wie geplant, am 23. August begonnen werden.
David Freeman hatte unverzüglich seinen Antrag auf die Abweisung des Verfahrens nach den Bestimmungen Penal Code 995 des Strafrechts eingebracht und argumentiert, es gebe überhaupt nicht genügend Beweismaterial zur Fortführung des Gerichtsverfahrens, und - wie erwartet - hatte Richterin Villars den Antrag verworfen. Wenn eine Grand Jury genügend Beweise gefunden hatte, um Anklage in drei Mordfällen zu erheben, mußte ein Richter schon außergewöhnlich tapfer oder närrisch sein, um diese Entscheidung zu kassieren.
Jennifers Haar war nachgewachsen, ihre Hautabschürfungen waren verschwunden. Als sie flankiert von zwei Justizwachtmeistern zum erstenmal den Gerichtssaal betrat, erhob sich bei den Zuhörern vernehmliches Stimmengewirr. Die Angeklagte sah wie ein Filmstar aus.
Der rote Trainingsanzug der »Haftentflohenen« war abgelegt, auch die Fußfesseln und Handschellen mußte sie nicht mehr tragen. Richterin Villars hatte einer entsprechenden Eingabe Freemans zugestimmt, daß das zu Vorurteilen gegenüber seiner Mandantin führen könnte. Ebensowenig erachtete die Richterin es für notwendig, Jennifer am Tisch der Verteidigung an ihrem Stuhl festzuketten. Auch wenn Jennifer aus dem Gefängnis ausgebrochen war, räumte selbst Powell ein, daß nur wenig Risiko bestand, daß sie aufspringen und aus dem Gerichtssaal fliehen würde.
Jennifer trug
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