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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Situation bei ihr zu Hause.«
    »Projektion? Wo Sie mit ihr schlafen?«
    Lightner schüttelte den Kopf. »Schauen Sie, Mr. Freeman, ich bin kein Therapeut, der mit seiner Patientin schläft. Es ist mir wirklich egal, ob Sie mir das glauben oder nicht. Aber es würde ihr wirklich schaden. Sie kann das nicht gebrauchen, sie konnte es nicht gebrauchen, auch wenn sie glaubt, daß es so war ...«
    »Und sie glaubt, daß es so war?«
    Lou brachte die Bierflaschen, stellte sie auf den Tisch und verschwand wieder. Freeman griff sich eine davon und zog sie zu sich heran, trank und sperrte die Ohren auf. Lightner saß auf der Bank und dachte nach, achtete nicht auf die Flasche. »Es war keine leichte Woche«, sagte er. »Dort unten, meine ich. In Costa Rica ...«
    Freeman nahm einen weiteren Schluck. »Also haben Sie nicht mit ihr geschlafen. Aber warum haben Sie uns nicht erzählt, was sie für Sie empfunden hat?«
    Lightner schüttelte langsam den Kopf von rechts nach links, als würde er ein Kind belehren. »Das wäre reichlich dumm gewesen.«
    »Warum?«
    »Weil es der Jury verraten würde, daß Jennifer ihren Mann nicht liebte, daß sie aus der Ehe rauswollte. Glauben Sie etwa, das würde ihr helfen, Ihnen bei Ihrer Arbeit helfen?«
    Freeman zuckte die Schultern. »Jetzt ist es rausgekommen, Dr. Lightner. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Es ist rausgekommen. Niemand hat es freiwillig zur Sprache gebracht. Das ist doch ein Unterschied.« Lightners Stimme war jetzt so leise, daß er beinahe flüsterte. »Hören Sie, bitte, glauben Sie etwa, daß ich nicht gelogen hätte, wenn ich gedacht hätte, es würde Jennifer helfen? Ich bin auch nur ein Mensch, ich bin sogar selber ein kleines bißchen in sie verliebt.« Er schüttelte den Kopf. »Das passiert in der Therapie in beiden Richtungen. Ein Profi erkennt es und hat es unter Kontrolle.« Er schien erst jetzt das Bier wahrzunehmen und holte es zu sich heran. »Verstehen Sie nicht, das ist auch ihr klar, es gibt ihr die Freiheit, das zu fühlen, was sie fühlt, ohne daß sie Angst haben muß, daß ich das ausnützen werde. Zum Teil ist das der Grund dafür, warum sie mir überhaupt vertraut.«
    »Aber Sie hat mit Ihnen in einem Zimmer übernachtet.«
    »Sie war völlig verschreckt, Mr. Freeman. Sie wollte mit mir in einem Zimmer übernachten. Und ich habe beschlossen, es zuzulassen. Vielleicht war das nicht besonders schlau. Wie gesagt, ich bin auch nur ein Mensch. Auch wenn ich ein Psychoklempner bin.« Er lächelte ansatzweise.
    Jetzt nahm er einen Schluck Bier. »Das ist alles, Mr. Freeman, und Sie können das glauben oder auch nicht. Ich konnte sie nicht vor die Tür setzen. Wir legen auf eigene Verantwortung die Grenzen fest. Ich ließ sie bei mir im Zimmer übernachten. Rein platonisch.«
    Freeman faltete wieder die Hände und legte sie auf den Tisch. Er seufzte. Es war nicht unmöglich. »Und ich bleibe dabei, daß Sie mir das früher hätten sagen können.«
    »Ich wollte nicht, daß die ganze Sache überhaupt ans Li cht kommt, begreifen Sie das denn nicht? Gar nichts davon. Ich hatte Angst, es könnte Jennifer bei ihrem Prozeß schaden. Es hätte den Anschein gemacht, als hätte sie ein starkes Motiv gehabt, ihren Ehemann loszuwerden - neben dem Geld, oder was immer man ihr sonst noch anhängen will. Stimmt das etwa nicht? Es hätte ihr die Rolle der Ehefrau aufgedrängt, die ihren Mann betrügt.«
    »Das hat es jetzt auch.«
    Lightner schien zuletzt doch noch die Geduld zu verlieren. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Jedenfalls nicht durch meine Schuld. Ich habe es nicht dazu kommen lassen. Und wenn Sie das morgen wieder auf den Tisch bringen und mich festnageln wollen, und wenn Sie denken, es würde Jennifer in irgendeiner Weise helfen, dann bitte sehr. Ich werde das wiederholen, was ich Ihnen soeben gesagt habe, und Sie können dabei zusehen, wie die Jury die Tatsache zur Kenntnis nimmt, daß Jennifer einen guten emotionalen Grund hatte, ihren Mann umzubringen, womöglich sogar ihren Sohn, womöglich sogar vorsätzlich ... um dann davonzulaufen und mit ihrem Psychofritzen ein neues Leben zu beginnen.« Er zog eine Grimasse.
    »Wenn Sie wirklich glauben, daß ihr das hilft ... naja, das werden Sie unmöglich tun. Das Beste, was Sie für Jennifer tun können, Mr. Freeman, ist, die Sache zwischen ihr und mir ein fach zu vergessen.«
    Freeman nippte an seinem Bier und nickte. »Damit sind freilich auch Sie aus der Schußlinie.«
    Lightner schüttelte erneut den

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