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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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und sowohl der Tonfall des Begleitbriefs als auch der Broschüre ist sehr negativ - es gibt kaum eine bis gar keine Chance, daß dies eine Investition ist, die sich lohnt.
    Warum also haben die sich überhaupt die Mühe gemacht, uns das Ding zuzuschicken?
    Mich beunruhigt, daß der Aufsichtsrat uns nur drei Wochen Zeit gegeben hat, um die Option in Anspruch zu nehmen, und daß man uns dieses Angebot jetzt, also über Weihnachten, geschickt hat, wo so viele ehrenamtliche Mitarbeiter entweder im Urlaub oder mit privaten Geschichten zu Hause beschäf tigt sind.
    Mir ist klar, daß jeder einzelne höchstens 368 Anteile kaufen kann, also beträgt potentiell das persönliche Engagement für jeden Anbieter der Gruppe maximal 18,40 Dollar, aber...
    Hardy unterbrach abrupt die Lektüre.
    Larry Witt, dieser total auf Kontrolle fixierte Freak, bat seine Zweihundert-Dollar-pro-Stunde-Anwältin, sich ein In vestitionsangebot über noch nicht einmal zwanzig Dollar anzusehen?
    Er mußte falsch gelesen, das Komma zwischen den Ziffern an die falsche Stelle gesetzt haben. Er sah sich die letzte Zeile noch einmal an: »... also beträgt potentiell das persönliche Engagement für jeden Anbieter der Gruppe maximal 18,40 Dollar ...«
    Er schüttelte den Kopf und dachte bei sich, was für ein absolutes Arschloch Larry Witt gewesen sein mußte, stand dann auf, streckte Arme und Beine und machte für den Rest des Tages Schluß. Er ging die Treppen hinunter, um sich im Konferenzraum die World Series anzusehen. Vielleicht würde sein Team ja gewinnen.
    Frannie hatte die Füße auf die Couch gelegt, ein Buch lag mit den Seiten nach unten auf ihrer Brust. Ihre Augen waren auf ihren Mann gerichtet, und sie versuchte nicht einzunicken.
    »Nein, hör zu, der ist wirklich interessant.«
    Seine Frau schüttelte den Kopf. »Jedesmal, wenn du das da-zusagen mußt, ist es das nicht.«
    Hardy legte das Blatt Papier weg. »Du warst auch schon mal witziger.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Daß das klar ist - du sitzt an einem lauen Oktoberabend in unserem Wohnzimmer, du hast das phantastische Abendessen, das ich gekocht habe, nicht ein mal angerührt, du wolltest nicht mal Wein zum Essen trinken, und seit zehn Minuten liest du mir jetzt laut aus irgendeinem Aktien-Angebot vor, das sowieso überhaupt nichts wert ist, und ich bin diejenige, die auch schon mal witziger war?«
    Er nickte. »Und zwar wesentlich. Ich erinnere mich daran. Ich weiß, daß es nicht an mir liegen kann.«
    Frannie setzte sich mit Schwung auf und klopfte sich auf den Schoß. »Na gut, komm schon her.«
    Hardy durchquerte den Raum. »Was soll ich nur machen, Fran? Sie läßt mich noch immer nicht die einzige Strategie benutzen, die sie retten könnte.«
    »Ich glaube nicht, daß du recht hast, wenn du sagst, es wäre die einzige Strategie, die sie retten kann. Da sind doch nicht nur die Mißhandlungen ... Jennifers ganzes Leben mit ihrem Mann war entsetzlich, aber sie hat ihn nicht umgebracht, Dis-mas. Sie hat mich nie angelogen, nicht mal, was die Sache mit Ned betrifft. Mir gegenüber hat sie das nie bestritten. Sie hat nur nicht gesagt, daß sie es getan hat. Aber sie hat vehement bestritten, Larry Witt umgebracht zu haben. Es gab überhaupt keinen Grund mich anzulügen, und was Ned betrifft, hat sie es vermieden.«
    Hardy fiel mindestens ein Grund ein, weshalb Jennifer Frannie hätte anlügen wollen. Frannie war seine Ehefrau, er war Jennifers Anwalt. Es wäre besser, wenn er glaubte, daß sie Larry und Matt nicht umgebracht hatte.
    Frannie redete weiter. »Das ist nicht nur ein Instinkt, weißt du. Oder weibliche Intuition, obwohl ich das auch nicht einfach abschmettern würde, wenn ich du wäre. Du vergißt, was du nachgewiesen hast. Egal, ob sie es nun getan haben könnte oder nicht, Jennifer ist eben nicht durchs Klinikzentrum gelaufen. Sie hat vermutlich fünfzehn Minuten gebraucht, um zur Bank zu kommen, nicht fünf. Und das heißt, daß sie niemanden erschossen hat. Sie hatte das Haus verlassen. Sie lief auf dem Weg zur Bank, den sie dir genannt hat. Als sie von jenem Morgen sprach, mir davon erzählte, da hat sie freiwillig erzählt, wie sie gelaufen ist - die Clarendon runter, durch die Victorians, durch die alte Haight, sie hat mir davon berichtet, wie die Gegend sie beruhigte. So etwas denkt man sich nicht aus.« Manchmal schon, dachte Hardy. Aber es war schon was dran. »Also, was du, Dismas Hardy als Person -vergiß mal den Anwalt - tun mußt, wenn du sie wirklich

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