Das Urteil
Grund, weshalb Larry Witt den Anwalt und dann diesen Mann in Los Angeles kontaktiert hat, war der, daß er sich dachte, da sei irgend etwas faul - damals schon, und deshalb hat er sich beschwert.«
»Bei wem?«
»Beim Aufsichtsrat, bei den Anwälten. Bei demjenigen, der die ganze Sache aufgezogen hat, der den ganzen Schwindel ausgeheckt hat, wer auch immer es war.«
Die buschigen Augenbrauen gingen in die Höhe. »Jetzt ist es ein Schwindel?«
»Ein Schwindel ist die einzige Möglichkeit, wie es Jennifer helfen kann.«
Jetzt lehnte sich Freeman ganz in seinem Sessel zurück.
»Hängen Sie Ihre Hoffnungen nicht daran, daß die Dinge so sind, wie Sie wollen, Dismas.«
»Ich finde nicht, daß ich das tue.«
Freeman schüttelte den Kopf. »Sie wollen, daß es ein Schwindel ist, denn wenn es ein Schwindel ist - und wenn Sie es beweisen können -, dann können Sie Jennifer Witt damit vielleicht helfen. Obwohl ich nicht kapiere, auf welche Art und Weise Sie auch nur das bewerkstelligen wollen.« Er beugte sich wieder vor. »Alles, was Sie in dieser Runde tun können, ist, daß Sie die Todesstrafe abwenden. Jennifer wurde bereits schuldig gesprochen. Sie können den Prozeß nicht noch mal von vorn aufrollen.«
»Wenn ich Villars dazu bringen ...«
»Sie sprechen von Joan Villars, der Richterin am Superior Court, wie ich annehme? Bleiben Sie doch auf dem Teppich. Diese Frau ist ungefähr so flexibel wie Beton. Sie werden Villars nicht davon überzeugen können, irgend etwas zu tun.«
»Dann lassen Sie mich doch versuchen, Sie zu überzeugen.«
Freeman lehnte sich erneut zurück. »Ich habe zugehört. Ich glaube, Sie sagten, fünfzig Ärzte hätten Anteile gekauft. Fahren Sie fort.«
»Der Grund, weshalb die anderen dreihundertfünfzig dies nicht taten, ist der Wortlaut dieses Begleitschreibens und des Angebots zur Aktienzeichnung. Beide zusammen klangen so, als sei diese dümmliche Investition zu je fünf Cent reine Zeitverschwendung ... Außerdem hat man den Ärzten diese Schreiben während der Feiertage geschickt, als nur ein paar von ihnen sich überhaupt die Zeit nehmen würden, sie zu lesen, und man hat den Ablauf der Zeichnungsoption auf etwa drei Wochen begrenzt.«
»So weit kann ich Ihnen folgen. Hat Larry gekauft oder nicht?«
»Larry hat Lunte gerochen.«
»Und dann?«
»Dann hat er gedroht, diesen Schwindel, bei dem es um mehrere Millionen Dollar ging, auffliegen zu lassen. Das war der Anruf nach Los Angeles.«
Freeman preßte die Hände an die Augen und seufzte. »Ich hatte bereits befürchtet, daß Sie darauf hinauswollten.«
Hardy hatte sich in den vergangenen Wochen genug gute Ideen von David Freeman ausreden lassen. Er war nicht gerade in besonders empfänglicher Stimmung. »David, der Sozius, der die Kanzlei in Los Angeles leitete, die mit dieser Sache befaßt war, wurde einen Monat nach Larry Witt erschossen.«
Freeman hob sein Glas. »Das sagten Sie bereits. Ich sehe dennoch nicht, wie irgendein Aspekt der ganzen Sache Jennifer helfen soll, selbst wenn Sie Villars dazu bringen könnten, Ihnen zuzuhören, was Sie nicht können. Sie sagen jetzt, so verstehe ich es, daß es in der Tat irgendeinen mysteriösen Killer gab, auf dessen Existenz die Verteidigung - das sind wir - während des Prozesses übrigens nie zu sprechen kam und für den es keinerlei handfesten Beweis gibt.«
»Das heißt nicht, daß er nicht existiert.«
»Glauben Sie, daß er existiert? Glauben Sie, daß Jennifer die Wahrheit sagt?«
Hardy antwortete, daß er sich dessen nach wie vor nicht ganz sicher sei, aber die Jury vielleicht doch überzeugt werden könne. »Ich werde sie entscheiden lassen.«
»Villars wird nicht zulassen, daß Sie diese Theorie zur Spra che bringen. Und selbst wenn sie dazu neigen sollte, was sie nicht wird, dann wird Powell Einspruch erheben und gewinnen, es sei denn, Sie haben irgendein Fitzelchen von einem hieb- und stichfesten Beweis, das es aber nicht gibt, und zwar zweifel los deshalb, weil sich die Sache eben nicht so abgespielt hat.«
»Womit Jennifer in der Tinte sitzt«, sagte Hardy.
Freeman trank geräuschvoll den Rest Wein aus. »Das tat sie schon immer«, brummte er.
Doch Hardy hatte nicht die Absicht, Freemans Ratschlägen weiterhin zu folgen, selbst wenn sie stichhaltig sein sollten, ihm blieben noch vier Tage, und er dachte sich, wenn es ihm Seiingen sollte, dieses Fitzelchen von einem hieb- und stichfesten Beweis zu finden, von dem Freeman sprach, dann könnte er Villars
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