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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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daß er hier raus mußte. Er hatte Jody Bachman seine Zimmernummer gegeben, ihm erzählt, daß er die ganze Nacht im Zimmer bleiben werde.
    Jody Bachman, der Hardys Szenario zufolge einen Profi angeheuert hatte, der Simpson Crane, Cranes Frau, Larry und Matthew Witt umlegte. Und jetzt war Hardy der einzige Mensch, der zwischen ihm und den sieben Millionen Dollar stand ...
    Er mußte nicht viel packen. Er sammelte seine alten Klamotten ein, die neuen hatte er noch an. Es war niemand im Gang, als er vor die Tür trat.
    Die Lifttür glitt auf, und er sah einem mageren, dunkelhäutigen, elegant gekleideten Mann ins Gesicht. Der Mann trug das Köfferchen in der Hand, das Hardy vorhin gesehen hatte, oder jedenfalls eins, das ihm sehr ähnlich sah. Als der Mann ausstieg, ging Hardy an ihm vorbei in den Lift. Der Mann besah sich gerade prüfend die Zimmernummern, als die Tür zuglitt.

52
    Jody Bachman kam zwanzig Minuten zu spät, und falls er überrascht war, daß Hardy quicklebendig an dem von Bachman reservierten Tisch saß, gab er es nicht zu erkennen.
    Das Fieber war nach weiteren zwölf Stunden Tiefschlaf in einem Motel kurz außerhalb von Glendale abgeflaut. Hardy, in neuen Schuhen, neuer Hose, neuem indigoblauen Sakko und einer graublauen Krawatte, tat immer noch alles weh. Seine Muskeln waren immer noch steif.
    Beim Aufwachen hatte er sich ein paar Minuten gegönnt, in denen er sich wie ein Vollidiot vorkam. Aber immerhin war er wieder aufgewacht, und das war ein gewisser Trost, vielleicht sogar eine Rechtfertigung. Es hatte wahrscheinlich nur an der Erschöpfung und am Fieber gelegen. Absolut nichts dran. Aber es war passiert. Er hatte das Hotel gewechselt. Höchstwahrscheinlich war es töricht und unnötig gewesen. Er würde es überleben. Hatte es überlebt, um die Wahrheit zu sagen.
    Er wußte, wer Bachman war, noch bevor er an den Tisch kam. Er betrat den Raum, als gehöre er ihm, war einer von diesen südkalifornischen Exsurfern, deren Alterungsprozeß nicht mit derselben Batteriespannung abzulaufen schien wie bei gewöhnlichen Sterblichen. Er mußte um die fünfunddreißig sein, wenn er ein Sozius von Crane war, aber er sah zehn Jahre jünger aus - feingemeißelte Wangen, ein Grübchen im Kinn, keine einzige Sorgenfalte. Das Haar, das vor fünfzehn Jahren bestimmt wasserstoffblond war, zeigte jetzt ein helles Kastanienbraun und fiel ihm in einer Kennedy-Tolle in die Stirn. Er ging entweder in ein Bräunungsstudio oder verbrachte eine Menge Zeit am Pool von Margaret Morency.
    Keine Frage - das hier war ein Raum, in dem sich die Reichen und Mächtigen trafen. Bachmans erster Stop war an dem Tisch, an dem der Bürgermeister von Los Angeles mit fünf weiteren Personen saß, von denen Hardy mindestens einen als prominenten und oft fotografierten Senator erkannte.
    Während Bachman das Restaurant beackerte und sich allmählich dem Platz am Fenster näherte, nippte Hardy an seinem Mineralwasser. Es war kein Smog zu sehen. Das Los Angeles südlich der Innenstadt bestand aus ein paar gewaltigen Lagerhäusern und verlor sich dann in einem Horizont aus Bohrtürmen, Rangierbahnhöfen, Stromleitungen, Autobahnen, Kalksteinbrüchen. Es war ein Panorama für all diejenigen, denen der Blick in die offene Weite wichtiger war als eine schöne Aussicht - es gab keine Brücken, Inseln, Wasserflächen, markanten Bauwerke, Hügel oder grünen Flecken. Vielleicht hatte Bachman sich zu den besseren Fenstertischen noch nicht hochgedient, von denen aus der Bürgermeister und der Abgeordnete und wer immer die Leute waren, mit denen sie hier speisten, das Meer und die funkelnde, grüne West Side der Stadt vor dem Hintergrund der Berge von San Gabriel sehen konnten.
    »Entschuldigen Sie, daß ich mich verspätet habe. Ich bin Jody Bachman.« Bachman rief jemand anderem, den er auf sei ner ersten Runde durch das Restaurant übersehen hatte, einen Gruß zu und setzte sich dann - endlich - hin. »Ich komm ein fach nicht nach.« Er lachte. »Es nimmt kein Ende. Möchten Sie einen Aperitiv?«
    Hardy hob sein Glas. »Mineralwasser.«
    »Ich ebenfalls. Wie manche Kerle mitten am Tag einen Martini oder sogar ein Bier trinken können ...« Er schüttelte den Kopf. »Das haut mich um. Ich könnte genausogut eine Schlaftablette nehmen. Also was kann ich für Sie tun?«
    »Ich versuche meinerseits, etwas zu Ende zu bringen. Meine Mandantin wurde am Freitag zum Tode verurteilt.«
    Bachman, der einen Schluck Wasser trinken wollte, hielt das Glas auf

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