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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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nachprüfen, ob ein Experte irgend etwas daraus machen könnte. Aber selbst wenn, was dann? Was immer Bachman damals geschrieben haben mochte, es konnte nicht so belastend sein, daß es als solches Jennifer aus der Patsche helfen würde.
    Er sah auf. Bachman musterte ihn. »Wissen Sie, ich helfe Ihnen gerne, wenn ich kann, und ich denke, ich war recht zuvorkommend. Aber ich muß mich doch fragen, wann diese Inquisition wegen der BMG aufhört. Die Sache ödet mich allmählich an. Passiert das denn nicht jedesmal, wenn man ein Geschäft abschließt, will ich damit sagen. Alle Welt möchte eine Scheibe vom Kuchen abhaben.«
    »Ich möchte keine Scheibe vom Kuchen abhaben.«
    »Na ja, ich weiß, das habe ich auch nicht gemeint. Aber alle diese Fragen ...«
    »Ich vertrete eine junge Frau, die mit hoher Wahrscheinlichkeit hingerichtet wird, wenn ich nicht beweisen kann, daß jemand anders ihren Mann erschossen hat. In meinen Augen, tut mir leid, lohnt das durchaus einige Fragen.«
    Klaus brachte das Mittagessen - eine mit Babyshrimps gefüllte Avocado, drei Blatt Lollo rosso, eine Scheibe Pumpernickel.
    Bachman stocherte in seinem Salat herum. »Das ist begreiflich«, sagte er. »Aber was hat der Anruf von Dr. Witt bei mir mit seinem Tod zu tun? Sie wollen doch nicht unterstellen, daß jemand von der BMG ihn umgebracht hat, oder doch ?«
    »Ich war mir nicht sicher. Es war eine Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Ich wußte, daß Witt sie angerufen hatte, und seine Anwältin in San Francisco hat mir erzählt, daß er sich über das Rundschreiben aufgeregt hat. Ich frage mich, ob er Ihnen vielleicht irgend etwas angedroht hat...«
    »Und ich ihn dann umgebracht habe? Weswegen denn? Sie machen wohl einen Scherz.«
    »Rein hypothetisch kann ich es erklären, wenn es Sie interessiert.« Die Shrimps schmeckten lecker, jedes einzelne der insgesamt sechzig Gramm.
    Hardy dachte sich, es würde aufschlußreich sein, Bachmans Reaktion zu beobachten. Also skizzierte er die ganze Sache -vom Anruf bei Simpson Crane bis hin zu Restoffer, dem man den Fall entzogen hatte.
    Als er zu Ende gesprochen hatte, nickte Bachman, das Lächeln von vorhin war nur mehr eine schwache Erinnerung. »Eine Menge Juristen schreiben heutzutage Romane, Mr. Hardy. Vielleicht sollten auch Sie das mal probieren.«
    Hardy spreizte die Hände. »Das hier ist kein Roman.«
    »Ja, und genauso wenig haben wir es hier mit dunklen Machenschaften zu tun. Tatsache ist, daß niemand etwas verbirgt. Alles ist vollkommen öffentlich und nachvollziehbar.«
    »Simpson Crane hat gestattet, daß Sie sich Stundenhonorare mit Aktien entgelten lassen?«
    Das verschlug ihm kurz die Sprache. »Klar.«
    »Macht Ihre Kanzlei das öfter? Dieses Risiko auf sich zu nehmen?«
    Jetzt waren sie elegant vom rein Hypothetischen abgekommen. Bachman fuhr sich mit der Hand über die Oberlippe. Vielleicht kam er doch ins Schwitzen. »Tja, in Zeiten wie diesen nimmt man, was man kriegen kann. Auf dem Markt gibt der Käufer den Ton an.«
    »Und Simpson war das recht?«
    Bachmans Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Natürlich. Simpson und ich waren Freunde. Ich hätte nie etwas getan, das Simpson weh getan hätte.« Hardy wurde bewußt, daß er Bachman diesen Vorwurf nicht direkt gemacht hatte. »Wir haben uns natürlich darüber unterhalten. Und zwar lange. Wir dachten uns, daß es mehr als nur eine vernünftige Chance gibt, daß sich der Markt in der Krise erholt. Was sich ja au ch, wie ich anfügen darf, bewahrheitet hat. Die Kanzlei hat zwei Millionen Dollar durch meine Arbeitszeit kassiert. Ich habe ein Risiko auf mich genommen, gewiß, aber ich würde sagen, es hat sich gelohnt. Meinen Sie nicht ?«
    Bachmans Hand schien leicht zu zittern, als er nach seinem Wasserglas griff.
    Hardy nickte. »Und was ist mit den anderen fünf Millio nen?«
    B achman hielt das Glas auf halbem Wege zum Mund an, trank dann einen Schluck, knallte das Glas beinahe auf den Tisch. »Es gibt keine anderen fünf Millionen.«
    Endlich hatte Hardy den Eindruck, daß er Bachman zu einer direkten Lüge gezwungen hatte. Höchste Zeit, es ihm unter die Nase zu reiben. »Clarence Stone hat mir erzählt, daß die Ärztegruppe Sie mit fünfzigtausend Aktien bezahlt hat. Das sind sieben Millionen Dollar. Wenn zwei davon an Ihre Kanz lei gingen, wo sind die anderen fünf?«
    Bachman schluckte. »Das war eine Prämie für mich persönlich.«
    »Gerade haben Sie gesagt, daß es keine anderen fünf Mil lionen

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