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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Weihnachtsnachmittag bei seinen Eltern vorbeigefahren, hatte ein paar Bier getrunken, und dann hatte seine Mutter angefangen, über Jennifer und den Enkel, den sie nie zu Gesicht bekam, zu jammern. Da hatte sie dieses großartige Geschenk für Matt gekauft, und der Junge würde noch nicht mal vorbeikommen, um es sich anzuschauen.
    Tom war sauer geworden. Er fuhr mit seinem Motorrad rüber in die Olympia Street in der Absicht - so sagte er - ein bißchen auf den Putz zu hauen, aber als er dort angekommen war, hatte er nicht mehr das Gefühl, daß das irgendeinen Sinn hätte. Er würde die beiden nicht ändern. Er hatte sein eigenes Weihnachtsgeschenk für seinen Neffen abgegeben - einen Softball nebst Schläger -, seiner Schwester frohe Weihnachten gewünscht und zu ihr gesagt, sie sollte wirklich einmal einen Besuch bei ihren Eltern machen, damit Matt das Geschenk seiner Großmutter in Empfang nehmen könne, und war dann wieder gefahren.
    Und, fügte er hinzu - sie sind nicht gekommen, was keine Überraschung war.
    Aber hier, dachte Hardy, könnte der Stein des Anstoßes gelegen haben, von dem Glitsky gesprochen hatte. Es war un wahrscheinlich, daß Tom aus heiterem Himmel eines Mor gens aufwachte und sich sagte: »Ich denke, heute fahr ich los und bring meinen Schwager um«, aber es war verdammt gut möglich, daß er es getan hatte, kurz nachdem man ihn während der Weihnachtsfeiertage erneut beleidigt hatte, was jahrelangen Groll zur Explosion brachte.
    Walter Terrell leistete ihnen Gesellschaft, während sie sich die Beweismittel ansahen, und paßte auf, während Hardy und Freeman in der Asservatenkammer auf dem Computer ausdruck die Gegenstände abhakten, die aus den Säcken zum Vorschein kamen.
    Da war Larrys blutbespritztes Hemd. Alle übrigen Kleidungsstücke. Das Zeug, das man in den Hosentaschen gefunden hatte - Larry hatte einen Kamm, ein kleines Schweizer Offiziersmesser, Schlüssel, und ein bißchen Kleingeld in der Tasche gehabt, darunter auch ein Fünfundzwanzigcentstück , das mit rotem Nagellack lackiert war.
    »Hat sich Larry viel in Bars herumgetrieben?« Das paßte nicht recht zu dem Bild, das sich Hardy bislang gemacht hatte.
    Terrell schüttelte den Kopf. »Keine Hinweise darauf.«
    »Das ist ein Fünfundzwanzigcentstück, wie man es in Knei pen benutzt.« Sowohl Freeman wie Terrell sahen ihn verständ nislos an. »Für die Musikbox«, erklärte er. »Du malst deine Fünfundzwanzigcentstücke mit roter Farbe an, steckst sie in die Musikbox, und wenn sie Geld einsammeln kommen, mußt du nichts bezahlen.«
    Freeman war unbeeindruckt. »Also hat er sich am Weihnachtsabend irgendwo einen Drink gegönnt. Vielleicht. Auch ich hab schon solche Fünfundzwanzigcentstücke in meiner Tasche gefunden. Es hat nichts zu sagen.«
    Aber die handgreiflichen Ergebnisse waren bisher so mager ausgefallen, daß Hardy sich nicht so leicht abbürsten ließ. »Zwei Tage, bevor man ihn erschossen hat, hat alles, was er unternommen hat, irgendwas zu sagen.«
    Freeman gab keine Antwort. Er hatte das Kleingeld bereits beiseite geschoben und sich etwas vorgeknöpft, das wie ein Sack voll Müll aussah. »Was ist denn das für Zeug?« Die Spurenermittlung hatte das Zimmer gründlich gefilzt und alles mitgenommen, was von Interesse sein mochte - in diesem Fall den Inhalt des Abfalleimers im Schlafzimmer: benutzte Taschentücher, benutzte Weihnachtsdekorationen und Einwickelpapier, die Sorte von Plastikbeutel, in die man in der Reinigung gebügelte Hemden packt. »Das hier ist Beweismaterial?«
    Terrell schob Freeman einen weiteren Sack zu und ließ eine genervte Antwort hören. »Sie wissen ja, wie es läuft, Sir. Es ist alles da, falls Sie darauf zurückgreifen wollen. Es ist Ihre Entscheidung, was Sie für wichtig halten.«
    Freeman holte sich den Sack näher heran und ließ die Waffe auf die Tischplatte gleiten. Er hob sie hoch und verglich die Registriernummer mit der Liste des Beweismaterials, die die Staatsanwaltschaft erstellt hatte, roch am Lauf. Er schaute im Bericht über Fingerabdrücke nach und zog die Augenbrauen hoch. »Man hat ihre Fingerabdrücke nicht auf der Waffe gefunden?«
    »Auf dem Magazin.« Das war keine Überraschung für Terrell. Er holte einen weiteren Sack hervor und schob ihn den beiden Anwälten zu. »Sie hat die Waffe abgewischt.«
    »Irgend jemand hat die Waffe abgewischt.« Freeman sah ihn strafend an.
    Und Terrell zuckte die Achseln. »Wie Sie meinen.« Es war Freitag nachmittag und wurde

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