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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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hatte da so eine Idee, die beweiskräftig sein könnte oder auch nicht, und der Kerl ballert gleich mit schwerem Geschütz auf mich los. Ich sag zu ihm, er kann es verwenden oder auch nicht. He, ich hatte eine Idee, die womöglich hingehauen hätte - also? Hat's zwar nicht, aber was soll's.«
    Bei Lou wurde es allmählich voller und lauter. Hardy boxte sich mit dem Ellbogen durch bis zur Bar und kaufte eine zweite Runde. Bei seiner Rückkehr war Terrell gerade mitten in einer Sache, die sich vertraut anhörte.
    »... bei der Sache mit Crane lohnte es zumindest, einmal genauer nachzuschauen, aber auch da war Fehlanzeige.«
    »Wobei?« Hardy schob sich in die Sitzbank und reichte die Getränke herum - zwei weitere Flaschen für Terrell, noch einen Eistee für Glitsky.
    »Ich hab eben Glitsky von dieser Sache da erzählt, von dem Kerl in Los Angeles, den Sie vom Haus der Witts aus angerufen haben.«
    »Crane. Der Typ, der erschossen wurde.«
    »Ja, Crane. Es ging nur darum, wie sich Ideen manchmal auszahlen und manchmal nicht.«
    »Meistens nicht.« Abe wollte keinen Streit beginnen, sondern konstatierte nur eine Tatsache und war bereits damit beschäftigt, die Eiswürfel aus dem neuen Glas Tee zu zerbeißen.
    Diese Unsitte machte Hardy verrückt, aber er zog es vor, nicht das Thema zu wechseln, wenn Terrell eine Verbindung zu Simpson Crane entdeckt hatte und darüber reden wollte. Aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Seitenhieb anzubringen. »Wieso sind Sie der Sache überhaupt nachgegangen? Sie haben doch schon eine Tatverdächtige.«
    Terrell war nicht im geringsten beleidigt. Statt dessen lächelte er entwaffend. »He, ich liebe meine Arbeit. Wie haben Sie es genannt - es war eine von diesen Koinzidenzen. Wenn man es nachprüft, was verliert man schon? Man kann einen Mordfall nicht hieb- und stichfest genug absichern, stimmt's, oder hab ich recht?«
    Hierin waren alle einer Meinung. Hardy nippte an seinem Bier und ließ sich Zeit, wollte kein verstärktes Interesse verraten. »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Weitgehend das, was Sie mir erzählt hatten. Keinerlei Zusammenhang mit Witt.«
    »Na ja, irgendein Zusammenhang muß da gewesen sein -die Nummer klebte auf seinem Schreibtisch.«
    »Ich meine, sicher, ja doch, das schon. Aber ich spreche von der Tat an sich, sie wissen, wer es getan hat, oder glauben es zu wissen.«
    »Und wer?«
    »Irgendein ortsansässiger Totschläger da unten in Los Angeles.« Terrell hatte Spaß an seiner Geschichte gefunden, hielt in jeder Hand eine Flasche Bier, aus denen er abwechselnd und stetig trank. »Der Kerl Crane da war der größte Widersacher der Gewerkschaften in den neunziger Jahren -strich ungefähr 'ne halbe Million pro Jahr dafür ein, daß er sicherstellte, daß all die kleinen Leute weiterhin übern Tisch gezogen werden. Sobald sie sich gewerkschaftlich organisieren wollten, hat er dafür gesorgt, daß man sie feuert, sich einen Weg ausgedacht, wie die Lektion sitzt. Wenn's an der Zeit war, neue Tarifverträge auszuhandeln, hat er allen Leuten solchen Schiß eingejagt von wegen, daß sie ihren Job verlieren, daß sie klein beigaben. Man sagt, daß ihn der Präsident gern zum Arbeitsminister machen wollte, aber nicht genug hinblättern konnte.«
    »Hat er für die Stadtverwaltung von San Francisco gearbeitet?« fragte Glitsky zum Scherz. »Ich denk mir immer, die müssen irgend so einen wie ihn angeheuert haben.«
    Terrell schüttelte den Kopf. »Nein, den heuert niemand mehr an, soviel ist sicher.«
    »Was ist passiert?«
    »Na ja, er hatte bereits ein paar Gewerkschaften in die Pfanne gehauen - die Schlachthofarbeiter, die Hausmeister, solche Sachen - kleine Fische, und dann hat er sich gedacht, er knöpft sich die Gewerkschaft der Maschinenschlosser vor.«
    »Und das hat irgendeinem Macker nicht gepaßt.«
    »Das ist die Theorie.« Terrell hielt die leeren Bierflaschen hoch. »Ist da wirklich ein Drittelliter drin?« Er stand auf. »Jedenfalls haben sie es richtig angepackt - haben sich irgendeinen Profi besorgt, kein Papierkram, nichts, was sich nachweisen ließe, keine Anklageerhebung. Diesmal ist's meine Runde.«
    Und schon war er unterwegs zur Bar.
    »Für mich nichts mehr«, rief Glitsky ihm nach. Er kaute immer noch auf seinen Eiswürfeln herum. »Du bist ein schlauer Fuchs. Er geht deinen Hinweisen nach und checkt's noch nicht mal.«
    Hardy verzog keine Miene. »Du hast ihn ja gehört - er liebt seine Arbeit.« Er hob sein Bier in die

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