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Das Vampir-Pendel

Das Vampir-Pendel

Titel: Das Vampir-Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich ein Fell auf die Bank nahe dem Kamin gelegt, und besonders in den kalten Karpatenwintern nutzte er die Chance, an der noch warmen Feuerstelle zu schlafen.
    Sie hatten es geschafft. Beide – er und John Sinclair. Es war ihnen tatsächlich gelungen, das Vampirpendel in ihren Besitz zu bekommen, und Marek, der am Tisch hockte, kam erst jetzt richtig zu Bewußtsein, was da tatsächlich passiert war.
    Er besaß das Pendel. Er besaß die Waffe überhaupt. Marek ging sogar so weit, daß er sie als ultimative Waffe bezeichnete, denn mit ihrer Hilfe würden ihm Dinge gelingen, von denen er früher nur geträumt hatte. Sie war einfach super, sie war perfekt, sie gab ihm den neuen Kick, den er brauchte, einen gewissen Anstoß an Lebensmut. Wie er es auch drehte und wendete, er konnte sich darüber einfach nur freuen, und in seine Augen trat ein Leuchten.
    Einen Selbstgebrannten hatte er getrunken. Jetzt brauchte er einen zweiten, griff zur Flasche und nahm einen Schluck aus ihr. Als er sie wegstellte, überlief sein Gesicht eine gewisse Röte, und er senkte den Blick, um auf den Gegenstand schauen zu können, den er vor sich auf den Tisch gelegt hatte.
    Es war das Pendel!
    Der Stein lag direkt in seinem Blickfeld. Er betrachtete das starre Gesicht. Nichts bewegte sich in ihm. Die Augen blieben ebenso dunkel und starr wie der übrige Stein. Es war kaum zu fassen, daß sie aufleuchten konnten oder daß plötzlich die beiden langen Zähne zu einem wilden Leben erwachten.
    Die Kette hatte er sorgfältig in die Länge gezogen. Kein Glied lag übereinander. Sie reihten sich hintereinander auf, und durch das Sonnenlicht schimmerten sie wertvoll. Es drang durch das Fenster in den Raum, es blendete Marek auch, deshalb sah er die Frau nicht, die einen knappen Blick durch die Scheibe in den Raum warf.
    Sekunden später stand sie schon an der Tür, klopfte und wartete das Herein gar nicht erst ab, denn sie zog die Tür auf und betrat das Haus.
    Marek schaute hoch – und war verwirrt!
    Zuerst glaubte er an eine Fata Morgana. Er zwinkerte, schüttelte den Kopf, aber das Bild wollte nicht weichen. Es war keine Halluzination, er wurde tatsächlich von einer jungen, hübschen Frau besucht, die trotz des glatten, nach hinten gekämmten Haares die Wildheit in ihrem Gesicht nicht verbergen konnte. Es mochte an den Augen liegen, die wie geschliffene Kohlenstücke funkelten. Der Mund war zu einem Lächeln verzogen und zeigte eine natürliche Röte. Die Frau trug einen roten Pullover und dazu eine blaue Jeanshose.
    Marek war sich nicht sicher, ob sie ihm schon einmal begegnet war, es konnte durchaus der Fall gewesen sein.
    Die Fremde schaute sich rasch um und schien zufrieden zu sein, denn sie nickte, und ihr Morgengruß klang frisch.
    Marek nickte nur.
    »Ich bin Milena.«
    »Aha. Und…?«
    »Bist du Marek? Bin ich hier richtig?«
    »Ja, junge Frau. Aber was willst du?«
    Milena näherte sich dem Tisch. Sie schaute auf das Pendel, was der gute Marek nicht bemerkte, denn er wurde von dem Anblick dieser Person abgelenkt. Am Tisch blieb sie stehen und schaute auf Marek nieder. »Ich wohne nicht weit von dir entfernt. Zwar nicht direkt in Petrila, aber wir haben unser Lager in der Nähe aufgeschlagen.«
    »Ah – du gehörst zu dem fahrenden Volk, den Zigeunern?«
    »So ist es.«
    Der Pfähler hob die Schultern.
    »Ich weiß wohl, daß es euch gibt, aber in eurem Lager bin ich noch nicht gewesen. Das ist wohl nicht schlimm – oder?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Gut.« Er legte den Kopf schief. »Bist du gekommen, um einem alten Mann eine Freude zu bereiten? Du bist sehr hübsch, und auch ich sehe noch gern hübsche Mädchen.«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte.«
    Sie zog einen der schmalen Stühle heran und ließ sich auf der harten Sitzfläche nieder. »Eigentlich ist alles ganz anders«, sagte sie, »und ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll.«
    »Versuche es einfach.«
    »Man hat über dich in unserem Lager gesprochen«, erklärte sie geheimnisvoll.
    »Ach? Tatsächlich? Was denn und warum nur?«
    »Weil du etwas Besonderes sein sollst. Das hatte man sich jedenfalls erzählt.«
    »Und was soll ich sein?« Marek lächelte, doch er war sehr wachsam, der alte Fuchs.
    »Man spricht über dich.«
    Marek schüttelte den Kopf. »Oh, das ist mir zu vage.« Dann sah er, wie die Person auf sein Pendel schaute, was ihm gar nicht gefiel, denn ihr Blick war einfach zu interessiert. Marek hob eine Hand an, um nach dem Pendel zu greifen.

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