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Das Vampir-Pendel

Das Vampir-Pendel

Titel: Das Vampir-Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie, aber es kam ihr dümmlich vor.
    »Macht dich das nicht stutzig?«
    »Ja, schon, aber ich kann mir nicht vorstellen, was an mir Interessantes sein soll.«
    »O doch, Milena, du hast es schon selbst herausgefunden.«
    »Was denn?«
    »Ich sage nur einen Namen – Zunita!« Dieser geflüsterte Name erwischte Milena wie ein Stromstoß.
    Also doch Zunita! Es war etwas daran an ihren Träumen. Das Lesen in den alten Blättern war nicht grundlos gewesen. Dieser Name verfolgte sie, er konnte für sie zum Schicksal werden.
    Milena hatte einen trockenen Mund bekommen. Sie konnte kaum sprechen, aber sie mußte nachfragen, und die Fremde wartete auch darauf, denn sie wußte mehr. Auch wenn Milena den Namen der Frau nicht kannte, sie hatte Vertrauen zu ihr gefaßt. So hatte sie sich endlich überwunden und krächzte: »Die Schattenfrau?«
    »Ja, genau die!«
    »Was ist mit ihr?« Milena spürte ihren inneren Streß, den sie allerdings als positiv ansah. Sie reckte sich, um die Besucherin noch besser sehen zu können, und schaute direkt in ein lächelndes Gesicht und in einen Mund, der sich bewegte.
    »Willst du sie sehen?«
    Milena war perplex. Sie schnappte nach Luft. Röte stieg in ihr Gesicht.
    Dieser Vorschlag war ungeheuerlich. Damit hätte sie nie gerechnet, und sie sah es sich als Ehre an, daß gerade sie von dieser Fremden ausgesucht worden war. Seltsamerweise traute sie es der Fremden auch zu, ihr den Weg zu der geheimnisvollen Zunita zu zeigen. »Klar will ich sie sehen, klar. Das ist einmalig. Das kann ich kaum fassen, aber sie ist doch tot, sie lebte vor langer Zeit und…«
    Assunga hob die Hand. »Tot, sagst du?« Sie lächelte so breit und wissend, daß Milena Zweifel kamen. »Ja, man sagt das wohl dazu. Aber nicht alles ist so tot, wie es scheint, denn es gibt verschiedene Formen einer Existenz, eines Weiterlebens.«
    »Auch wenn man verbrannt wurde?«
    »Auch dann?«
    »Nein, das kann ich nicht glauben. Man ist Asche. Man hat sich aufgelöst. Man ist Rauch…«
    »Da hast du recht. Doch du solltest mir glauben. Es gibt tatsächlich einige Möglichkeiten. Zunita ist tot, aber sie lebt irgendwo auch weiter, so daß du mit ihr Kontakt aufnehmen kannst. Es ist nur leider ein wenig kompliziert, aber ich bin sicher, daß du uns helfen wirst und es auch schaffst, an sie heranzukommen, denn sie wurde geraubt.«
    »Eine Tote?«
    »Ja und nein. Ich will es dir erklären. Zunita lebte am Hofe des Fürsten. Sie war ein wildes Geschöpf, und sie ist mit zahlreichen Männern und auch Frauen Beziehungen eingegangen. Sie hat Kinder bekommen, die aber woanders aufwuchsen. Eines ihrer Kinder hat eure Sippe gegründet, es ist der Stammvater gewesen, denn auch Zunita war eine Zigeunerin. So fließt ein Teil ihres Blutes auch in dir, meine Beste, und du solltest den Kontakt mit ihr aufnehmen. Nicht mit einer Toten. Du brauchst keine Furcht davor zu haben, daß ich dich zu einem Grab schicke, aus dem du die Leiche hervorgräbst. Es ist ganz anders.«
    »Wie denn?«
    »Du wirst es genau sehen, meine Liebe. Bist du denn einverstanden, Milena?«
    »Ja, natürlich – ja. Ich mache alles, was du willst. Es ist einmalig, wenn du so von mir denkst. Ich finde es toll, daß du mich ins Vertrauen ziehst.«
    »Dann hör zu. Es gibt sie nicht mehr als Person, sondern nur mehr als ein Zeichen, als einen Rest und zugleich als eine Umwandlung. Es ist schwer für dich, dies zu fassen, aber du mußt mir schon vertrauen, Milena.«
    »Gern, weiter. Ich will alles wissen.«
    »Man hat sie geraubt!«
    »Bitte?«
    »Ja, man hat das geraubt, was von ihr zurückgeblieben ist oder in was sie sich verwandelt hat. Man hat sie kurzerhand genommen, und das ist Unrecht gewesen. In ihren neuen Zustand befindet sie sich in der Gewalt von Menschen, denen sie nicht gehören darf. Du sollst sie bekommen, denn du bist eine Nachfolgerin, auch wenn einige Jahrhunderte dazwischen liegen.«
    Milena hatte sehr genau zugehört und kam mit einer Tatsache nicht zurecht.
    »Ein neuer Zustand?« fragte sie.
    »So ist es.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Ich bin auch hier, um dir das zu erklären. Du mußt jetzt die Ohren spitzen, denn es ist sehr wichtig für dich. Sie ist weder ein Mensch noch eine lebende Tote. Sie befindet sich in einem Stein, verstehst du? Dort kannst du ihr Gesicht sehen. Eingepackt, eingraviert in einen Stein. Da malen sich ihre Züge ab, die Augen, der Mund, auch die Zähne.« Sie sprach noch über Einzelheiten und hatte in Milena eine aufmerksame

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