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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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sorgfältig verfolgte. Jetzt mailte sie sich eine Erinnerung, eines davon abzustoßen.
    Sie warf dem Mann, der das tibetische Buch abschrieb, einen kurzen Blick zu und merkte, dass er beinahe verärgert wirkte. Sie räusperte sich. »Aber danke … für das Angebot. Das war nett.«
    Er hob eine Augenbraue. »Ich werde doch eine Frau nicht von ihrem Buch abhalten – das könnte gefährlich werden.«
    Sie kicherte und schüttelte den Kopf ein wenig. Giovanni lächelte und machte sich wieder an seine Abschrift. Beide arbeiteten noch eine Weile wortlos, doch dann hörte sie ihn den Stift hinlegen.
    »Was war es denn?«
    »Hm?« Beatrice riss den Blick vom Bildschirm los.
    »Das Buch, das Sie vergessen haben.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ach … äh,
Fegefeuer der Eitelkeiten
. Tom Wolfe.«
    Seine Lippen zuckten, als er den Titel hörte. »Ach.«
    »Haben Sie es gelesen?«
    Sein Lächeln wirkte fast reumütig, als er sich nun wieder an die Arbeit machte. »Nein.«
    »Es ist gut und spielt in New York. Dort war ich noch nie – Sie schon?«
    Er nickte, nahm ein leeres Blatt und begann mit einer neuen Seite seiner sorgfältigen Notizen. »Ja. Das Leben dort ist sehr … schnell.«
    »Schnell?«
    »Ja. Ich ziehe das Tempo in den Städten des Südens vor.«
    »Das merke ich.«
    »Tatsächlich?«
    Sie sah auf und merkte, dass Giovanni sie fixierte. Seine blaugrünen Augen musterten sie so intensiv, dass sie sie beinahe zu verbrennen schienen.
    »Ich … ich denke ja.« Sie schaute nach unten, um seinem Blick auszuweichen.
    Er starrte sie noch eine volle Minute lang an, bevor er sich wieder an seine Notizen machte.
    Beatrice atmete tief aus und war seltsam verwirrt über ihre Unterhaltung. Nach einer weiteren halben Stunde erhob er sich und begann, seine Sachen zusammenzupacken.
    Sie beobachtete ihn amüsiert, und seine bedächtigen Bewegungen erinnerten sie daran, wie ihr verstorbener Großvater abends von der Arbeit nach Hause gekommen war. Für einen Moment stand ihr vor Augen, wie Großvater Hektor seine Taschen geleert und seine altertümliche Taschenuhr auf die Kommode im Zimmer der Großeltern gelegt hatte.
    Beatrice begab sich zu Dr. Vecchio, um sich das Manuskript geben zu lassen und es wieder ins Magazin zu bringen. Als sie zurückkam, sah sie Giovanni nur noch mit einem rasch über die Schulter gerufenen »Gute Nacht, Beatrice« aus dem Saal eilen.
    Bewundernd sah sie ihn durch die Tür verschwinden und stellte wieder einmal fest, dass seine Bewegungen nichts Überstürztes hatten, sondern von stiller, fließender Anmut waren – ganz unangestrengt und sehr flink.
    Kurz darauf verließ Beatrice den Saal, schloss ab und vergewisserte sich, dass alle Lampen ausgeschaltet waren. Sie rechnete nicht damit, Dr. Vecchio noch auf den langsamen Fahrstuhl warten zu sehen, und glaubte, am Ende des dunklen Flurs die Tür zum Treppenhaus zugehen zu hören.
    »Vier Stockwerke über die Treppe?«, wunderte sie sich leise. »Kein Wunder, dass er ein so knackiges Hinterteil hat.« Der Fahrstuhl öffnete sich, kaum dass sie den »Abwärts«-Knopf gedrückt hatte.

3
    Houston, Texas
    Oktober 2003
    »Gehst du heute Abend aus?«
    Giovanni, der gerade sein Hemd zuknöpfte, blickte auf und sah Caspar an der Tür seiner großen Suite im zweiten Stock stehen. Die schweren Vorhänge waren noch zugezogen, um das Zimmer vor den Strahlen der untergehenden Sonne zu schützen, doch Giovanni fühlte sich ungewöhnlich beschwingt, während er seine Vorbereitungen für den Abend beendete.
    »Ja«, antwortete er so knapp wie frohgemut. »Wir haben endlich wieder Winterzeit, Caspar.«
    Obwohl ihn das Dasein ohne Tageshelle nicht belastete, beneidete Giovanni die Sterblichen darum, sich im Licht der Sonne frei bewegen zu können. Darum war auch die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit – wegen der eine Stunde früher einsetzenden Dunkelheit – für ihn stets Anlass zum Feiern.
    Caspar lachte über die jungenhafte Begeisterung seines Freundes und verstaute die aus der Reinigung kommenden Sachen in dem begehbaren Kleiderschrank.
    »Das ist des Jahres schönste Zeit«, sang er und wich intuitiv den aufgerollten Socken aus, die Giovanni nach ihm warf. Eine große graue Katze, die reglos auf einer Ecke des Bettes gesessen hatte, streckte sich und machte sich daran, die Socken zu inspizieren.
    »Noch immer der alte Besserwisser«, sagte Giovanni schmunzelnd.
    »Noch immer der dunkle, verdrehte Dämon der Nacht«, parierte Caspar und hängte die

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