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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Haare schneiden?«
    »Aber sicher.«
    Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten, biss sich die Lippe blutig und vergaß kurz den Vampir neben sich. Dann aber warf sie ihm einen Seitenblick zu und fürchtete, er könnte sie beißen wollen, doch Lorenzo reichte ihr nur ein weißes Stofftaschentuch und grinste über ihre Miene.
    »Einige möchten, dass du dich abends zu uns gesellst, aber ich glaube kaum, dass du das tust. Es gibt jedoch eine gut sortierte Bibliothek und jede Menge Musik – und sogar einen Plattenspieler, den du dir ausleihen kannst.«
    »Und wo ist der Haken?«
    Lorenzo lachte auf. »Den gibt es nicht. Xenos kann dich begleiten. Er ist dein persönlicher Wächter, von mir für dich ausgesucht. Niemand wird dich anrühren oder verletzen. Schließlich« – er zwinkerte ihr zu – »musst du in guter Verfassung sein, wenn dein Vater eintrifft.«
    Ihr rutschte das Herz in die Hose. »Er kommt? Wann?«
    »Keine Ahnung. Ein cleveres Bürschchen – sonst hätte er mir nicht so lange entwischen können. Ich fände das witzig, wenn ich ihn nicht unbedingt würde töten wollen.«
    Sein nüchterner Ton ließ sie erschauern. »Aber warum wollen Sie ihn umbringen? Sie haben ihn zu einem Vampir gemacht, und jetzt wollen Sie ihn töten?« Die Enttäuschung brach aus ihr heraus. »Ich verstehe nichts von alledem! Ich komme mir vor wie eine Gefangene in einem riesigen Spiel, das ihr alle spielt, und ich weiß nicht einmal, warum.«
    Lorenzo wirkte nahezu amüsiert. »Ich glaube, die Erklärung würde Menschen verwirren – sogar ein kluges Mädchen wie dich.«
    »Warum klären Sie mich nicht auf, Lorenzo? Immerhin bin ich hier, und mir dürfte kaum jemand zur Rettung kommen.«
    Er musterte sie mit jener unmenschlichen Reglosigkeit, die ihr inzwischen für ihn typisch erschien. Schließlich verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
    »Du hast meine kleine Maus in der Bibliothek getroffen, oder? Scalia ist seit vielen Jahren meine Maus, schon seit Zeiten, als du noch lange nicht geboren warst und er deinen Vater lange noch nicht in Houston kennengelernt hatte, wo die beiden zur Schule gingen. Es war reiner Zufall, dass sie sich in Ferrara erneut begegneten.«
    »Mein Vater war nicht in Ferrara, sondern in –«
    »Er war in Ferrara und hat dort ausgerechnet Briefe über Dante und sein Exil in Ravenna ausgewertet – sehr langweilig. Er war in der alten Bibliothek und hatte das Pech, auf einige der Bücher zu stoßen, die ich dort versteckt hatte.« Lorenzos Miene verdüsterte sich. »Bücher, die meine kleine Maus für mich hätte bewachen sollen.«
    »Sie haben ihn also umgebracht? Weil er ein paar Bücher gefunden hat?« Sie spürte Tränen auf den Wangen. »Womöglich wusste er nicht einmal, was er in Händen hielt. Warum musste er sterben? Warum –«
    »Es ging nicht darum, dass er es nicht wusste, Beatrice. Scalia entdeckte ihn, und dein Vater hat seinem alten Schulkameraden Fragen gestellt, die nach meinem Willen kein Mensch stellen darf. Als Scalia – ganz brave Maus, die er ist – mir davon erzählte, beschloss ich, mich Stephens zu entledigen. Das erschien mir am einfachsten.« Lorenzo verzog das Gesicht. »Es war falsch, mich dazu bewegen zu lassen, ihn in einen Vampir zu verwandeln. Ich dachte, er könnte Scalia ersetzen, der mich enttäuscht hatte, aber leider war dein Vater zu klug.«
    »Und ist geflohen.«
    »Genau.« Lorenzos Miene verdüsterte sich. »Aber nicht ohne ein paar Bücher, von denen er wusste, wie sehr ich sie schätze.«
    »Was für Bücher? Aus Giovannis Bibliothek?«
    Lorenzos Augen wurden schmal. »Aus meiner Bibliothek. Unser Vater – denn wir haben denselben Vater; ich nenne Giovanni nur Papà, weil ihn das ärgert –, unser Vater also hat ihm die Bücher hinterlassen, obwohl er sie mir hätte vererben sollen. Egal, was Giovanni darüber denkt: Ich bin es, der sie verdient.«
    Lorenzo brach ab, ächzte verärgert und warf das lange Haar in den Nacken. »Dieser Narr war einfach unfassbar vertrauensselig.«
    »Wer? Giovanni?« Beatrice war noch immer verwirrt. War Lorenzo Giovannis Bruder? Oder sein Sohn? Sie wollte danach fragen, noch dringender aber Näheres über die Bücher wissen.
    »Ich habe ihm gesagt, der verrückte Mönch habe sie alle verbrannt.« Ein Lachen stieg aus seiner Kehle empor. »Und er hat mir geglaubt! Er dachte, sie seien dahin. All seine Bücher und Briefe, Giulianas kostbare Sonette … alles. In Flammen aufgegangen im ›Fegefeuer der

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