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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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von seinem Blut trank und wieder zu Kräften kam. Als sie ihm aber die gekrümmten Fänge in den Arm schlug, zuckte er doch zusammen.
    Schon nach den ersten tiefen Schlucken kehrte ihre Energie zurück, und sie schwangen sich wieder zur Höhe der Klippen empor. Kaum waren sie auf einem grauen Felsen gelandet, beobachteten sie, wie Lorenzos leeres Boot auf den Horizont zuraste. Sein bleicher Passagier aber war noch am Leben und befand sich am Meeresgrund.
    »Im Wasser finden wir ihn nie«, sagte Tenzin.
    »Nein.« Giovanni fluchte innerlich. »Und das weiß er.«
    »Er ist nicht dumm, dein Sohn.«
    »Oh nein.« Giovanni verzog die Lippen und musterte das Meer mit zusammengekniffenen Augen, obwohl Lorenzo tagelang – vielleicht länger – unter Wasser bleiben konnte, um im Schutz seines Elements seine Stärke zurückzugewinnen.
    »Ob er sie noch einmal verfolgen wird?«
    »Er wird sich erholen – in einigen Jahren, denke ich, bei den Verletzungen. Seiner Eitelkeit und der Verbrennungen wegen dürften wir ihn eine Weile nicht zu sehen bekommen.«
    »Aber wir werden ihn wiedersehen«, gab Tenzin zurück.
    Kopfschüttelnd und enttäuscht schloss Giovanni die Augen.
    »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Ein andermal, mein Junge – du erwischst ihn ein andermal.«
    Ihre zuversichtliche Stimme ließ ihn lächeln. Für jemanden in Tenzins Alter waren ein paar Jahre keine Zeit.
    »Ist das eine Prophezeiung? Oder nur Erfahrung, Vogelmädchen?«
    Sie zwinkerte ihm zu. »Vielleicht ein wenig von beidem. Jetzt lass uns deine Frau suchen.«
    Er straffte sich. Die Aussicht, Beatrice wiederzusehen, erfüllte ihn mit Aufregung und Verzweiflung zugleich.
    »Sie ist nicht meine Frau.«
    Die kleine Vampirin lachte. »Aber bald.«
    Auf der anderen Seite der Insel arbeiteten sich Carwyn und Beatrice durch den weicheren Boden der Nordküste und kamen endlich wieder ans Tageslicht. Sich einen Tunnel durch die Felsen der südlichen Klippen und durch das porösere Gestein der nördlichen Hügel zu bahnen, war eine der seltsamsten Erfahrungen in Beatrices Leben gewesen. Sie hatten sich wie in einer Luftblase bewegt, und Steine und Erdreich waren auf ihrem Weg nach Norden vor ihnen zurückgewichen, um gleich hinter ihnen wieder zusammenzurücken. Ab und an hatte Carwyn die Richtung geändert, um Wurzeln oder einen unterirdischen Wasserlauf zu umgehen. Beatrice hatte sich während der Reise an ihn geklammert und das Gesicht oft an seinen Nacken gepresst, um Trümmern auszuweichen.
    Als sie ans Tageslicht kam, sah sie – die Arme noch um Carwyns Hals geschlungen – aus wie eine Kreuzung aus Affe und Bergmann. Sie ließ sich auf den Boden hinab, und beide wischten sich Erde vom Gesicht und räusperten sich.
    »So reisen Erdvampire, Beatrice. Bist du nun bereit für die Höhle am Meer in Hawaii?« Carwyn hustete Staub aus den Lungen. Sie gingen Richtung Wasser und setzten sich auf einen Hang, der zum Meer hinabführte.
    Plötzlich brach sie in Lachen aus, das rasch in Weinen überging; die wochenlange Anspannung und Furcht überwältigten sie, während er ihr den Arm um die Schultern legte. Carwyn sagte nicht, sie solle aufhören oder sich beruhigen, sondern ließ sie die Schrecken der Gefangenschaft ausleben und umarmte sie dabei tröstend.
    Schließlich rieb er ihr beruhigend den Rücken, während sie sich an ihn lehnte, und ihre Tränen bildeten Rinnsale auf ihrer staubigen Haut.
    »Ich dachte, ihr hättet mich vergessen und ich müsste dort sterben.«
    »Nein.« Er räusperte sich. »Niemals, liebes Mädchen. Wir haben dich nicht vergessen.«
    Sie saß schluchzend neben ihm, versuchte sich zu fassen, wischte sich die Tränen aus den Augen und verteilte dabei nur salzigen Schmutz auf ihrem Gesicht.
    »Und jetzt? Wohin reisen wir von hier?«
    »Wir sollen das zerstörerische Duo hier erwarten. Dann schwimmen wir zu dem Boot dort und segeln davon.« Er wies auf das Wasser hinaus, und sie erkannte mit Mühe die Umrisse einer in der Ferne ankernden Yacht. »Wie gut schwimmst du?«
    »Nicht besonders, aber ich denke, das kriege ich hin.« Sie sah an sich herab. »Ich sollte mich waschen. Ich bin ganz dreckig.«
    »Gute Idee.« Sie gingen den Hang hinab, und Beatrice tat es wohl, sich die Beine zu vertreten und dabei den herrlichen Strand vor sich zu sehen.
    »Sag mal, B, was soll dieser Imagewechsel zu weißer Kleidung?«
    »Letzte Meldung: Lorenzo ist ein kranker, unheimlicher Mistkerl.«
    Carwyn blieb stehen und legte ihr die Hand auf die

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