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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Schulter. »Er hat doch wohl nicht –«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich nicht angerührt, sondern nur Psychospielchen mit mir gespielt.«
    »Wie Gio es prophezeit hat«, brummte Carwyn.
    Die Erwähnung des Vampirs, der noch kommen musste, machte sie sehr verlegen.
    »Ich glaube«, erwiderte sie und sah sich dabei um, »ich muss vor allem meine Augen herumwandern lassen. Ich dachte ja, meine Gefängniszelle sei das Letzte, was ich zu sehen bekäme.«
    »Willkommen zurück im Leben«, sagte Carwyn lächelnd.
    Sie liefen ins Wasser, und er hüpfte wie ein Hund herum, ehe er sich aufrichtete und sich schüttelte und seine Tropfen jauchzend in alle Richtungen fliegen ließ. Beatrice schloss die Augen, ließ sich ins warme Meer sinken, streichelte die kleinen Kiesel unter sich und schwamm mit dem Kopf in der Brandung unter Wasser. Sie wand und streckte sich und genoss den natürlichen Auftrieb, den das salzige Wasser ihrem von Muskelkater geplagten Körper bot. Schließlich stieg sie wieder den Strand hinauf und setzte sich zu Carwyn, um auf ihre anderen beiden Retter zu warten.
    »Habt ihr lange gebraucht, um mich zu finden?«
    Aus dem Augenwinkel sah sie ihn nicken. »Es dauerte, bis wir die Insel ausfindig gemacht hatten. Und dann … es ist etwas kompliziert. Am besten, du fragst Gio.«
    Sie ging über diese Bemerkung hinweg. »Wie lange war ich entführt? Ich weiß es nicht einmal.«
    »Sechs Wochen.«
    Sie holte tief Luft, runzelte die Stirn und bemühte sich zu errechnen, welchen Tag sie hatten.
    »Heute ist der 31. Juli.«
    »Stimmt.« Sie nickte. »Richtig. Geht es meiner Großmutter gut? Weiß sie, was passiert ist?«
    »Isadora und Caspar sind wohlauf. Sie machen sich Sorgen, aber es geht ihnen gut. Gio hat ihnen erzählt, dass du entführt wurdest und –«
    »Aber ich wurde nicht entführt.«
    »Was?«
    Sie wandte sich ihm zu, und ihr Blick war leer. »Ich wurde nicht entführt, Carwyn, sondern eingetauscht.«
    Er machte ein langes Gesicht. »Beatrice, du musst mit Gio reden –«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es zu schätzen, dass ihr gekommen seid, um mich zu befreien, aber wir sollten nicht so tun, als sei es nicht passiert. Egal warum – er hat mich gegen etwas eingetauscht, das er für wertvoller hielt.« Ihre Stimme klang heiser, und sie starrte ins Wasser, doch ihre Schulterpartie wirkte straff und entschlossen.
    »He«, Carwyn beugte sich in der Hoffnung vor, sie würde ihn ansehen, »mir ist klar, dass du verärgert bist, und ich verstehe den Grund dafür, aber du musst mir zuhören.«
    Widerwillig begegnete sie seinem Blick und erkannte, wie alt Carwyn ap Bryn trotz seines jungenhaften Charmes war. Seine blauen Augen bohrten sich in ihre, und er sprach leise und gefasst.
    »Was immer du gerade empfindest, vergiss eines bitte nicht: Niemand zieht für einen Bauern in den Krieg.«
    Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie schaute weg. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn den Kopf schütteln.
    »Du weißt es ja nicht … die Sorge um dich hat ihn unwahrscheinlich mitgenommen. In diesem Zustand habe ich ihn seit dreihundert Jahren nicht mehr gesehen. Bitte glaub mir das.«
    »Ich behaupte zwar nicht, dass du mich anlügst…«, begann sie mit erstickter Stimme.
    »Das würde ich auch nie.« Er hielt inne und räusperte sich. »Aber er würde es. Gio würde das tun.« Er beugte den Kopf zu ihr herunter und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Wenn er es für notwendig hielte. Wenn er annähme, es diente deiner Sicherheit, würde er sogar Petrus anlügen.«
    Das war zu viel. Sie schüttelte den Kopf, und langsam machte sich ihre Erschöpfung bemerkbar.
    »Ich verstehe das nicht, Carwyn. Und ich will nicht darüber reden … oder über ihn.«
    Seine Augen waren vor Sorge ganz schmal. »Liebst du ihn denn nicht, B?«
    Das Echo der Brandung zerrte an ihr. »Nicht mehr.«
    Carwyn saß schweigend neben ihr, während sie auf das kleine Boot in der Ferne blickte. Bald hörte sie Stimmen im Wind und wappnete sich innerlich.
    Tenzin und Giovanni landeten am Strand, und er kam auf sie zu. Als sie ihn ansah, bemerkte sie seinen zurückhaltenden Blick. Sie blinzelte, weil sie ihn kaum erkannte. Der furchteinflößende Soldat vor ihr in rabenschwarzer Cargohose und mit rasch heilenden Verbrennungen auf der Brust hatte wenig Ähnlichkeit mit dem höflichen Gelehrten, der sie in der Universitätsbibliothek bezaubert hatte. Er trug seine Haar ganz kurz, und seine Augen blickten

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