Das verborgene Feuer
wohnen in deinem Haus?«, fragte sie und legte ihre Hand fest auf seine.
»Ja – Tenzin und Carwyn auch.«
»Und keiner von Lorenzos Leuten wird mich verfolgen?«
»Die meisten haben wir getötet. Und meine Verhandlungen in Rom und Athen dürften bewirkt haben, dass du von seinen übrigen Verbündeten nichts zu befürchten hast.«
Sie nickte, hielt seine Hand aber noch fester.
»Aber er ist nicht tot?«
Er spürte seine Fänge wachsen. »Nein, ich vermute, er muss sich eine Weile erholen, aber er verfügt noch immer über einige Mittel.«
»Und er wird mir wieder nachstellen. Um über mich an meinen Vater zu kommen.«
Er hob ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen sah. »Ich bringe ihn um, bevor er auch nur in deine Nähe kommt.«
Giovanni sah Zweifel und Zorn in ihren Augen, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter und ließ ihn für den Rest des Flugs nicht mehr los.
Bei der Landung wurde ihm flau im Magen, doch nicht aufgrund von Turbulenzen. Kaum war das Flugzeug ausgerollt, erhob sie sich, doch er nahm sie bei der Hand, ehe sie aussteigen konnte.
Er drückte sie an die Tür und küsste sie. Verzweiflung durchflutete ihn, doch er umschlang sie fest und legte die Hand um ihren Nacken. Aber dann gelang es ihm, sie loszulassen. Und trotz ihrer vollen roten Lippen und des Begehrens in ihrem Blick konnte er den Instinkt besiegen, sie zu beißen und für sich zu fordern.
»Gio –«
»Wir müssen gehen«, hauchte er. »Und zwar sofort. Sonst sage ich dem Piloten, er soll uns nach Chile zurückbringen.«
»Ich will –«
»Deine Großmutter, Beatrice«, knurrte er. »Sie wartet draußen auf uns.«
Sie biss sich auf die Lippen und kniff die Augen zornig zusammen, griff aber nach dem kleinen Lederkoffer, den er ihr in Puerto Montt gekauft hatte, drängte sich an ihm vorbei und öffnete die schwere Tür, die ihr versiegeltes Abteil im Flugzeug schützte.
Er schloss die Lider, verdrängte seine Enttäuschung und atmete langsam ein und aus, bis er seine Selbstbeherrschung zurückgewonnen hatte. Als er das Flugzeug verließ, hielt Isadora Beatrice bereits fest an sich gedrückt, und Caspar betrachtete die beiden mit feuchten Augen.
»Gio«, sagte er, kam auf Giovanni zu und umarmte seinen alten Freund. »Es ist wirklich eine sehr große Erleichterung, euch beide zu sehen.«
»Sind alle im Haus?« Er klopfte Caspar auf die Schulter.
»Tenzin und Carwyn sind auf der Jagd. Sie kehren vor Morgengrauen zurück, aber du musst dich ausruhen. Hast du zu essen bekommen –«
»Mir geht es gut. Fahren wir zum Haus. Es reicht, wenn wir uns morgen mit den beiden treffen.«
»Isadora hat mit mir im Haus gewohnt.«
Giovanni nickte. »Aber natürlich, mein Freund. Das ist doch selbstverständlich.«
Auf der Fahrt saß Beatrice neben Giovanni auf der Rückbank und hatte die Hände im Schoß gefaltet. Kaum angekommen zog Caspar sich mit Isadora in seine Einliegerwohnung zurück, und Beatrice und Giovanni gingen nach oben. Beatrice bezog ihr altes Zimmer, während er langsam eine Etage höherstieg, sich aus dem zerknitterten Hemd schälte und Doyle streichelte, der ihm zur Begrüßung nach Katzenart um die Beine strich.
»Hallo, Doyle«, murmelte er und bückte sich, um das Tier zu streicheln. Dann setzte er sich auf das Bett im Vorraum und atmete die vertrauten Gerüche von Houston ein.
Caspar hatte zum Lüften ein Fenster geöffnet, und schwacher Geißblattduft wehte herein.
Kaum hörte Giovanni sie auf der Treppe, schloss er die Augen. Vorgebeugt und mit auf die Knie gestützten Ellbogen saß er da, als sie eintrat und vor ihm stehen blieb. Er seufzte, als ihre kleinen Hände ihm durchs Haar fuhren und über Hals und Schultern strichen, schmiegte die Wange an sie und schlang ihr die Arme um die Taille.
»Beatrice –«
»Eine Nacht, Gio. Eine Nacht noch?«, fragte sie leise und zog ihn an sich. Er schloss kurz die Lider und nickte. Schließlich sah er ihr in die dunklen Augen, zog sie auf den Schoß, umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und sah ihr tief in die Augen, bevor er sie küsste. Als ihre Lippen sich berührten, schlugen sie buchstäblich Funken, und er spürte seine Haut heiß werden, konnte den Mund aber nicht von ihr lösen oder die Arme davon abhalten, sie immer fester an sich zu drücken, während auch sie sich immer mehr an ihn drückte.
Er stand auf, trug sie in das kleine Zimmer, in dem er seine Tage verbrachte, und legte sie auf das schmale Bett.
»Eine Nacht noch«, flüsterte er und schloss
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